Olympia-Atmosphäre überall.

OTZ Gera / Lea Graepler

30. Aug 2024

Christian Magiera (Foto: Andreas Rabel)
Christian Magiera (Foto: Andreas Rabel)

Der Geraer Christian Magiera über seine Zeit in Paris als Kommissär für den Radsportweltverband UCI. Über Kontrollen und der Vergleich mit Tokio.

„Ich kriege jetzt Gänsehaut, wenn ich daran denke“, erzählt Christian Magiera, nachdem er von den Olympischen Spielen in Paris zurückgekehrt ist. Knapp drei Wochen war er als Technischer Kommissär für den Radsport vor Ort und konnte vieles an Erfahrungen und emotionalen Momenten erleben.

Erneute Einladung für den Geraer kam überraschend.

Zunächst klingt es nach einer einfachen Aufgabe. Fahrräder und Kleidung kontrollieren. Doch schnell ist zu erahnen, dass ein hoher Grad an Sorgfalt benötigt wird. Räder werden geröntgt, Material wird geprüft und sogar die Sitzposition der Fahrer wird kontrolliert. „Wir haben uns eine Woche lang hingesetzt und das Material der Teams geprüft“, meint Magiera. Teilweise brachten die Nationen bis zu 387 Items (Artikel / Anm. d. Red.) an Material, was kontrolliert werden musste. Zwischenfälle habe es jedoch kaum gegeben. Und das, obwohl alles sehr nah an den Grenzen des Erlaubten liege. „Aber das ist halt Olympia. Da gehen alle voll an die Grenze von dem, was geht.“

Dass die Olympischen Spiele auch für ihn selbst etwas Besonderes sind, wird schon durch seine Erzählungen deutlich. „Das ist nicht anders als bei den Sportlern. Das ist das größte Sportereignis der Welt und dort dabei zu sein ist besonders“, so Magiera. Es sei bemerkenswert gewesen, dass sich die UCI ein weiteres Mal mit den Worten „Herzlichen Glückwunsch, wir laden Sie zu den Olympischen Spielen ein“ meldete.

Seine erste Olympia Erfahrung konnte er 2021 in Tokio sammeln. Dort habe er allerdings durch die damaligen Covid-Maßnahmen „den Olympischen-Geist vermisst“. In Paris hat er ihn wiedergefunden. „Das war eine andere Welt“, erinnert er sich.

Gerade bei Erfolgen seien die Emotionen unhaltbar gewesen. Vor allem bei den deutschen Triumphen fieberte er besonders mit, „weil man natürlich einen engeren Kontakt zu den Sportlern hat“.

In Paris konnte er auch viele bekannte Gesichter entdecken. Maximilian Dörnbach, der für Deutschland als Radsportler antrat, habe einst ein FSJ bei Magiera gemacht. Damals sei es der Wunsch der beiden gewesen, irgendwann zusammen bei den Olympischen Spielen zu stehen. In diesem Jahr ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen. Auch mit der Geraer-Starterin Lena Reißner fieberte er besonders mit. „Das war schön zu wissen, dass Gera jetzt einen Olympia-Teilnehmer hat“, erzählt Magiera.

Lobende Worte gibt es auch für Paris als Ausrichter. Alle seien sehr begeistert gewesen, das Großereignis bei sich begrüßen zu dürfen und das habe man überall gespürt. Magiera spricht von einer „Olympia-Überall“-Atmosphäre, die sich den gesamten Aufenthalt lang gehalten hat.

„Beim Zeitfahren auf der Straße hat es die ganze Zeit geregnet und trotzdem war die Strecke voller Menschen“, so der UCI-Kommissär.

Auch Deutschland möchte Ausrichter dieses Sportevents sein und hat sich offiziell als Ausrichter für die Olympischen Spiele 2040 beworben. Magiera ist sich sicher, dass es hier genauso gut funktionieren würde, wie bei unseren Nachbarn. „Für was es dringend gebraucht wird, ist die Sportentwicklung, wenn man sieht, wo wir jetzt im Medaillenspiegel stehen“. Doch man müsse dafür einiges tun: „Wenn wir Olympia 2040 bekommen, müssen wir sofort mit der Talentsichtung anfangen. Im Radsport sind die Talente jetzt vielleicht fünf bis zehn Jahre alt“, mahnt Magiera, wenn man ähnliche Erfolge feiern will wie Frankreich.

Es gehe auch darum, wieder eine größere Sportbegeisterung bei den Kindern hervorzurufen. In Frankreich habe man in der Vorbereitung zu Olympia die Schulsport-Stunden auf eine Stunde pro Tag erhöht. In Deutschland schaffe man momentan nicht mal drei pro Woche. „Die Olympischen Spiele 2040 können als Motivation und Identifikation wirken“, so Magiera.

Ob er selbst nochmal eine Einladung zu den Olympischen Spielen bekommt, steht in den Sternen. Doch sicher ist, dass die Erinnerungen und Erfahrungen aus Paris bleiben werden und auch noch in Zukunft für Gänsehaut sorgen. (OTZ/L.Graepler)


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