Domenik Wolf vom SSV Gera 1990: Im Rausch der Geschwindigkeit.

OTZ Gera / Marcus Schulze

27. Sep 2014

Beim ersten Mal war es noch eine wackelige Angelegenheit, vier Jahre später fährt Domenik Wolf mit dem Rennrad von Sieg zu Sieg.  (Foto: Marcus Schulze)
Beim ersten Mal war es noch eine wackelige Angelegenheit, vier Jahre später fährt Domenik Wolf mit dem Rennrad von Sieg zu Sieg. (Foto: Marcus Schulze)

Domenik Wolf vom SSV Gera 1990 kann heute den Thüringen-Cup in seiner Altersklasse in Erfurt gewinnen.

Am Anfang war es eher eine wackelige Angelegenheit. Seine ersten "Gehversuche" mit einem Rennrad hat Domenik Wolf nicht vergessen. Damals, da war er gerade acht Jahre alt, ging in die vierte Klasse. "Am Anfang hat sich das schon ganz schön komisch angefühlt", erinnert sich der zwölfjährige Nachwuchs­radfahrer des SSV Gera 1990.

Und weit ist er bei besagtem "Gehversuch" dann auch nicht gekommen. Auf dem Rondell vor der Geraer Radrennbahn machte er dann auch gleich einmal Bekanntschaft mit dem Asphalt. Wolf fuhr mit den dünnen Reifen über etwas Moos und rutschte aus. Seine Hand wurde dabei etwas in Mitleidenschaft gezogen. Heute lacht er darüber. Und abschrecken hat er sich davon auch nicht lassen. Der Radsport-Novize war, Sturz hin oder her, sofort Feuer und Flamme.

Vier Jahre ist dies nun her und seitdem hat sich einiges bei Wolf getan. Die diesjährige Saison war für ihn dann auch von Erfolgen gekrönt. Insgesamt konnte der Realschüler 16 Siege auf der Straße und der Bahn einfahren. "Es gibt deutsch­land­weit nicht viele Fahrer in seiner Altersklasse, die so viele Siege in einer Saison vorweisen können", so Trainer Lucas Schädlich. Zudem steht er momentan auf Platz zwei der Gesamtwertung des Thüringen-Cups. Von den 20 Wettkämpfen hat er neun gewonnen und belegte siebenmal den zweiten Platz. Heute hat er jedoch in Erfurt die Möglichkeit, diesen zu gewinnen. Er liegt lediglich zwei Punkte hinter Hannes Butters (8 Siege / achtmal Zweiter) aus Saalfeld. "So eine knappe Ent­schei­dung gab es noch nie", betont Schädlich. Sollte der Geraer gewinnen und der Saalfelder Platz zwei belegen, wären sie gar punktgleich. Wolf hätte bei diesem Stand dennoch gewonnen, da er mehr Siege hat.

Apropos Hannes Butters. Mit diesem lieferte sich Wolf schon die ganze Saison über leidenschaftliche Duelle. Am 6. Juli dieses Jahres in Breitenworbis konnte er den Saalfelder dann auch erstmalig schlagen: "Das war mein schönster Sieg."

Am Dienstag beim Training beweist der Zwölfjährige indes, wie sicher mittlerweile sein Umgang mit dem Rennrad ist. Trainer Schädlich, der Wolf seit zwei Jahren unter seinen Fittichen hat, lässt seine radelnden Schützlinge auf dem Rondell vor der Radrennbahn diverse Geschicklichkeitsübungen absolvieren. Mit diesen soll das Gefühl für das Gefährt vermittelt werden. Und so probieren sie sich an Stehversuchen, müssen während der Runden eine Trinkflasche durchreichen, Schlangenlinien fah­ren, Hütchen aufsammeln oder zum "Tigersprung" ansetzen, eben jener Bewegung, die beim Sprint kurz vor der Ziellinie ausgeübt wird und mit der die Fahrer das Rad noch den einen oder anderen Zentimeter noch vorne schieben können. Stichwort: Zielfoto. Bei allen Übungen ist Wolf mittendrin, absolviert diese souverän. Und dennoch ist der Spaß, den er und seine Mitstreiter haben, allgegenwärtig. Und darum geht es ihm auch in erster Linie: Spaß.

Zum Radsport ist er über ein paar Schulfreunde gekommen. Davor ist er ganz normal mit dem Rad von A nach B gefahren. Hatte kein größeres Interesse daran. Heute sieht das natürlich ganz anders aus. Er kommt förmlich ins Schwärmen, wenn er von dem Gefühl berichtet, das er hat, wenn er mit voller Kraft in die Pedale tritt und mit hoher Geschwindigkeit über den Asphalt düst: "Es ist wie ein Rausch." Der Sprint, das ist seine Disziplin.

Und es gibt noch einen positiven Nebenaspekt, wie der Sportler stolz verkündet: "Meine schulischen Leistungen sind, seitdem ich Radsport betreibe, besser geworden." Sein Lieb­lings­fach ist Mathematik. Generell versucht er stets in der Schule aufzupassen - dann müsse er weniger zu Hause lernen.

Ein Vorbild aus der großen Radsportwelt hat er nicht, verfolgt das Geschehen der Marke "Tour de France" und dergleichen nur am Rand. Er will lieber selber fahren. Doch mit dem Gedanken, später einmal Profi zu werden, kann sich Wolf durchaus anfreunden.

Und so abwegig ist dieser nicht, wie auch sein Trainer betont. Der Zwölfjährige bringe nicht nur das physische Rüstzeug mit - momentan 1,71 Meter, Tendenz steigend - vielmehr sei da noch ein anderer, sehr wichtiger Aspekt. "Domenik besitzt auch die richtige Einstellung, ist bei jedem Training anwesend, hängt sich voll rein. Und darüber hinaus befasst er sich mit der Materie, macht sich im Vorfeld Gedanken über ein Rennen: wo kann ich attackieren, wie kann ich diese oder jene Kurve fahren", so Schädlich.

Doch was für den Coach noch entscheidender ist, ist der Umstand, dass sein Schützling einen sehr kollegialen Charak­ter besitzt, auch für die anderen Teammitglieder da ist. "Er ist bodenständig und ich hoffe, dass das auch so bleibt." (OTZ/Marcus Schulze)

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