Millimeterentscheidung auf der Schlussetappe.

OTZ Gera / Jens Lohse

04. Okt 2022

Die Geraerin Enie Böttcher fährt der Konkurrenz auf der leicht an­stei­gen­den Zielgeraden in Münchenbernsdorf davon und sichert sich so noch den Gesamterfolg der Altersklasse U13w.  (Foto: Jens Lohse)
Die Geraerin Enie Böttcher fährt der Konkurrenz auf der leicht an­stei­gen­den Zielgeraden in Münchenbernsdorf davon und sichert sich so noch den Gesamterfolg der Altersklasse U13w. (Foto: Jens Lohse)

Wie Enie Böttcher noch den Gesamtsieg bei der Ost­thü­rin­gen Tour holte und welchen Tipp die Geraerin von Welt­meis­te­rin Stella Müller bekam.

Enie Böttcher hatte sich viel vorgenommen. Die 12-Jährige vom SSV Gera lag vor der letzten Etappe der 19. Ostthüringen Tour als Gesamtzweite noch in Schlagdistanz zur in der U13 füh­ren­den Hanna Hagemann vom Team Pfälzer Land.

14 Punkte betrug der Rückstand der Siebtklässlerin vom Zabelgymnasium, die beim Prolog am Freitag in Debschwitz noch mit den Folgen einer Erkältung zu kämpfen hatte und deshalb mit Rang vier nicht unzufrieden gewesen war.

Am zweiten Tag an ihrem Lieblingsort Silbitz belegte Enie Böttcher den zweiten Platz im Geschicklichkeitsfahren und gewann anschließend das Rundstreckenrennen vor ihrer schärfsten Rivalin. Nun griff die ehrgeizige Geraerin auf der Schlussetappe nach den Sternen, war aber auf Schützenhilfe der Konkurrenz angewiesen. Denn schon ein zweiter Platz hätte Hanna Hagemann gereicht, um den Gesamtsieg abzusichern.

Geraerin Enie Böttcher setzt ihren Plan in München­berns­dorf um.

Doch Enie Böttcher hatte einen Plan. Vier anstrengende Runden waren zu absolvieren. Nach der Hälfte der Distanz gab es einen Prämiensprint, den die Lokalmatadorin vor Hanna Hagemann aus Bad Dürkheim für sich entschied. Damit hatte die Geraerin weitere zwei Zähler gut gemacht und rüstete sich für den finalen Sprint auf der leicht ansteigenden Zielgeraden.

„Ich bin als Zweite in günstiger Position aus der letzten Kurve gekommen und habe dann noch einmal alles gegeben. Keine der Gegnerinnen konnte mein Hinterrad halten“, meinte der Schützling von U13-Trainer Christian Wiencek.

Enie Böttcher siegte mit großem Vorsprung vor Josefine Wendel aus Unna und Hanna Hage­mann im Gelben Trikot. Sofort nach der Zieldurchfahrt begann das große Rechnen. Genau 14 Zähler hatte die Geraerin mehr verbuchen können als Hanna Hage­mann, die in diesem Jahr bereits die Südpfalz-Tour gewonnen hatte. Unterm Strich hatte sich also Enie Böttcher (434 Punkte) mit einem hauchdünnen Vorsprung von zwei Zählern durch­ge­setzt und sich so mit dem praktisch letzten Sprint der Ost­thü­rin­gen Tour das Gelbe Trikot gesichert.

Logisch, dass sich die Gesamtsiegerin ein paar kleine Trän­chen der Freude wegwischen musste, als ihr Oma Christine, Mama Nadine und Schwester Gwen gratulierten. Ihrer großen Schwester hatte sie nacheifern können. Gwen Böttcher konnte 2017 in der Altersklasse U11 gewinnen. „In der neunten Klasse würde ich gern als Sprinterin ans Erfurter Sport­gym­na­sium wechseln. Das ist mein großes Ziel“, verriet Enie Böttcher, die damit im nächsten Jahr nochmals bei der Ost­thü­rin­gen Tour zu sehen sein dürfte.

Auch SSV-Trainerin Heike Schramm war extrem stolz auf die Zwölfjährige. „Ich hatte mit ihr vor den beiden Etappen in Silbitz gesprochen und ihr geraten, zurückhaltend und nicht so viel im Wind zu fahren, um Kräfte zu sparen. Schon da war sie im Ziel­sprint von den anderen nicht zu halten. Das hat sie heute wiederholt. Sie ist sehr klug gefahren“, lobte Heike Schramm. U13-Trainer Christian Wiencek, der die Trainingsgruppe im April von Paula Kerndt übernommen hatte, war ebenso überwältigt. „Durch den immer wieder einsetzenden Regen waren die Bedingungen schwierig. Enie Böttcher ist clever viel am Hinterrad gefahren und hat sich so die Kräfte für die ent­schei­den­den Rennsituationen aufgespart“, freute sich der Coach, der auch mit Leonie Wolter sehr zufrieden war.

Als Starterin des jungen Jahrgangs war Lucia Wiencek auf die letzten Etappe noch im weißen Trikot der Gesamtführenden gegangen, musste da aber der Belastung der letzten Tage Tribut zollen und sich noch Lotte Brewi aus Queidersbach beugen.

Gelbes Trikot überreicht von Weltmeisterin Stella Müller.

Ihr Gelbes Trikot bei der Gesamtsiegerehrung bekam Enie Bött­cher von der Geraerin Stella Müller überreicht. Die Bahn­sprin­te­rin hatte ihr Regenbogentrikot an, das sie als Team-Welt­meis­te­rin aus Tel Aviv mitgebracht hatte. An die Ostthüringen Tour hat die mittlerweile 18-Jährige keine allzu guten Erinnerungen. 2016 hatte sie in der U13 Platz neun, 2014 in der U11 den sechsten Rang belegt. „Ich mochte die Berge nie sonderlich, weshalb ich bei der Ostthüringen Tour auch nie ganz vorn gelandet bin. Einmal ist mir in Silbitz eine Speiche gebrochen, so dass ich mich beim Sturz am Knie verletzt habe. Jetzt als Zuschauerin ist das aber eine coole Veranstaltung“, verriet sie, die sogar einige Autogramme geben durfte. Den jungen Radsportlern, die es nicht aufs Podest schafften, gab sie mit auf den Weg, dass man auch ohne Platzierung auf dem Treppchen später erfolgreich sein kann. (OTZ/J.Lohse)


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