Das Erasmus-Projekt geht in nächste Runde.
OTZ Interview mit Paula Kerndt.

OTZ Gera / Andreas Rabel

16. Okt 2019

Trainingsbeginn für die Nachwuchsrenner des SSV Gera und die Sportler der Vereine Martigues Sport Cyclisme, Novák Cycling Academy und Drag Cycling Club Sofia. Im Rahmenprogramm gab es einen Besuch der Gedenkstätte Buchenwald und der Porzellanwelten auf der Leuchtenburg. (Foto: Peter Michaelis)
Trainingsbeginn für die Nachwuchsrenner des SSV Gera und die Sportler der Vereine Martigues Sport Cyclisme, Novák Cycling Academy und Drag Cycling Club Sofia. Im Rahmenprogramm gab es einen Besuch der Gedenkstätte Buchenwald und der Porzellanwelten auf der Leuchtenburg. (Foto: Peter Michaelis)



Interview der Woche: Paula Kerndt über französische Eigen­hei­ten, Gera als Vorbild für eine Rad-Akademie in Sofia und die Apres Tour.

Gera. Der SSV Gera hat sich mit Erfolg beworben, ist seit die­sem Jahr Teil des Erasmus-Projekts „Bike – Biking In­no­va­tion and Know­ledge for Everyone“. Im Frühjahr gab es den ersten ge­mein­sa­men Treff in Sofia, vergangene Woche war Gera Gast­ge­ber.

Das Erasmus-Projekt ist für diese Saison Geschichte. Was bleibt in Erinnerung?

Vieles. Es waren erlebnisreiche Tage – das auf jeden Fall. Wir haben auf der Straße und der Bahn trainiert und ein Rahmen­programm organisiert. Unsere Gäste waren angetan von Gera, vor allem von unseren Trainingsbedingungen im Umland und auf der Radrennbahn. Was mich besonders gefreut hat, ist, dass die Sportler noch mehr miteinander gesprochen haben, sich aus­ge­tauscht haben – über Länder- und Sprachgrenzen hinweg. Si­cher liegt das auch daran, dass es schon das erste Treffen im Früh­jahr in Bulgarien gegeben hat.

Was ist Ihnen in der vergangenen Woche noch aufgefallen?

(schmunzelt) Die Sportler aus Frankreich hatten die Ruhe weg, kamen ständig zu spät. Landläufig schreibt man ja anderen Nationen eine gewisse Unpünktlichkeit zu.

Was konnten Sie für sich als Trainerin mitnehmen?

Wir haben uns ausgetauscht über Trainingsmethodik, wie die Ausbildung der Trainer in den einzelnen Ländern läuft und wie es gelingen kann, den Nachwuchs für den Radsport zu ge­win­nen.

Da gab es bestimmt gewaltige Unterschiede?

Ja, es hat sich schnell herausgestellt, dass es in Rumänien und Bulgarien an Strukturen mangelt. Dass es beim SSV Gera für jede Altersklasse einen Trainer gibt, das hat unsere Gäste schon beeindruckt. Dragomir Kouzov, einer der Initiatoren des Erasmus-Projekts hat sich genau angeschaut, wie es bei uns läuft. Er strebt nicht nur die Kandidatur als Präsident des bulgarischen Radsportverbandes an, er möchte in Sofia eine Radsport-Akademie aufbauen – und wir beim SSV Gera sind das Vorbild.

Und wie sieht es in Sofia im Moment aus?

Im Moment trainiert einer alle, da müssen die Kleinen wie die Großen mit einem großen Gang zurechtkommen. Und es gibt nur wenige Nachwuchsrennen.

Wie läuft es in Frankreich?

In Frankreich wird ganz anders als bei uns an den Radsport herangegangen. Die Sportler sind vorwiegend auf dem Moun­tain­bike unterwegs. Das hat man ihnen auch angemerkt, als wir Straßentraining gemacht haben und als es auf die Rad­renn­bahn ging, da hatten sie schon Respekt vor den Kurven. Aber es ist alles gut gegangen.

Der Stress war groß?

Wir waren gut vorbereitet. Das Wetter hätte die ersten Tage besser sein können. Wir sind den Berg zum Tierpark raus­ge­fah­ren und alle waren pitschnass.

Da hatte Sportdirektor Bernd Herrmann mehr zu tun. Die Trainer gehen doch nicht um zehn ins Bett?

(lacht) Da müssen Sie ihn mal fragen.

Das Erasmus-Projekt ist für diese Saison gelaufen. Gibt es eine Fortsetzung?

Ja, die Bewerbung ist durch. Das Projekt läuft jetzt sogar über zwei Jahre und wird mit Vereinen aus Schweden, Irland und Grie­chen­land aufgestockt. Im März werden sich die Trainer das erste Mal zusammensetzen und das Programm für 2020 und 2021 besprechen. Im Kern geht es darum, sich aus­zu­tau­schen, wie es gelingen kann, dass ehemalige Radsportler ihrem Sport, ihrem Verein, dem Verband als Trainer oder Funktionär erhalten bleiben.

Da sind Sie das beste Beispiel. Radsportlerin im Verein, duales Studium mit dem Arbeitgeber S-Event Sport und Marketing UG und jetzt Trainerin.

Ich werde erzählen, wie es bei mir gelaufen ist und bin ge­spannt, was die anderen Trainer berichten können.

Gibt es auch außerhalb des offiziellen Programms Kontakte oder gemeinsame Rennen?

Wir haben die Rennkalender ausgetauscht, stehen im Mail-Kontakt. In Siebenbürgen gibt es in den Sommerferien ein Rennen über drei Tage. Vielleicht fahren wir mit einigen Sport­lern nach Rumänien. Und bei der Apres Tour Gera am 25. und 26. Juli werden wir die Vereine aus dem Erasmus+-Projekt einladen und nach den Rennen ein einwöchiges Trainings­lager organisieren.

Die Apres Tour Gera läuft erstmals über zwei Tage?

Ja. Am Sonnabend gibt es das Bergzeitfahren vom Mohrenplatz über den Jagdhof nach Ernsee und am Sonntag ein Rund­strecken­rennen im Buga-Park.
(OTZ/Andreas Rabel)

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