André Greipel auf der Zielgeraden seiner Karriere.

OTZ Gera / Andreas Rabel

05. Feb 2021

Radprofi André Greipel geht wohl in seine letzte Saison. Der 38-Jährige pflegt auch seinen Kontakt zum SSV Gera, hilft, wo er kann.    (Foto: Marco Bertorello / dpa)
Radprofi André Greipel geht wohl in seine letzte Saison. Der 38-Jährige pflegt auch seinen Kontakt zum SSV Gera, hilft, wo er kann. (Foto: Marco Bertorello / dpa)



Radprofi André Greipel über sein israelisches Team, den Sprint­zug mit Rick Zabel und seine Kontakte nach Gera.

2020 war ein Jahr zum Vergessen. Zum Kennenlernen trafen sich die Radprofis des neuen Teams „Israel Start-up Nation“ in Tel Aviv. Das Wetter angenehm im Januar, doch auf einer Trai­nings­fahrt gerieten die Renner aus 18 Nationen in einen kräf­ti­gen Wüstensturm - ein Höllenritt.

Doch es sollte noch schlimmer kommen. André Greipel, der bei dem neu gegründeten World-Tour-Team einen Zweijahresvertrag unterschrieben hatte, stürzte auf einer Trainingsfahrt, zog sich einen Bruch der Schulter zu. OP, Reha - Corona und kein Ende.

„Das ist eine schwierige Zeit. Mit nichts zu vergleichen.“ Im Januar war der 38-Jährige im Trainingslager inklusive Qua­ran­täne nach der Einreise in Deutschland. Also Training bei Wind und Wetter im Rheinland, der Wahlheimat des gebürtigen Rostockers. „Natürlich halte ich mich an alle Vorgaben, damit bin ich bisher gut gefahren“, sagt er. Das Training allein auf der Straße, mit dem Mountainbike im Schnee oder auf der Rolle zu Hause, das ist nicht neu für den erfahrenen Profi. Dennoch ist in Corona-Zeiten alles anders. „Wir hangeln uns von Woche zu Woche“, sagt er. „Eigentlich würde ich jetzt in Valencia starten - aber eben nur theoretisch.“

Der Saisonstart ist am 21. Februar bei der UAE-Tour geplant. Das Wüstenrennen ist bei vielen Radteams ein willkommener Einstieg in die Saison. Zudem stehen Paris-Nizza und der Giro d’Italia im Kalender. „Alles mit Vorsicht zu genießen“, sagt er.


Mit 38 ist André Geipel auf der Zielgeraden seiner Karriere. Elf Etappensiege bei der Tour de France, sieben beim Giro d’Italia und vier bei der Vuelta hat er geholt. „Im Moment zähle ich nicht zu den Topsprintern“, sagt er. Kein Wunder nach dem Seu­chen­jahr 2020. Doch die Werte stimmen. „Ich hab‘ noch immer Spaß am Radsport. Sonst würde ich mir die Strapazen Jahr für Jahr auch nicht antun. Wenn es gelingt, die Werte auf die Straße zu bringen, dann könnte es was werden.“

André Greipel, den sie wegen seiner schieren Kraft Gorilla nennen, ist kein Mann der großen Worte. Ein fleißiger Arbeiter, ein Profi im besten Wortsinn. „Wir hoffen schon, dass wir in dieser Saison bei dem einen oder anderen Rennen einen or­dent­li­chen Sprintzug zusammen bekommen“, sagt er. Letzter Helfer auf dem Sprint zur Ziellinie ist Rick Zabel, Sohn des einstigen Klassiker-Spezialisten Erik Zabel.

Dass nach der Saison 2021/22 Schluss sein wird, daraus macht er keinen Hehl. Was er danach machen möchte, lässt er offen. „Eines weiß ich“, sagt er, „auf keinen Fall werde ich auf Reisen gehen“. Die Corona-Krise habe ihn in seinem Vorhaben nur noch bestärkt. „Zeit für die Familie, für die Kinder - ein unschätzbarer Schatz.“

Doch bis er vom Sattel steigt, will er noch einiges reißen - auch in Corona-Zeiten. Mit einer Videobotschaft wandte er sich an die Nachwuchssportler des SSV Gera. Der Kontakt nach Ost­thü­rin­gen ist nie abgebrochen, er ist Vereinsmitglied, weiß die Jahre in Gera und beim Team Köstritzer zu schätzen. Auf ihn war immer Verlass, die Radsportfans haben seine Sprintduelle mit John Degenkolb bei der Aprés Tour Gera noch in bester Erinnerung. Der SSV Gera konnte sich über Räder, Trikots oder auch eine Überweisung nach dem verheerenden Hochwasser 2013 freuen. Per Video sprach er den Geraern Mut zu. Es lohne sich, dran zu bleiben, nicht aufzugeben. André Greipel ist das beste Beispiel dafür. (OTZ/A.Rabel)


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