Wer Olaf Ludwig groß machte.
OTZ Gera / Andreas Rabel
11. Dez 2023
- Die Protagonisten des Abends: OB Julian Vonarb, Enrico Richter, Ulli Wegner, Olaf Ludwig und Olaf Albrecht. (Foto: Tobias Nickel)
50 Jahre SG Wismut Gera: 170 Ehemalige treffen sich, um alte und neue Geschichten zu erzählen.
Wiedererkennen auf Anhieb, das klappte nicht immer. Doch Ulli Wegner war im Bilde: „Du bist doch der mit dem gebrochenen Arm. Ist nicht beim Boxen passiert, sondern beim Fußball.“ Genau so war es Mitte der 70er Jahre. Andere weiteten die Augen, überlegten, lernten sich am Freitag praktisch zum zweiten Mal kennen.
Gründung der SG Wismut am 29. November 1973.
Vor 50 Jahren wurde die SG Wismut Gera mit den Sektionen Boxen und Radsport gegründet, ein Grund sich zu treffen, alte und neue Geschichten zu erzählen. Der Saal im Clubzentrum „Comma“ war gefüllt, der Geräuschpegel der 170 Ehemaligen entsprechend. Olaf Albrecht, einst Wismut-Boxer, heute Präsident des SSV Gera 1990, der Nachfolgeverein der SG Wismut, eröffnete den Abend, fragte nach, wer 1973 bei der SG-Gründung dabei war und staunte, wie viele Hände nach oben gingen.
Wie eine Niederlage Enrico Richter den Weg zu WM-Silber ebnet.
50 Jahre SG Wismut: Zigtausend Runden im Ring. Millionen Kilometer auf dem Rad – große Erfolge. Enrico Richter war 1975 nach Gera gekommen, wurde in der damaligen Bezirksstadt sesshaft. „Ich hab‘ mich von Anfang an wohl gefühlt – und bin geblieben.“ Mit 25 schlug er erstmals richtig zu. Dass er 1986 zur WM in die USA fliegen konnte, war einer taktischen Meisterleistung beim internationalen Chemiepokal in Halle geschuldet. Die Final-Niederlage gegen den Kubaner Angel Espinosa ebnete den Weg. Wismut-Trainer Rudi Rochel hatte seinen Schützling zur Seite genommen und bläute ihm ein: „Enni, du rennst weg, du lässt dich auf nichts ein.“ Gesagt. Getan. „Meinem Trainer habe ich voll vertraut, also bin ich stiften gegangen.“ Die Halle brüllte, wollte einen Schlagabtausch sehen: „Mach das Licht aus, du Traumtänzer“, schallte es von den Rängen. Enrico Richter kam über die Zeit, entging harten Treffern und einem K.o., der eine vierwöchige Schutzsperre nach sich gezogen hätte, die WM hätte er abhaken können, wäre nicht als Vizeweltmeister zurück nach Gera gekommen.
BC Wismut Gera setzt Box-Tradition in der Stadt fort.
Als die Boxer 1997 aus dem SSV Gera austraten, sich als BC Thüringen Gera versuchten, war Enrico Richter nicht dabei. Heute ist er es wieder. Die Stadt Gera ohne einen Boxverein, das geht nicht. Ehemalige Wismut-Boxer gründeten 2006 den BC Wismut Gera. Jürgen Panse ist seither der Vereinspräsident, trainiert wird im Ulli-Wegner-Sportzentrum in Lusan.
Als Olaf Ludwig noch ein schmächtiges Kerlchen war.
Olaf Ludwig nahm den Faden auf, versetzte den Saal in die 70er Jahre. „Wenn wir gewonnen hatten, dann gab es von der Küche immer eine Torte. Das war klasse“, berichtet er. Er sei damals klein und schmächtig gewesen. „Wir hatten drei Gute und fünf Schlechte und ich war der Beste von den fünf Schlechten und durfte im Vierer mitfahren, wurde Kreismeister, Bezirksmeister, DDR-Meister und dann wurde es immer besser“, erzählt der Olympiasieger und setzt noch einen drauf: „Ihr könnte euch bestimmt noch an die bunten Essensmarken erinnern?“ Die meisten konnten, abgestuft nach Sportart, Status und Statur wurde verpflegt. „Und weil ich so ein kleines Kerlchen war, hat mir Anna aus der Küche immer noch einen Schlag drübergeschoben. So konnte ich wachsen und ein Großer werden. Danke Anna.“
Ulli Wegners Weg in die Welt des Boxens begann in Gera.
Der Abend nahm Fahrt auf. Grüppchen fanden sich. Selfies wurden geschossen – die Weinbar aufgesucht. Mittendrin Ulli Wegner. Als Amateurboxer landete er in Gera. Mit der BSG Wismut erkämpfte er 1970 den DDR-Mannschaftsmeistertitel. 15 Jahre lebte er in der Stadt, die ihn „gefördert, gefordert und gelassen hat“, wie er es ausdrückt. Hans Spazierer hatte in ihm den künftigen Trainer gesehen, stellte den damals 27-Jährigen am 6. September 1971 der Mannschaft als seinen Co-Trainer vor. Alles, was sich dann entwickelt hat, begann in Gera.
Schlosser, Schweißer, Kfz-Meister und Trainer ist Wegner geworden. Er wollte vorwärtskommen im Leben, etwas leisten, sich etwas leisten, nichts verpassen. Im Gera der 1970er-Jahre war nicht daran zu denken, dass der gebürtige Stettiner einmal Profibox-Weltmeister herausbringen würde, sein einnehmendes Wesen, das zeigte sich aber schon damals. Wer ihn einmal erlebt hat, der vergisst ihn nicht. Wegner wurde zum Bezirkstrainer berufen, verbunden aber auch mit viel Schreibarbeit. Nicht sein Ding. Doch der schriftliche Arbeitsnachweis musste sein. Als man ihm eine Schreibmaschine auf den Tisch setzte, prallten Welten aufeinander.
Langes Wochenende in der alten Heimat.
Unwillig und unfähig hackte er auf den Tasten. Bam! Dann eine lange Pause: Bam! „Ich finde die Buchstaben nicht, und vom ganzen Suchen kriege ich auch noch Schmerzen im Kapuzenmuskel“, maulte er. Man hatte ein Einsehen. So wurde Wegner wohl der erste Bezirkstrainer, dem eine Sekretärin zur Seite stand, die seine handgeschriebenen Berichte abtippte - und die Berichte waren lang. Wegner war gründlich. „Ich war in Gera zu Hause, das erste Mal nach meiner Wanderschaft“, blickt er nicht ohne Wehmut zurück. Dennoch nahm er 1979 ein Angebot an, als Trainer zum TSC Berlin zu gehen. Eine große Erfolgsgeschichte begann, jüngst wurde der 81-Jährige in die Hall of Fame aufgenommen. Und weil er schon mal in seiner alten Heimat war, hing er einen Tag dran und gratulierte Werner Gladenbeck, einem seiner Weggefährten zum 86. Geburtstag. (OTZ/A.Rabel)
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