Geraer erstmals bei einer Grand Tour in der Jury.

OTZ Gera / Andreas Rabel

18. Aug 2022

Christian Magiera nimmt als UCI-Kommissär an der Vuelta teil.  (Foto: A.Rabel)
Christian Magiera nimmt als UCI-Kommissär an der Vuelta teil. (Foto: A.Rabel)

Christian Magiera über seine Aufgaben als Jury-Mitglied bei der Vuelta. Der Geraer erklärt warum auf Marianne Vos‘ Lenker „Niet Leggen“ steht.

Am Dienstag reiste der Geraer UCI-Kommissär Christian Magiera nach Utrecht. Nach zwei Tagen Briefing beginnt sein Einsatz als Jury-Mitglied bei der Spanien-Rundfahrt, die am 11. September in Madrid endet.

Zwei Tage Seminare, um die Jury auf die Vuelta vorzubereiten. Liegt das daran, dass die Spanien-Rundfahrt neben der Tour de France und dem Giro d’Italia eine der drei Grand Touren ist, oder gibt es spezielle Auslegungen des Regelwerkes?

Bei der Spanien-Rundfahrt wird das Reglement streng am Text ausgelegt. Es gibt vieles zu beachten, auch Kleinigkeiten. Alle am Rennen Beteiligten werden detailliert geschult, darauf vorbereitet, dass die Rundfahrt möglichst ohne Zwischenfälle und sportlich fair rollen kann.

Was wird Ihre Aufgabe als Jury-Mitglied sein?

Ich beobachte das Rennen aus dem Auto heraus, mal hinter dem Feld, mal hinter den Spitzengruppen. Die Aufgaben wechseln von Tag zu Tag.

Da wäre es also auch möglich, dass Sie einen Profi disqualifizieren müssen, wenn er die Handgelenke auf dem Lenker abstützt. So wie es der mehrfachen Weltmeisterin Marianne Vos beim Postnord-Vagarda-West-Sweden-Rennen ergangen ist. Erst der Sieg, dann die Disqualifikation. Inzwischen hat die Niederländerin einen Aufkleber „Niet leggen“ am Lenker angebracht.

Das Reglement verbietet das Auflegen der Unterarme auf dem Lenker, auch wenn es wie bei Ihr nur vier oder fünf Sekunden waren. Ich fände es besser, wir könnten als Jury die Sportler erst einmal verwarnen, oder die Auswirkungen der Aktion auf das Rennen oder das Ergebnisprüfen. Doch das Reglement sieht nur eine Disqualifikation vor.

Da macht man sich als Jury nicht gerade beliebt.

Damit müssen wir leben. Wenn wir Entscheidungen treffen, fallen diese meist zu Gunsten eines Sportlers und zulasten eines anderen oder einer anderen Mannschaft aus. Allen helfen können wir nicht. Der Weltradsportverband will, dass das Reglement eingehalten wird. Wir rechnen, ob die Fahrer in der Karenzzeit bleiben.

Spielt Corona auch eine Rolle?

Es gibt ein Covid-Protokoll, das strenger ist als in den Niederlanden oder Spanien, den beiden Ländern, in denen die Vuelta rollt. Alle Starter müssen einen tagesaktuellen Test am Start vorweisen, egal wie ihr Status aussieht, ob sie geimpft oder genesen sind. An den Ruhetagen wird auch noch einmal getestet.

Es ist Ihre erste Grand Tour als Jury-Mitglied. Schwingt da ein wenig Aufregung mit?

Aufgeregt bin ich eigentlich nicht groß. Das größte Abenteuer war die Bahnfahrt nach Utrecht, mit 15 Minuten Verspätung war ich da. Aufgeregt war ich auch vor meinen Einsätzen bei den Olympischen Spielen in Tokio nicht. Vorfreude, die ist da und ich freue mich, dass ich als Jury-Mitglied nominiert worden bin. Das ist eine Wertschätzung der bisher abgelieferten Arbeit.

Schauen Sie auch nach den deutschen Profis?

Aber sicher, während der Etappe sitze ich im Auto und verfolge als Jury-Mitglied die Etappen, doch vor und nach dem Rennen sieht man sich, grüßt sich, wechselt ein paar Worte.

Schade, dass Pascal Ackermann nach seinem schweren Sturz im EM-Rennen wohl gehandicapt an den Start geht.

Ja, sehr schade. Wir kennen uns nun schon so lange. Als ich beim SSV Gera noch Trainer war, starteten wir 2002 bei der Südpfalz-Tour und ich machte mich ins Rennbüro auf, da saß Ute Ackermann und beantwortete meine Frage nach den Ergebnislisten: „Paschkall het de Lischt“. Und ich fragte mich, warum ihr Sohn Licht braucht, war doch hell. Der damals Achtjährige fuhr mit seinem kleinen Fahrrad umher und verteilte die „Lischt“. Ich bekam auch eine und wusste, wo meine Sportler stehen.

Ajooh. Jetzt wissen wir das.

Genau. Später hat Pascal in Gera die Ostthüringen Tour gewonnen und ist zu einem Top-Profi aufgestiegen. Und wir Thüringer haben auch etwas damit zu tun. Eine schöne Geschichte.

Fällt es Ihnen schwer, nach Olympia im Vorjahr wieder lange nicht in Gera zu sein?

Die Mission erfordert Abwesenheit zu Hause und im Büro. Ich bin froh, dass meine Familie und mein Arbeitgeber, der Stadtsportbund, mein Hobby unterstützen. Beide wissen, was Ehrenamt erfordert. Die Unterstützung bedeutet mir sehr viel. (OTZ/A.Rabel)


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