Bahnradsport im Wandel.
OTZ Gera / Andreas Rabel
06. Jul 2021
- Enzo Albersdörfer, Radtalent vom SSV Gera. (Foto: Andreas Rabel)
Warum Handicaprennen und Madison in Mode kommen und warum sich BDR-Vize Günter Schnabel gern an Gera und Werner Marschner erinnert.
Es ging wieder rund auf der Geraer Radrennbahn. Der Geraer Enzo Albersdörfer zog Hugo Esch ab, der Wechsel passte, der Waltershäuser nahm Fahrt auf, blieb an der Spitze. Bundessichtung im Madison der U15 am Wochenende auf den Radrennbahnen in Gera und Erfurt. „Das ist klasse. Klasse wie die Geraer die Rennen ausgerichtet haben. Klasse, wie sich die Renner auf der Bahn bewegen“, sagte Günter Schabel, Vizepräsident des Bund Deutscher Radfahrer.
Der 65-Jährige fühlte sich in Thüringen in seine Jugendzeit versetzt, auch er war in jungen Jahren im Madison erfolgreich, Zweiter der deutschen Meisterschaften und später auch bei Sechstagerennen auf dem Siegerpodest. Nach Gera kommt er immer wieder gern. In der Wendezeit lernte er Trainer Werner Marschner kennen, der bei der SG Wismut Gera die Radsportler um Olympiasieger Olaf Ludwig betreute. „Von seinem Erfahrungsschatz hab‘ ich viel lerne könne“, meinte Günter Schabel. Man hörte sofort, er kommt aus Hessen, der RV Sossenheim ist sein Heimatverein.
Die Hälfte der Madison-Renndistanz ist vorbei, an der Spitze wird attackiert, Wechsel sind an der Tagesordnung, längst nicht alle Zweier-Mannschaften sind in einer Runde. Wer am Ende heute gewinnt, sei wichtig sagt er, aber nicht alles. „Wir sehen hier die Sportler für Olympia 2028“, sagt er. Der Trainalyzed-Nachwuchscup mit den Disziplinen Ausscheidungsfahren, Handicaprennen und Madison sei „für die Ausbildung der Nachwuchssportler ideal. Ich bin froh, dass wir diesen Cup ins Leben gerufen haben.“
In der umgekehrten Reihung des Ausscheidungsfahrens geht es ins Handicaprennen. Der Beste startet am Ende des Feldes, hat mehr Strecke und die elf qualifizierten Renner vor sich, muss also flink aufholen. „Jeder im Feld gibt Vollgas. Der nicht so Schnelle und Ausdauernde versucht, vorn zu bleiben, der Sieger vom Ausscheidungsrennen will nach vorn und gewinnen. Tausend Meter Renndistanz im Anschlag“, sagte Günter Schabel.
Trainalyzed-Cup durch Handicap-Rennen wiederbelebt
Mit dem Trainalyzed-Cup sei das Handicap-Rennen wiederbelebt worden. Aus gutem Grund. Die Ausdauerdisziplinen auf der Bahn wandeln sich. Omnium und Madison sind olympisch, die Vierer-Mannschaft wird anders gefahren als zu Zeiten von Gerald Mortag, der heute in Gera Trainer ist und zum Ende der 70er-Jahre dreimal Vierer-Weltmeister war.
„Der Anfahrer muss einen extrem großen Gang treten und seine Mannschaft auf Tempo bringen, eine gewaltige Kraftanstrengung“, sagt Günter Schabel. „Ins Ziel muss der Anfahrer nicht mehr kommen, drei reichen – aber die Drei müssen auf Tempo gebracht werden und das halten. Wir streben in der Mannschaftsverfolgung Zeiten unter 3:50 Minuten an.“ In Sydney 2000 gewann der deutsche Bahnvierer in der Weltrekordzeit von 3:59,781 Minuten Olympiagold. Lange her. Die Grundlagen für die schnellen Runden werden jetzt gelegt, bei der Ausbildung des Nachwuchses, bei Wettkampfformaten wie der Trainalyzed-Cup.
Enzo Albersdörfer verteidigt Spitzentrikot
Das sah auch Jan Schur so, der Trainer der Cottbuser Nachwuchsrenner: „Für was diese Rennen am Ende einmal gut sind, wird sich zeigen“, sagt der Straßen-Olympiasieger im 100-km-Mannschaftszeitfahren und Sohn von Radsport-Legend Täve Schur. „Es wird die Technik geschult, das Auge für die Rennsituation. Das ist wichtig.“ Derweil holte sich Hugo Esch den Zielsprint und noch einmal wichtige Punkte zum Sieg der Zweiermannschaft vom SSV Gera/RSC Waltershausen-Gotha. Am Sonntag in Erfurt verteidigte Enzo Albersdörfer mit Platz zwei in der Tageswertung das Spitzentrikot im Trainalyzed-Cup, auch im Madison gab es Platz zwei.
„Als Trainerin war mir der zweite Platz in Erfurt am Sonntag lieber, weil die Beiden da die Vorgaben gut umgesetzt haben“, sagte Heike Schramm. Beim Sieg am Sonnabend auf dem Geraer Zementoval hatten es Albersdörfer/Esch mit der Brechstange versucht – mit dem Ziel einen Rundengewinn zu erzielen. Insgesamt sei an beiden Cup-Tagen zu sehen gewesen, dass die Thüringer in der Nachwuchsausbildung vieles richtig machen. „Dass in der U11 und der U13 nur wenige Sportler am Start waren, ärgert mich. Wenn man bedenkt, dass wir lange keine Wettkämpfe hatten.“ Und es geht weiter rund. Am Wochenende stehen in Köln die deutschen Bahnrad-Meisterschaften an. (OTZ/A.Rabel)
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