Auch das olympische Rennen ist nur vier Kilometer lang.
OTZ-Interview der Woche mit Lena Reißner.
OTZ Gera / Andreas Rabel
27. Aug 2024
- Lena Reißner auf der Geraer Etappe der Lotto Thüringen Ladies Tour. Am Sonnabend um 9 Uhr empfängt der SSV Gera seine Olympionikin auf der Geraer Radrennbahn. (Foto: Peter Michaelis)
Interview der Woche mit Lena Reißner vom SSV Gera, die zunächst als Ersatz in Paris angereist, im Bahn-Vierer und im Madison im Einsatz war.
Als Ersatzfahrerin ist Lena Reißner in Paris angereist. Doch dann ging alles sehr schnell. Einsatz im Bahnvierer im Lauf um Platz fünf und gemeinsam mit Franziska Brauße im Madison am Start.
Viel Zeit, im Grunde genommen gar keine, blieb Ihnen, um die Olympia-Erlebnisse sacken zu lassen. Es ging gleich wieder rund, oder?
Das trifft es. Montag war ich wieder in Erfurt. Koffer auspacken. Koffer neu packen und Dienstag ging es nach Berlin zu den Deutschen Meisterschaften.
Da lief es nicht so rund. Sie waren erkältet?
Bin ich immer noch ein bisschen. Im Vierer bin ich mit dem LKT-Team gefahren. Wir sind Meister geworden. Ziel erfüllt. Aber es scheint, dass sich der Körper mit der Erkältung eine Auszeit erkämpft hat. Seit Februar läuft die Saison. Da kam einiges zusammen. Straßenrennen wie die Normandie-Rundfahrt oder der Scheldepreijs und die Lotto Ladies Tour in Thüringen.
Und EM-Dritte mit dem Bahnvierer sind Sie auch geworden. Mit einer starken Leistung im Lauf um Platz drei haben Sie sich nachdrücklich für die Olympischen Spiele in Paris empfohlen. Zunächst sah es so aus, dass Sie im Velodrom Saint-Quentin-en Yvelines die Entscheidungen nur von der Tribüne aus verfolgen würden?
Die Nominierung für meine ersten Olympischen Spiele, das war mein Ziel in diesem Jahr, das habe ich geschafft. Wir sind zu fünft nach Paris gefahren und Franziska, Lisa, Mieke und Laura haben mich nicht spüren lassen, dass ich Ersatz bin. Ich habe die komplette Vorbereitung mitgemacht, mich vorbereitet, als würde es um alles gehen.
Der Bahnvierer mit Lisa Brennauer an der Spitze war in Tokio 2021 in Weltrekordzeit von 4:04,242 Minuten Olympiasieger geworden. Lisa war als TV-Expertin in Paris. Wie bewerten Sie, dass es nur für den Lauf um Platz fünf gereicht hat?
Das war schon schade. Natürlich hatten wir gehofft, es vielleicht doch in das kleine Finale zu schaffen, um noch um eine Medaille mitkämpfen zu können. Aber die anderen Nationen standen die letzten drei Jahre nicht still und konnten einfach stärkere Zeiten abliefern.
Und dann hieß es. Sie kommen für Laura Süßemilch in den Vierer. Wie war das?
(Lacht!). Aufregend, emotional, krass. Ich hatte nicht damit gerechnet und ich hatte leise Zweifel, ob ich das packe, ob ich gut fahren könnte. Auch wenn es nicht mehr um eine Medaille ging, ich nichts zu verlieren hatte, ein Start bei Olympia ist etwas Besonderes. Die Welt schaut zu. Ich habe es gut hinbekommen, kann mit meiner Leistung zufrieden sein. Ich habe mir immer wieder gesagt. Es ist Olympia, es ist eine 4000-m-Verfolgung, es dauert etwas mehr als vier Minuten – du kannst das, du trainierst das, also reinhauen.
Und dann hat es hingehauen. An Ihnen lag es nicht, dass er Lauf gegen die Französinnen verloren ging.
Ja, ich habe mich gut gefühlt, bin auf Position drei gefahren. Seit längerem ist es bei uns in der Mannschaft so, dass nur die Fahrerinnen auf Position eins und zwei zweimal Führungsarbeit leisten. Ich hätte mir im Nachhinein auch eine zweite Führung zugetraut.
Der USA-Vierer war bei seinem Finalsieg gegen die Neuseeländerinnen vier Sekunden schneller. Das sind bald siebzig Meter. Wie sehen Sie die Möglichkeiten, wieder ganz vorn mitzufahren?
Ich kann für mich sagen, dass ich das richtige Konzept verfolge. Die Grundlagenausdauer holen wir uns auf der Straße. Ich fühle mich da bei meinem LKT-Team gut aufgehoben. Das Ziel für meine Leistungsentwicklung ist es, auch am Ende der viertausend Meter eine zweite Führung in hohem Tempo fahren zu können.
Die 4000-m-Verfolgung ist Ihre Disziplin, auch ihre Lieblingsdisziplin?
Ja, ich liebe die Fahrt mit dem Bahnvierer. Das Tempo, die Harmonie in der Mannschaft, die Wechsel, all das ist für mich ein schönes Rennen, ein schönes Gefühl.
Blicken wir noch einmal auf Paris. Wie bewerten Sie Platz 13 im Madison?
Wir konnten mithalten, aber Chancen auf Punkte oder gar einen Rundengewinn hatten wir nicht, das muss man ehrlicherweise sagen. Wir konzentrieren uns auf die Verfolgung, andere Nationen haben gar keinen Bahnvierer, qualifizieren sich über das Madison für die großen Turniere – da sind schon Spezialisten am Start.
Was bleibt von Paris 2024, Ihren ersten olympischen Spielen?
Es war ein Erlebnis. Die Stimmung war toll, auch bei uns im Velodrom. Im Lauf um Platz fünf sind wir gegen die Gegnerinnen und die Halle gefahren. Da war schon was los in der Halle. Sonst haben wir Bahnradsportler nicht viel mitbekommen vom olympischen Flair, weil wir südwestlich von Paris in unserem Hotel bleiben mussten. Einen Besuch im olympischen Dorf haben wir geschafft und die Abschlussfeier haben wir mitgemacht.
Nun ist aber mal ein wenig Zeit zum Regenerieren?
Die Saison ist längst nicht zu Ende. Ich bin noch viel im Einsatz, fahre diverse Kriterien, in der Lausitz auch ein Straßen-Derny-Rennen. Ja, und im Oktober finden in Kopenhagen die Weltmeisterschaften statt, da möchte ich im Vierer fahren.
Eine Frage noch. Hat Bundestrainer Andre Korff die Paris-Starter zusammengenommen und gefragt, wer macht noch einen olympischen Zyklus.
Ja, hat er.
Und was haben Sie geantwortet?
Ich gehe auf jeden Fall das Ziel Olympia in Los Angeles an. (OTZ/A.Rabel)
siehe OTZ.de >>
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