Den SSV Gera ins 21. Jahrhundert führen.
OTZ-Interview mit André Sander.

OTZ Gera / Andreas Rabel

19. Mär 2025

André Sander ist der neue Präsident des SSV Gera. (Foto: Andreas Rabel)
André Sander ist der neue Präsident des SSV Gera. (Foto: Andreas Rabel)

Interview: Warum André Sander zum Präsidenten des SSV Gera gewählt wurde, wie der 37-Jährige den Radsport-Verein voranbringen will und warum er mit dem Rad an die Ostsee fuhr.

Seit zehn Tagen ist der Geraer André Sander Präsident des 225 Mitglieder starken SSV Gera. Erste Amtshandlung war die Unter­schrift unter zwei über fünf Jahre laufende Sponsoren­verträge.

Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus. Wie wird man Präsident des SSV Gera?

(Lacht). Eine gute Frage und nicht mit einem Satz zu beantworten. Bernd Herrmann und ich sind seit 2019 Nachbarn, beruflich gesehen, unsere Firmen grenzen aneinander. Man läuft sich über den Weg und kommt ins Gespräch, erzählt über das Geschäft. Und Bernd Herrmann hat mir vom SSV Gera erzählt, von seinem ehrenamtlichen Engagement. Das hat meinen Nerv getroffen. Auch ich bin der Meinung, man sollte sich ehren­amt­lich engagieren. Etwas Gutes zu tun und sich für den Radsport-Nachwuchs einzusetzen, ist eine sehr schöne Aufgabe.

Wie ging es weiter?

Zunächst, das war 2022, bin ich als Sponsor eingestiegen. Das Logo meiner Firma ist auf dem Trikot-Rücken zu sehen. Dann habe ich mehr und mehr erfahren über den Verein, auch dass Olaf Albrecht als Präsident aufhört. Dann war es nur noch ein kleiner Schritt, bis mich Bernd Herrmann für die Kandidatur als Vereinspräsidenten vorgeschlagen hat.

Nun sind Sie es, haben keinen Stallgeruch, kommen nicht aus dem Verein und auch nicht vom Radsport.

Wenn Sie so wollen, bin ich ein Quereinsteiger. In jungen Jahren habe ich Basketball gespielt und Fußball.

Nun sind Sie unter die Radsportler gegangen?

Ich bin tatsächlich Hobby-Radsportler. Von Gabriel Grozev habe ich ein Rennrad übernommen und habe mich von Gera aus zu meiner ersten großen Tour aufgemacht. Ich bin in zwei Tagen nach Rostock gefahren, 250 Kilometer am ersten Tag und am nächsten die 200 Kilometer bis an mein selbstgesetztes Ziel. Jetzt ahne ich, was die Renner leisten müssen, wie es ist, eine 250-Kilometer-Etappe zu fahren. Es war eine gute Erfahrung. Ich war bei mir, konnte nachdenken und habe das Handy aus­ge­schaltet.

Eine Ausnahme, nehme ich an. Beruflich sind Sie schon kräftig eingespannt, oder?

Ja, als Geschäftsführer eines Unternehmens rund ums Auto habe ich gut zu tun. Aber meine Firma hat sich gut entwickelt.

Auch beruflich gesehen, sind Sie ein Quereinsteiger?

Ja, ich habe eine Ausbildung als Kaufmann im Einzelhandel gemacht und habe 14 Jahre lang in meinem Beruf gearbeitet. Als die Möglichkeit kam, die Firma zu übernehmen, musste ich nicht groß überlegen. Doch weil ich im Beruf wie auch im Verein verstehen möchte, wie die Abläufe sind, habe ich eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker gemacht. Vor kurzem habe ich meinen Meisterbrief erhalten, habe alles im Selbststudium gemacht, ohne Schulbank, ohne Kurse.

Respekt! Sie nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand, sind ein Macher. Auf was für einen Präsidenten können sich die SSV-Radsportler freuen? Wie wollen Sie ihr Amt ausfüllen?

Noch bin ich in der Kennenlernphase. Als Präsident möchte ich präsent sein, zum Anfassen, offen für die Sorgen und Nöte der Vereinsmitglieder. Am Wochenende bin ich in Erfurt auf dem Verbandstag des Thüringer Radsport-Verbandes. Die Tage habe ich eine Trainingsfahrt mit der Trainerin Jasmin Müller und ihrer U11-Trainingsgruppe unternommen. So nach und nach werden mich alle kennenlernen.

Das ist jetzt aber keine Drohung, oder?

(Lacht) Nein, natürlich nicht. Kennenlernen im Sinne von etwas voneinander erfahren.

Was wollen Sie als Präsident anpacken?

Ich möchte den Verein ins 21. Jahrhundert führen. Dazu gehört, dass wir die Arbeit im Vorstand digitalisieren, sodass die Ordner so nach und nach ins Archiv wandern können. Der SSV Gera ist ein gut geführter Verein, der erfolgreichste Nachwuchsverein in Thüringen. Das soll so bleiben. Wir wollen aber nichts konservieren. Ich bin offen für neue Ideen, neue Impulse. Ich bin aber auch einer, der vorangehen möchte. (OTZ/A.Rabel) ­


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