Bronze glänzt wie Gold.

OTZ Gera / Andreas Rabel

02. Feb 2020

Glücklich über Bronze: Kai Kruse und Robert Förstemann (Foto: cm)
Glücklich über Bronze: Kai Kruse und Robert Förstemann (Foto: cm)



Der Geraer Robert Förstemann und der sehbehinderte Kai Kruse starten bei der Para-WM in Kanada durch. Nächstes Ziel: die Paralympics in Tokio

Milton. Ein Umstieg mit Erfolg. Der Geraer Robert Förstemann und der sehbehinderte Kai Kruse erkämpfen bei der Bahnrad-WM im paralympischen Zeitfahren über 1000 Meter die Bronze­medaille.

„Wir sind super glücklich und stolz. Es ist meine erste Medaille im Para-Radsport und es fühlt sich so gut an“, sagt Robert Förstemann, Olympiadritter in London 2012 im Teamsprint. Mit 1:01,678 Minuten und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 58 Stundenkilometer raste das Duo um die Bahn im kanadischen Milton und musste nur zwei britische Tandems vorlassen. „Wir waren erstmals vor den Niederländern und haben auch die Polen bezwungen, die letztes Jahr noch anderthalb Sekunden schneller waren als wir. Kai hat sich ganz toll entwickelt. Obwohl wir in den vergangenen Wochen noch mit Materialproblemen zu kämpfen hatten, haben wir auf den Punkt unsere Leistung abgerufen“, sagt Robert Förs­te­mann, der auch als Para-Sportler für den SSV Gera startet.

Bei der WM 2019 in Apeldoorn landete das Duo noch auf Platz sieben. „Wir wollen uns bestmöglich für Tokio vorbereiten“, sagt Förstemann. Denn das Ziel der beiden lautet: eine para­lympische Medaille.

Zum 31. Dezember 2018 hatte Förstemanns Zugehörigkeit zum Bund Deutscher Radfahrer geendet, er wechselte vom olympischen zum paralympischen Sport. „Mein Fall ist ein Präzedenzfall.“ Ihm sei nicht bekannt, dass es so einen Wechsel schon einmal gegeben hat. Dankbar ist er der Bundespolizei und dem Bundesinnenministerium, die ihn weiter fördern und als Sportpolizist für das Training freistellen. „Das Vertrauen und diese Unterstützung möchte ich zu­rück­zah­len - mit Erfolgen“ , sagt er.

Vorbei seien die Zeiten, da das neue Tandem-Duo nur auf die Bahn gegangen ist, wenn keiner mehr da war. Jetzt sei alles geklärt, könne die Mission Tokio 2020 starten. „Fast 17 Jahre war ich als Einzelkämpfer unterwegs. Jetzt sind wir zu zweit, trage ich die Verantwortung für Kai, dass er überall unfallfrei hinkommt und wir auf der Bahn schnell und sicher unterwegs sind“ , sagt Robert Förstemann und sieht die neue Aufgabe „als große Herausforderung“.

Als die Anfrage von Kai Kruse kam, musste er zwar länger überlegen, habe sich dann aber doch für den Wechsel vom olympischen in den Para-Sport entschieden. „Und nun will ich Kai mit meiner Kraft aufs Podest hieven.“ Doch das war leichter gesagt, als getan. Das Tandem kommt nur in Fahrt, wenn beide synchron treten, zugleich ihre Kraft auf die Pedale geben. „Gelingt das nicht, bremst einer den anderen aus. Wir sprechen von negativer Kraft“, sagt der 33-Jährige. Doch schon nach dem vierten Trainingstag lief es rund. „Wir passen gut zusammen. Aber Kai muss sich an meinen Fahrstil gewöhnen. Wir fahren Kampflinie und der Antritt, der Start ist unsere Stärke.“

Den Hamburger freut es, dass er seinen Wunschpartner gefunden hat, seinen Piloten, wie der Mann vorn auf dem Tandem heißt. Als Kind hatte er sich bei der Leichtathletik schwer verletzt, der Sehnerv wurde beschädigt. „Seither liegt meine Sehstärke auf dem besseren Auge unter zehn Prozent“ , sagt er.

Und nicht zu vergessen: Mit Emanuel Raasch haben die Beiden einen Trainer, der weiß, wie es geht. Der 64-jährige Berliner war 1991 mit Eyk Pokorny Tandem-Weltmeister geworden. Aktuell sind die Tandems allerdings nur im Behindertensport zu sehen. Doch es gebe einige Ideen, die Tandems wieder auf die Bahn zu bringen, „weil es ein rasanter Sport ist, etwas für die Zuschauer“, sagt der Trainer und bringt seinen Sportler ins Spiel.

Robert Förstemann kann als Sprinter zwar nicht mehr bei Weltmeisterschaften und Weltcups starten, aber bei Grands Prix und Sixdays sehr wohl, tut das nach wie vor mit Erfolg. „Ich werde da trommeln und werben für die Tandems, sehe mich als Pilot und Botschafter.“ (OTZ/Andreas Rabel)

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