Benjamin Bock: Schnell in Tritt.

OTZ Gera / Andreas Rabel

13. Jun 2023

Benjamin Bock, begann in Gera mit dem Radsport. (Foto: Andreas Rabel)

Benjamin Bock ließ sich von einer Verletzung nicht aus der Bahn werfen, kam sogar gestärkt zurück, stellte einen deutschen Jugend-Rekord auf.

Glück im Unglück. Als Benjamin Bock zur Erfurter Radrennbahn radelte, brach die Gabel seines Fahrrads und er stürzte, brach sich die Kniescheibe an. „Das war schlimm“, sagt er, „aber zum Glück war die Kniescheibe nur angebrochen, sonst hätte ich noch viel länger aussetzen müssen.“

Der Unfall geschah im Herbst 2022, doch erst im Januar saß der 15-Jährige erstmals wieder auf dem Ergometer. Nicht nur die Verletzung trübte die Stimmung. Zweifel, ob er den Trainings­rückstand wieder aufholen könne, machten sich breit. Zum anderen wurde ihm bewusst, wie wichtig ihm der Radsport ist, was er verlieren würde, wenn er nicht mehr in Tritt kommt.

Behandelnder Arzt in Erfurt war Dr. Christian Geßner, der aus Gera kommt und WM-Dritter im Schwimmen war. Schnell und auf kurzem Wege leitete er alle notwendigen Behandlungen und Untersuchungen ein, mentale Unterstützung und Zuspruch kam von Bundestrainer Maximilian Levy.

Und so kam das Sprint-Talent wieder auf die Beine. Einst über die Schul-AG zum SSV Gera gekommen, trainierte er bei Paula Kerndt und Heike Schramm, die bald erkannten, ein Bergfahrer wird er nicht, aber schnelle Beine, einen kräftigen Antritt, den bringt er mit.

Seither ist Benjamin Bock Bahnradsportler, Sprinter – und das mit Erfolg. In der U15 fuhr er gemeinsam mit dem Jenaer Bruno Geißler bei den Deutschen Meisterschaften im Madison zur Silbermedaille. Im Vorjahr wurde er in der U17 DM-Zweiter in der Disziplin 500 Meter stehend. Da war die Entscheidung zu Gunsten des Radsports natürlich längst gefallen. Dass es zweirädrig wird, das war früh klar. Vater Andreas fährt Enduro, der Sohn stieg aufs Mountainbike – gutes Training, um später auf dem Geländemotorrad zu sitzen. Doch dann wurde es Bahn­rad­sport – und er hat es nicht bereut und die Familie steht hinter ihm, unterstützt ihn, wo es geht.

„Die Geschwindigkeit, der schnelle Tritt, das fasziniert mich am Sprint“, sagt er. Als Lieblingsdisziplin nennt er Keirin, den Kampf­sprint. Das Derny macht das Sprinterfeld zunächst schnell und gibt dann das Rennen frei, „das ist meins, da ist Tempo drin“. Im klassischen Sprint sieht Benjamin Bock noch die meisten Reserven, „da fehlt mir noch Erfahrung, um die richtigen Ent­schei­dun­gen zu treffen, ob ich von vorn fahre oder einen langen Sprint ansetze.“ Nichts, was man nicht lernen könnte. Das zweite Jahr lernt er am Sportgymnasium in Erfurt, Trainer ist Sascha Jäger. Was Benjamin Bock drauf hat, zeigte er bei seinem Saisoneinstieg nach überstandener Verletzung. Über 200 Meter fliegend stellte er in 10,674 Sekunden einen deut­schen U17-Jugendrekord auf, hält in Augsburg den Bahn­rekord. In der Bahnrad-Nachwuchs-Liga fährt er nach drei Rennen im Führungstrikot. Bundestrainer Maximilian Levy ist längst auf den Geraer aufmerksam geworden, Einladungen zu Lehrgängen folgten.

Pläne für die sportliche Zukunft hat Benjamin Bock, international mit Erfolg sprinten. „Darüber denke ich nicht aber groß nach. Eins nach dem anderen“, sagt er und das nächste, das sind die Deutschen Meisterschaften in Cottbus. 500m stehend, Sprint, Keirin und Teamsprint fährt er, Medaillen will er – kein Wunder, bei den bisher gezeigten Leistungen. (OTZ/A.Rabel)


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