Regeländerungen einen Tag vor WM-Start.
OTZ-Interview der Woche mit UCI-Kommissär Christian Magiera.
OTZ Gera / Andreas Rabel
15. Aug 2023
- UCI-Kommissär Christian Magiera, bei der WM in Glasgow Chef der 22-köpfigen Jury.
Interview der Woche mit UCI-Kommissär Christian Magiera über den blauen Teppich und knifflige Entscheidungen.
Bei den Olympischen Spielen in Tokio rettete er sich, als sich ein Sturz vor ihm seinen Augen ereignete, mit einem kühnen Sprung über die Bande – im Fernsehen zu sehen. Auf dem Weg zu einem Einsatz als UCI-Kommissär nach Wales wurde er am Flughafen abgeführt: Sprengstoffverdacht. Als Starter hatte er zuvor bei der Bahnrad-WM einige Rennen ab- und anschießen müssen – und auf dem UCI-Anzug fanden sich noch Pulverreste.
Die Reise zur WM nach Glasgow verlief glatt? Sie mussten nicht in den Lauf einer gezückten Waffe schauen?
(Lacht). Jetzt kann ich drüber lachen, aber als mir das 2018 passiert ist, war das nicht lustig.
Als Jury-Chef kommen Sie ohne Pistole aus, der Starter hatte bei der WM in Glasgow dennoch alle Hände voll zu tun?
Hatte er. Erstmals wurden die Bahnrennen der Nicht-Behinderten und die der Parasportler in einer Veranstaltung durchgeführt. Für die Sportler mit Handicap eine riesige Aufwertung. Die Halle war an jedem Wettkampftag voll, ab dem dritten Tag ausverkauft. Die Briten lieben den Bahnradsport und sind auch im Parasport stark. Die Stimmung in der Halle spitze.
Nicht nur das Sir Chris Hoy-Velodrome war gut gefüllt, sicher auch der Innenraum, das muss ja ein Gewimmel gewesen sein?
Das musste sich alles erst einspielen. Der Weltradsportverband UCI hat den Zugang reglementiert. Gerade an den ersten, der insgesamt neun WM-Tage, als die Mannschaftswettkämpfe rollten, da war es eng. Die Organisatoren hatten es so gelöst, dass in der Halle nebenan die Fahrerlager untergebracht waren, und auch die Siegerehrungen dort stattfanden, um alles ein wenig zu entzerren.
Die Jury hatte dieses Mal eher hinter den Kulissen zu kämpfen, oder?
Die UCI hatte einen Tag vor dem Start der Bahn-WM Regeländerungen implementiert, die wir als Jury umsetzten mussten.
Einen Tag vor der WM, immer noch rechtzeitig.
(Schmunzelt!) Das kann man so sehen.
Waren die Änderungen gravierend?
Der Weltverband sagte, nein.
Doch der Teufel steckt im Detail.
Nehmen wir das Beispiel Verwarnung oder Disqualifikation. Bisher galt die Sanktion für den einen Wettkampf. Neu: Eine Disqualifikation erstreckt sich auf das komplette Turnier. Du bist raus.
Für eine Disqualifikation gibt es gewichtige Gründe?
Mit der neuen Regel soll in erster Linie unsportliches Verhalten bestraft werden, das ist richtig. Aber was ist, wenn sich ein Sportler nicht wohl fühlt und auf einen Start zum Beispiel im Sprint-Vorlauf verzichtet, darf er dann auch nicht mehr beim Keirin antreten? Was ist, wenn es Programmüberschneidungen oder Verschiebungen gibt, der Sportler sich entscheiden muss, ob er kurz hintereinander startet, oder nicht?
Was ist die Lösung?
Wir haben als Jury entschieden, dass es eine Disqualifikation, die dann für die komplette WM gelten muss, nur in schweren Regelverstößen geben soll. Das widersprach zwar dem Änderungstext, entsprach aber der Intention der UCI, wie sie im Vorfeld kommuniziert wurde.
Teams und Sportler wussten das?
Wir haben als Jury Präsentationen erstellt, Präzedenzfälle erarbeitet, in der Teamleiter-Besprechung unsere Regelauslegungen erläutert. Als Jury wollen wir unseren Spielraum nutzen, dass es möglichst eine sportliche Entscheidung gibt, nicht die Jury den Rennverlauf bestimmt.
Wie war das beim Mannschaftszeitfahren mit dem blauen Teppich?
Genauso. Die Besten sollen auch gewinnen. In der Qualifikation hat die chinesische Para-Teamsprint-Mannschaft die Bahn verlassen, ist unten über den blauen Teppich gefahren. Eigentlich ein Grund zur Distanzierung, doch bei zwei Sekunden Vorsprung auf den Gegner nicht rennentscheidend.
Die Renner haben 70 Sachen drauf, fahren zum Teil einarmig.
Eben. Und im Finale begingen die Chinesen den gleichen Fehler. Die unterlegenen Briten standen sofort auf der Matte, denn dieses Mal war es knapp. Gut, dass wir jedes Rennen per Video aufzeichnen. Wir haben den Schirm geteilt und das Rennen der Briten und Chinesen parallel laufen lassen. Und Sie werden es nicht glauben. Die Briten haben den gleichen Fehler gemacht. Gold für China vor Großbritannien – sportlich die richtige Entscheidung.
Abgesehen von den kniffligen Entscheidungen, die die Jury treffen musste, was war sportlich ihr Highlight in Glasgow?
Gold und Weltrekord der deutschen Teamsprinterinnen Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch.
Das lässt für Paris 2024 hoffen. Wie bewerten Sie ihre Chancen, nach Tokio zum zweiten Mal bei Olympischen Spiele als UCI-Kommissär nominiert zu werden?
Schwer zu sagen. Die UCI entscheidet. Ich lass mich überraschen. (OTZ/A.Rabel)
siehe OTZ.de >>
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