UCI-Kommissär Christian Magiera über die knifflige 16. Vuelta-Etappe und den Kaffee-Stopp mit John Degenkolb.

OTZ Gera / Andreas Rabel

16. Sep 2022

Geraer beim Kaffee-Stopp: UCI-Kommissär Christian Magiera und Radprofi John Degenkolb.  (Foto: C.Magiera)
Geraer beim Kaffee-Stopp: UCI-Kommissär Christian Magiera und Radprofi John Degenkolb. (Foto: C.Magiera)

Christian Magiera erlebte als Jury-Mitglied seine erste große Länderfahrt. Vor und hinter dem Feld beobachtete und bewertete der Geraer die Etappen der Spanien-Rundfahrt. „Ein Radrennen wie man es sich als Jury wünscht. Viel Arbeit ja, lange Tage und kurze Nächte auch, aber keine Entscheidungen, über die du noch in der Nacht grübelst, ob sie so richtig und fair waren.“

Wäre da nicht die 16. Etappe von Sanlucar de Barrameda nach Tomares. Zunächst passierte nicht viel auf den 189,4 Kilometern, dann überschlugen sich aber die Ereignisse. Die Zielankunft profiliert, doch weder eine klassische Sprint-, noch eine Berg­ankunft.

Anzuwenden war die 3000-Meter-Regel, die besagt: Wer drei Kilometer vor dem Ziel über die Transponderschleife rollt, da­nach stürzt oder einen Defekt beklagt, somit zurückfällt, wird mit der Zeit des Feldes in der Ergebnisliste geführt. Viel Arbeit am Schluss der Etappe. Kurz nach Passieren der 3000-m-Marke hob Alejandro Valverde den Arm. Wenig später Remco Evenepoel – beide zeigten einen Defekt an.

Just in diesem Augenblick, als der Spitzenreiter einen Hin­ter­rad­schaden meldete, attackierte Primoz Roglic, zog das Feld auseinander, es entstanden vier Gruppen. Im Zielspurt kam auch noch Roglic zu Fall, konnte am nächsten Tag nicht mehr antreten. Die Frage, die die Jury zu beantworten hatte: „In welche Gruppe ordnen wir Evenepoel ein? Dreitausend Meter vor dem Ziel war das Spitzenfeld noch zusammen. Im Ziel hatte Etappensieger Mads Pedersen über eine Minute Vorsprung auf die letzte Feldgruppe“, erklärte Christian Magiera.

„Wir haben uns angeschaut, an welcher Position der Belgier fuhr, welche Profis um ihn herum über die 3000-Meter-Marke fuhren. Mit dem Video-Schiedsrichter haben wir entschieden, Evenepoel in die zweite Gruppe, die ins Ziel kam, einzuordnen – mit einem Rückstand von acht Sekunden auf den Sieger.“ Einige Teams bezweifelten, dass Evenepoel wirklich einen Schaden hatte. „Moderne Reifen sind bei einem Schaden nicht gleich komplett platt, aus Sicherheitsgründen, doch für die anderen kann es so ausschauen, als könnte der Sportler das Rennen fortsetzen. Auch da halfen uns die Video-Aufzeichnungen. Alles lief regelkonform.“ Das war sie, die 13. Etappe am Freitag, dem 13. September. In Madrid konnte Evene­poel seinen ersten Vuelta-Sieg feiern.

Als 124. im Ziel der Geraer John Degenkolb vom Team DSM. „Wir kennen uns aus Geraer Tagen“, sagt Christian Magiera über den Treff am Kaffee-Stand. „Als Jury-Mitglied muss ich die Rund­fahrt bewerten, da rundet es mein Bild ab, wenn ich mit den Profis sprechen kann, die Organisatorisches, die Umsetzung des Corona-Protokolls und auch die Jury-Entscheidung anders erleben als ich.“

In Summe, erlebnis- und lehrreiche Wochen bei der Vuelta für UCI-Kommissär Christian Magiera. (OTZ/A.Rabel)


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