Ein sportliches Geraer Paar: Von der Leidenschaft, die Leiden schafft.

OTZ Gera / Andreas Rabel

16. Jul 2022

Maja Betz und Karl Ammon auf der Untermhäuser Brücke.  (Foto: A.Rabel)
Maja Betz und Karl Ammon auf der Untermhäuser Brücke. (Foto: A.Rabel)

Triathletin Maja Betz und Radsport-Trainer und Mechaniker Karl Ammon haben in Gera ihr Zuhause gefunden. Ihr Weg nach Ostthüringen war nicht alltäglich.


Neun Stunden, 43 Minuten und 50 Sekunden. In dieser Zeit fahre ich nach Italien, Dolce Vita, Sonne tanken.

Nach 9:43:50 Stunden kam Maja Betz bei der Challenge Roth ins Ziel, erschöpft, aber mit sich zufrieden nach dem erst dritten Start auf der Langdistanz. Achte der Profi-Triathletinnen ist die 24-Jährige geworden, haderte zunächst mit ihrer Leistung im Schwimmen, „aber mit dem Abstand von ein paar Tagen, bin ich schon zufrieden. Ich stehe als Triathletin auf der Langdistanz noch ganz am Anfang.“ Die Wahl-Geraerin kann dem Umstand, dass die 3,8 Kilometer im Wasser nicht ihre beste Disziplin ist, gut leben, „der Gedanke, ich komme im Wettkampf als Erste aus dem Wasser und weiß, auf dem Rad und der Marathonstrecke wird mich eine nach der anderen überholen. Ein schrecklicher Gedanke, dann doch lieber so.“ Was nicht heißt, dass sie schneller werden will im Nass.

Maja Betz: Das Hofwiesenbad in Gera ist ein Glücksfall

Viele kennen Gera nur vom Vorbeifahren auf der A4. Maja Betz, aufgewachsen in Nordheim in der fränkischen Rhön, bezeichnet Gera als ihr Zuhause. Liegt daran, „dass es hier schön ist, das Hofwiesenbad ist ein Glücksfall.“ In Jena Sportwissenschaften studierend, fuhr sie fünf Mal in der Woche nach Gera, um ihre Bahnen zu ziehen – also doch lieber von der Saale an die Elster ziehen. „Ich fühle mich hier wohl.“ Im Moment sowieso, weil sie nach den Strapazen von Roth regeneriert, mal die Beine baumeln lässt.

Doch es ist schon beschlossene Sachen, zweimal in diesem Jahr wird sie die 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und den Marathonlauf über 42,195 km in Angriff nehmen, beim Ostseeman in Glücksburg und in Italien.

In der Weltspitze etablieren

Die Antwort auf die Frage, warum sie sich für eine der härtesten Sportarten entschieden hat, kommt prompt. „Ja, es ist vielleicht die härteste, aber auch die schönste Sportart. Ich betreibe Triathlon mit Leidenschaft.“ Leidenschaft, die Leiden schafft, das hat sie auch in Roth erlebt. „Du gehst bei jedem Triathlon durch viele Täler, durchlebst Krisen. Ich versuche fokussiert zu bleiben. Ich weiß, ich habe gut trainiert, ich kann das.“ Das Erlebnis Roth, die Begeisterung an der Strecke, die Weltbeste Anne Haug zu erleben, das wird sie so schnell nicht vergessen. Und da, wo Anne Haug sich aufhält, in der Weltspitze, da möchte Maja Betz auch hin. „Ja, es ist mein Ziel, mich in der Weltspitze zu etablieren, mit dem Leistungssport Geld zu verdienen.“

Trainingspensum von 20 bis 30 Stunden pro Woche

Der Aufwand ist groß, der Weg ist weit, 8:20 Stunden die Marke. Zwischen 20 und 30 Stunden liegt ihr wöchentliches Trainingspensum und das bei Sonne, Wind und Wetter. Konrad Smolinski schreibt ihr die Trainingspläne, durch ihn ist Maja Betz zum Triathlon, nach Gera gekommen. Der promovierte Sportwissenschaftler stand als Dozent an der Uni in Jena am Pult und als es darum ging, in der Bachelor-Ausbildung einen Praktikumsplatz zu ergattern, da begann die Zusammenarbeit mit der KS-Sportsworld in Gera-Langenberg.

Schrauben und tüfteln

An und auf ihrer Seite: Karl Ammon, in Zittau aufgewachsen, Sportstudent wie sie. Der 24-Jährige kommt vom Skisport, fährt aber auch gern Rad. Und seit er in Gera lebt, bringt er sich beim SSV Gera ein, trainiert mit Christian Wiencek die U13 im Verein und kümmert sich, wenn Not am Mann ist, um die Räder. Dass er das wie kein Zweiter kann, das hat sich herumgesprochen. „Wir brauchen zu Hause bald einen weiteren Schrank für meine Einkleidungen“, sagt er lacht.

Für die Deutsche Triathlon-Union, für den SSV Gera, den Bund Deutscher Radfahrer und das Profiteam Canyon SRAM Racing ist er als Mechaniker unterwegs, für die Geraer bei der Allgäu-Rundfahrt, für den BDR bei der EM im vergangenen Jahr, für das Frauenprofiteam bei der Tour de Suisse und der Tour de France Femmes. Inzwischen kann er es sich fast aussuchen, für wen er schraubt und tüftelt. „Alle lieben Karl“, sagt Maja Betz und lacht. Und ein Kalender für 2023 ist längst beschafft, um die vielen Termine einzutragen – natürlich auch die Triathlonwettkämpfe. Dass ihr Freund auch ihr Mechaniker, ihr Rückenhalt ist, versteht sich von selbst. (OTZ/A.Rabel)


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