Thüringer Rad-Quartett getreu dem Motto: Einer für alle, alle für einen.
OTZ Gera / Andreas Rabel
09. Sep 2022
- Der erfolgreiche Thüringer Straßen-Vierer: Raul Esch (RSC Waltershausen-Gotha), Max Jerzyna, Felix Jerzyna (beide SSV Gera), Jan Hammerl (RC Jena). (Foto: SSV Gera)
Wie die vier Musketiere kämpfen die Thüringer Nachwuchs-Renner bei der DM um eine Medaille. Bronze für das U15-Team im Mannschaftszeitfahren.
Genthin/Gera. Das Bild spricht für sich. Als die Nationalhymne für die siegreiche Vierer-Mannschaft aus Nordrhein-Westfalen erklang, schauten die vier Nachwuchs-Radsportler ernst drein, nicht minder gefasst, das Quartett aus Sachsen-Anhalt. Nur dem Thüringer Straßenvierer war die Freude über die Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften ins Gesicht geschrieben.
„Wir wollten eine Medaille, wir haben eine Medaille“, sagt Trainerin Heike Schramm nach dem Mannschaftszeitfahren der U15 über 20 Kilometer beim 31. Spee-Cup in Genthin. Als die Geraer Brüder Max und Felix Jerzyna, Raul Esch (Waltershausen-Gotha) und Jan Hammerl (Jena) ins Ziel kurbelten, feststellten, dass vier Zehntelsekunden an Silber fehlten, sah die Trainerin zunächst auch beim Vierer des Landesverbandes Thüringen lange Gesichter.
Doch so nach und nach wich die Enttäuschung über die verpasste bessere Platzierung der Freude über die einzige Medaille mit Geraer Beteiligung bei den Titelkämpfender der Schüler und Jugend in Genthin. „Für mich war es eine kleine Reise in die Vergangenheit“, erzählt Heike Schramm, „auf dem Kurs bin ich als Sportlerin schon gefahren und an der Streckenführung hat sich bis heute nichts geändert. Raus auf die Chaussee, nach zehn Kilometern am Hütchen gewendet und wieder zurück.“ Nicht einfach zu bewältigen, „die Sportler wissen, was auf der Rückfahrt auf sie zukommt, die Strecke ist spiegelglatt, das heißt, immer voll pedalieren, immer am Anschlag fahren.“
Das Thüringer Schüler-Quartett fand den Rhythmus, wechselte sich klug ab in der Führungsarbeit, im Windschatten hieß es wieder Kräfte sammeln, nach zwei Minuten ging es wieder raus in den Wind, zwischen 40 und 50 Sekunden fuhren die Renner jeweils vorn.
Nach 28:06,71 Minuten, mit einem Schnitt von 42,68 Stundenkilometern spulte das Thüringer Team die 20 Kilometer herunter. Zwei Schrecksekunden hatte die Trainerin, mit Megafon im Auto sitzend, zu überstehen. Nach der Wende ging es eine kleine Welle nach oben, nicht besonders steil, dennoch drohte der Vierer auseinanderzudriften, „doch Max hat mit seiner umsichtigen und ruhigen Fahrweise die Mannschaft wieder zusammengeführt, ohne groß Tempo herauszunehmen.“
Und als es zum Zielsprint ging, ließ Felix Jerzyna „die anderen ziehen, hatte als Führender noch einmal alles gegeben. Doch Jan war auch platt, wollte schon die Beine hochnehmen, erinnerte sich wohl an die Absprache und trat die letzten fünfhundert Meter noch mal voll rein.“ Drei Renner müssen ins Ziel kommen.
Durchatmen also bei Heike Schramm. Bronze am Ende, das Podium innerhalb einer Minute Zeitabstand. Es sei müßig, die verlorenen Zehntelsekunden zu suchen, sei es damit begründet, dass zwei Thüringer ohne Zeitfahrhelm starteten, passierte es nach der Wende oder kurz vor dem Ziel. Das Mannschaftszeitfahren sei zwar keine olympische Disziplin, wird auch bei der WM nicht ausgefahren, „doch es schweißt die Sportler zusammen, die Starken müssen für die nicht ganz so Schnellen fahren.“ Passend hatte die Trainerin die Vier an die vier Musketiere erinnert: „Einer für alle, alle für einen!“ Mit Erfolg.
Knapp an einer Medaille vorbei im 40-km-Mannschaftszeitfahren der U17 fuhr der Geraer Attila Höfig mit Eric Meinberg (Weimar), Hugo Esch (Waltershausen-Gotha) und Victor Wedekind (Meiningen).
Die Geraerin Lara Röhricht kam mit ihrem Team One World beim als Bundesligarennen gewerteten 40-km-Mannschaftszeitfahren der Frauen ebenfalls auf Rang vier. (OTZ/A.Rabel)
siehe OTZ.de >>
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