„Diesmal soll es mehr als Bronze sein!“
SSV-Radsportler René Enders startet im Teamsprint in Rio de Janeiro.

SSV Gera / Presse

08. Jul 2016

René Enders bei seiner Verabschiedung nach Rio de Janeiro, flankiert von seinem Trainer Tim Zühlke und Bürgermeister Frank Schmidt.
René Enders bei seiner Verabschiedung nach Rio de Janeiro, flankiert von seinem Trainer Tim Zühlke und Bürgermeister Frank Schmidt.

2008 Peking, 2012 London, 2016 Rio de Janeiro – zwei Bron­ze­medaillen und drei dicke Fragezeichen sind auf einem Ban­ner zu lesen, aufgespannt auf den Marktplatz in Auma-Weida­tal. Gut 100 Aumaer waren der Einladung von Bür­ger­meis­ter Frank Schmidt gefolgt, um ihren Olympioniken zu den Olympischen Sommerspielen nach Brasilien zu ver­ab­schie­den. Gespannt werden sie den Team­sprint­wett­be­werb ver­fol­gen und hoffen, dass die „noch“ drei Frage­zei­chen wieder durch eine Medaille ersetzt werden. „Diesmal soll es mehr als Bronze sein“, hofft der 29-Jährige, der das Trio als Anfahrer in Schwung bringen will und so gemeinsam mit den Chemnitzern Max Niederlag und Joachim Eilers mindestens Silber im Visier hat und mit Gold liebäugelt.

Noch heute schwärmt René Enders von der Bronzemedaille in Peking. In London sollte dann mehr drin sein. Dass es wie­de­rum nur zu Platz drei gereicht hatte, machte René Enders lange Zeit zu schaffen. Doch das ist längst abgehakt.

Seit fast einem Jahrzehnt gehört René Enders zur Weltspitze, hält seit 2013 den Weltrekord im Teamsprint (41,871 s), ge­wann 2011 und 2013 jeweils Gold bei den Welt­meis­ter­schaf­ten. Bei der diesjährigen WM in London platzierte sich das Dreiergestirn in der Besetzung, wie es auch in Rio an den Start gehen wird, auf Rang drei. Noch nicht das, was erwartet wurde, aber es zeigt, „da ist noch Luft nach oben. Wir haben durchaus das Potenzial um nach ganz oben zu fahren“, so der Schützling von Trainer Tim Zühlke, der aber auch weiß, dass am Tag X alles stimmen muss, denn die Kon­kur­renz ist stark.

Einen Zweifel an der Nominierung gab es eigentlich nie und doch meint René Enders, dass ihm dennoch eine Last von den Schultern genommen wurde, als die Entscheidung zur No­mi­nie­rung durch den DOSB offiziell wurde.

Unmittelbar danach gab es die ersten Glückwünsche und so war es auch heute Abend auf dem Aumschen Markt, wo viele ge­kom­men waren, um ihm für die anstehenden Wettkämpfe die bes­ten Wünsche aus der Heimat mit auf den Weg in Rich­tung Co­pa­ca­ba­na zu gebe. Beeindruckt von der großen Re­so­nanz, bedankte er sich bei den Aumschen, der Stadt­ver­wal­tung und seinen persönlichen Sponsoren für die Glück­wün­sche. Das Wort „Goldmedaille“ hatte er nicht aus­ge­spro­chen, doch gab er seiner Hoffnung Ausdruck, drei Mal am Start zu ste­hen.

Bereits eine Entscheidung hat René Enders für sich schon getroffen, aller guten Dinge sind drei und das gilt für ihn eben auch für Olympia. Mehr als Olympiabronze wäre für ihn eine Krönung seiner bisherigen erfolgreichen Karriere.

Die Olympiavorbereitung lief bisher optimal. Das Hö­hen­trai­nings­la­ger in Colorado Springs sei ihm gut be­kom­men. Er war weder krank noch verletzt, konnte sich so ziel­ge­rich­tet vor­be­rei­ten. Es hat sich ausgezahlt, dass er sich früh­zei­tig auf die Position des Anfahrers festgelegt hatte und stets bemüht war, diese Rolle zu vervollkommnen. Für ihn gibt es nur den Sport. Nie hat er viel von Publicity gehalten und er hat sich auch nie etwas aus dem ihm zugeschriebenen Prädikat „schnellster Anfahrer der Welt“ gemacht.

„René ist immer René geblieben, keine Starallüren, er ist bodenständig und weiß immer wo die Heimat seiner Kindheit war – hier bei uns in Auma“, so Bürgermeister Frank Schmidt und dafür gab es großen Beifall.

Vergessen hat er auch nicht, wie es einst bei ihm mit dem Radsport angefangen hatte. Wenn die Makkaroni bei Oma nicht so lecker gewesen, er nicht mit seinem Mountainbike von Pausa in Richtung Auma unterwegs, damit nicht auf das Team Köstritzer getroffen wäre und Gerald Mortag ihn nicht zum Probetraining nach Gera eingeladen hätte, wäre die Rad­sport­welt wohl heute um einen ihrer erfolgreichsten Bahn­rad­fah­rer ärmer.

Schon beim Probetraining auf dem 250 Meter Zementoval der Geraer Radrennbahn sprang der Funke über. So wechselte er vom Judo zum Radsport, wo er beim SSV Gera unter Leitung von Wolf-Dieter Lampke das ABC des Radsports erlernte. Nach­dem sich abzeichnete, dass seine Stärken im Sprint lie­gen, wechselte er nach Erfurt in das Sprintteam, blieb aber sei­nem Ursprungsverein SSV Gera 1990 e.V. bis heute als Mit­glied treu.

Inzwischen wohnt der Polizeiobermeister der Bundespolizei ge­mein­sam mit seiner Freundin Justine Zeiske, eine ehe­ma­li­ge Eisschnellläuferin, und dem am 10. März ge­bo­re­nen Stamm­halter Levi Mats im Erfurter Stadtteil Win­disch­holz­hau­sen.

Es bleiben nur wenige Tage, um ganz in Familie zu sein. Vor dem Abflug nach Übersee geht es zu einem letzten Vor­be­rei­tungs­lehr­gang nach Frankfurt/Oder. Dort wird es da­rum gehen, weiter an seinen Stärken auf den ersten 250 Metern zu ar­bei­ten, dabei aber seine beiden Hintermänner nicht ab­zu­hän­gen.

Nun heißt es Daumen drücken. Am 11. August ist es soweit.  (rs)

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