Eigentlich in Sektlaune.

OTZ Gera / Andreas Rabel

13. Nov 2021

Stützpunkttrainerin Heike Schramm  (Foto: Andreas Rabel)
Stützpunkttrainerin Heike Schramm (Foto: Andreas Rabel)



Interview der Woche: Trainerin Heike Schramm blickt auf die Saison, die Apres Tour Gera mit André Greipel und fragt sich, warum die Mädchen nicht zum Radsport kommen.

Das verwundert. Der Sekt von Genthin hätte doch längst kaltgestellt werden können. Nach 2017 konnten die Geraer in diesem Jahr wieder einen Deutschen Meistertitel feiern.

Als der Geraer Finn Nixdorf 2017 in Genthin deutscher U15-Meister im Mannschaftszeitfahren wurde, hat er Ihnen eine Flasche Sekt geschenkt, stimmt’s?

Ja, seither steht sie bei uns im Büro auf der Radrennbahn und ich habe immer darauf geschaut und gesagt: Die Flasche wird erst geköpft, wenn wir wieder einen Deutschen Meister haben. Haben wir, ja – aber wir haben noch nicht die Muße gefunden, uns mal zusammen zu setzen. Vielleicht die Tage mal.

Die Saison ist gelaufen, der Blick geht bereits auf die Winterbahn. Der Deutsche Madison-Meistertitel von Enzo Albersdörfer und Hugo Esch ragt aus der Saison heraus?

Das war schon ein besonderer Moment, auf jeden Fall. Zumal wir ja mit Benjamin Bock aus Gera und Bruno Geißler vom SV Jena-Zwätzen auch noch die Silbermedaille beim Madison der U15-Renner nach Thüringen holen konnten.

Gold und Silber im Madison, Silber in der Vierer-Mannschaft auf der Straße in Genthin. Lara Röhricht wurde Junioren-Meisterin in der Vierer-Mannschaft. Lena Reißner Europameisterin mit dem Bahn-Vierer, startete bei der WM in Roubaix im Madison. Alles Sportler, die beim SSV Gera trainieren oder im Verein ausgebildet wurden. Das kann sich doch alles sehen lassen.

Wir können auf eine erfolgreiche Saison blicken. Von der Anzahl der Meisterschaftsmedaillen waren wir in der Altersklasse U15 in vergangenen Jahren noch erfolgreicher, aber es geht in erster Linie um die Ausbildung der Sportler, darum, dass sie Fortschritte machen und vielleicht einmal bei den Großen erfolgreich sein können.

Enzo Albersdörfer hat das Zeug dazu?

Er bringt einiges mit, die Ausdauerdisziplinen auf der Bahn sind sein Ding, aber er kann auch auf der Straße, wenn er einigermaßen über die Berge kommt, im Spurt zuschlagen – vom Typ her kommt er André Greipel nahe.

Der Top-Sprinter, in Gera ausgebildet, im Team Köstritzer erfolgreich, war bei der Apres Tour Gera dabei – ein Profi zum Anfassen.

Ja, einer von uns. André hat sich für die Gespräche mit den Nachwuchssportlern Zeit gelassen. Tipps gegeben – das war wirklich klasse.

Die Apres Tour Gera erntete viel Lob bei den Rennern, bei den Trainern, wurde angenommen – bis hin zum Rennen der Ehemaligen. Und auch die Ostthüringen Tour, erstmals im Herbst, konnte sich wieder sehen lassen. Bleibt es beim Termin in der zweiten Saisonhälfte?

So planen wir. Einige Trainer haben uns angesprochen und sich gefreut, dass die Ostthüringen Tour im Oktober stattfand, da hätten sie noch einmal ein Ziel gehabt, worauf sie sich vorbereiten konnten. Der zweite Aspekt ist, dass wir nicht wissen, wie wir über den Winter kommen, wie die Corona-Lage im Frühjahr ist.

Die abgelaufene Saison war schon die zweite, die unter Corona-Einschränkungen laufen musste. Wie lief sie?

Der Winter war lang. Die Winterbahn fiel aus, die Crossläufe fanden nicht statt. Wir haben unsere Sportler mit Trainingsplänen versorgt, mit Mitmach-Videos bei der Stange gehalten. Ich war positiv überrascht, dass fast alle Sportler gut durch den Winter gekommen sind, in den Rennen im Frühjahr schon vorn mit dabei waren.

Lässt sich aus der Corona-Zeit etwas mitnehmen, etwas lernen?

Die Sportler sind selbstständiger geworden, trainieren bewusster. Die Freude auf den gemeinsamen Trainingsstart war groß. Ja, und wir Trainer gehen raus an die Luft. Was wir früher auch in der Halle machen konnten, wird nun an der frischen Luft gemacht. Sei es Athletik oder Stabi-Übungen.

Enzo Albersdörfer zählt in der U17 zum BDR-Talentteam, ist also Bundeskader. Benjamin Bock. Lucas Fiedler und Gwen Böttcher sind Sprint-Bundeskader, trainieren in Erfurt am Sportgymnasium. Wer rückt nach, oder klafft eine Lücke?

Max und Felix Jerzyna, John Müller und Eric Dressen geben nun das Tempo in der U15 an. Meine Kollegin Paula Kerndt macht einen sehr guten Job.

Und was ist mit den Mädchen?

Da haben wir in Thüringen ein generelles Problem, Mädchen für den Radsport zu begeistern. Warum das so ist, weiß ich auch nicht genau. Lernen, das Rad zu beherrschen, mit Gleichgesinnten zu trainieren, macht doch Spaß, finde ich. Wir bleiben weiter dran, gehen in die Schulen, werben für den Radsport, wollen unseren Friends-Day vielleicht stets am Monatsanfang durchführen. Ein Vereinsmitglied bringt eine Freundin oder Mitschülerin zum Schnuppern mit auf die Radrennbahn. (OTZ/A.Rabel)


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