Geraer Radrennfahrerin holt Podestplatz beim Weltcup in Cali.

OTZ Gera / Andreas Rabel

26. Okt 2021

Lena Reißner schaut auf der Geraer Radrennbahn vorbei.  (Foto: Andreas Rabel)
Lena Reißner schaut auf der Geraer Radrennbahn vorbei. (Foto: Andreas Rabel)



Die Geraerin Lena Reißner fuhr in dieser Saison ein Meisterschaftsrennen nach dem anderen. Lohn, der EM-Titel mit dem Bahnvierer.


Lena Reißner ist in dieser Saison ein Rennen nach dem anderen gefahren: U23-EM, Militär-WM, Weltcup in Cali, EM und WM der Elite. Da sind schon einige Kilometer auf den Bahnen dieser Welt zusammengekommen.

Lena Reißner hat mitgenommen, was ging, es war eher zu viel als zu wenig. Mit ihren 20 Jahren sieht sich die Geraerin noch immer als Lernende, ist in der nächsten Saison noch in der U23 startberechtigt, schnupperte bei der Bahn-WM in Berlin 2019 in den ganz großen Sport. Nicht nur einmal kam kurz vor den Titelrennen der Anruf, sie sei nominiert. „Da war einiges spontan“, sagt sie und lacht. Da habe sie sich nicht so viele Gedanken machen müssen, „ich bin da relativ befreit in die Rennen gegangen“.

Bestzeit hochgeschraubt

In Cali schraubte sie ihre Bestzeit in der 3000-Meter-Einerverfolgung von 3:41,8 Minuten im Training auf 3:32,9 Minuten im Weltcup. Platz drei und das erste Podest in der Elite. Das lässt hoffen, bis Paris 2024 ist noch Zeit. Der Fokus im deutschen Bahnradsport liegt traditionell auf dem Bahn-Vierer, das Quartett kurbelte in den vergangenen drei Monaten zum Olympiasieg, zu EM- und WM-Titel. Mit Franziska Brauße, Mieke Kröger, Laura Süßemilch, Lisa Klein und Lisa Brennauer hat Lena Reißner fünf Top-Rennerinnen noch vor sich.

Doch als bei der EM in Grenchen in der Schweiz Lisa Brennauer aufgrund ihrer Teilnahme beim Straßenrennen Paris-Roubaix in der Qualifikation nicht dabei sein konnte und Lisa Klein aufgrund einer Verletzung ausfiel, schwang sich Lena Reißner aufs Bahnrad, fügte sich in den Bahnvierer ein. Der Lohn: Bestzeit in der Qualifikation und das Trikot der Europameisterin.

Und nur eine reichliche Woche nach dem EM-Gold kam der Anruf vom Bundestrainer, sie starte auch bei der WM in Roubaix „Das war klasse, zu sehen wie die Teamkameraden abräumten, einen Titel nach dem anderen holten.“ In der Vierer-Mannschaft kam sie in Frankreich nicht zum Einsatz, fuhr wie die Rennen zuvor mit Lea Lin Teutenberg im Madison. „Das ist schon noch eine andere Welt, das geht ab. Tempo und Präzision bei den Wechseln klappen da ganz anders als bei uns.“

Härte auf der Straße geholt

Nach den WM-Rennen schaute sie nach nebenan, ins Radsportstadion, in dem der Kopfstein-Klassiker Paris-Roubaix endet. Die Härte für die Ausdauerdisziplinen auf der Bahn, zum Beispiel 30 Kilometer, 120 Runden im Madison, holt sie sich auf der Straße, fuhr in dieser Saison in der Bundesliga, doch ein Wechsel zu einem irischen UCI-Team mit Sitz in Belgien stehe bevor. „Davon erwarte ich mir einiges“, sagt sie. Auch einen Trainerwechsel wird es geben, von Michael Beckert zu Trixi Worrack. Doch die nächsten Tage freut sie sich auf Gera, auf ihre Familie, schaut auf der Radrennbahn vorbei, weiß gar nicht so genau, wann sie das letzte Mal auf dem Beton-Oval ihre Runden drehte.

Schon eine Weile ist es her, dass sie beim Kids-Cup in Gera gewann, die Ostthüringen Tour gefahren ist. Da wusste sie: „Radsport ist meine Sportart.“ Zuvor hatte sie überlegt, „geh‘ ich zu den Speedskatern oder ins Stadion zur Leichtathletik“.

Als Trainerin Heike Schramm in ihre Grundschule kam, sie auf dem Ergometer testete, war der Anfang gemacht. „Ja, Radsport ist meins. Ich liebe die Geschwindigkeit, die Reisen und dass ich viele Leute kennenlerne, mit ihnen auch über den Sport hinaus in Verbindung bleiben kann.“ Und wenn sich der Erfolg einstellt, dann fällt vieles leichter. Schon 2017 wurde sie für die Junioren-WM in Italien nominiert, kam in Montichiari mit dem Bahnvierer auf Platz neun.

Der SSV Gera hatte 2017 nach zwanzig Jahren wieder eine Starterin bei einer Junioren-WM. Wenig später holte sie mit dem Bahnvierer Platz drei bei der Junioren-EM, war also in jungen Jahren schon erfolgreich. Lena Reißner machte ihr Abitur am Sportgymnasium in Erfurt, zählt inzwischen zur Bundeswehr-Sportfördergruppe, wird im Herbst zum Hauptgefreiten befördert.

Noch steht das Rennrad zu Hause in der Ecke. Aber nur für ein paar Tage, dann geht der Blick auf die Deutschen Bahnmeisterschaften im Dezember in Frankfurt/Oder. Der Countdown für die vorolympische Saison beginnt. (OTZ/A.Rabel)


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