In vieler Hinsicht äußert lehrreich.
„Was wir allein nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen“ – Drei Tage nach der Flut.

SSV Gera / Presse

12. Jun 2013

Alles raus - Patrick Renner bei Aufräumungsarbeiten.
Alles raus - Patrick Renner bei Aufräumungsarbeiten.

Erst regnete es tagelang, dann stiegen die Pegel und dann kam die Flut. In der Nacht vom 2. zum 3. Juni verwandelte sich der Innenhof im Sportobjekt Vollersdorfer Straße in einen See und die Wassermassen drangen in den Gebäudekomplex ein. Am Morgen des 3. Juni hatte die Feuerwehr das Objekt gesperrt, nachdem die Bewohner in der Sportlerunterkunft ihre Zimmer verlassen hatten. In den folgenden Stunden stieg das Wasser weiter und weiter und erreichte am Mittag einen Pegelstand von einem Meter. Zu dieser Zeit konnte ich nur ahnen, welchen Schaden die Wassermassen angerichtet hatten, dabei immer die Hoffnung, dass es am Ende dann doch nicht so schlimm sein wird.

Im Laufe des 4. Juni floss das Wasser ab, verschwand so schnell, wie es gekommen war. Zurück blieb ein Ort der Verwüstung. Gegen Abend ein erster Blick in die Räume der Geschäftsstelle. Der Fußboden nass und das Wasser patschte unter den Schuhen beim Gehen. Einen Vorgeschmack von dem Chaos, welches das Hochwasser angerichtet hatte, bekam ich schon, als ich an den Räumen der Arztpraxis vorbeiging. Ich sagte mir, in der Geschäftsstelle wird es nicht viel besser aussehen und ich sollte recht behalten.

Nichts mehr von dem, was auf dem Boden stand, war an seinem Platz. Ob Kartons, Blumenstöcke, Gläser, Tassen, ja selbst der Kühlschrank und der Aktenvernichter – alles lag im Raum verstreut. Steckdosenleisten, Kabel, Rechner, Sessel, Stühle und Kopierer waren von einer bereits hart werdenden Schlammschicht überzogen. Alles, was sich im Pegelstand des Wassers befand, war vernichtet. Auch der Inhalt in den Schreibtischschubladen und in den Schränken. Einige Tage später sollte sich dann herausstellen, dass die gesamte Computertechnik durch das Wasser zerstört und damit die gesamte Vereinsverwaltung lahmgelegt war.

So entsetzlich das Bild auch war. Es blieb keine Zeit, lange über das Gesehene nachzudenken. Jetzt hieß es handeln. Einerseits retten was zu retten war, andererseits alles entsorgen, was das Wasser zerstört hatte.

Drei Tage Kraftanstrengung, teilweise bis zur Erschöpfung, waren nötig, um die Zimmer der Geschäftsstelle zu beräumen. Die Bilanz: ein Müllcontainer bis an den Rand gefüllt, die gesamte Einrichtung musste entsorgt werden. Alles was noch brauchbar war, wurde eine Etage höher in der Sportlerunterkunft eingelagert. Der Fußbodenbelag musste herausgerissen werden. Was vorerst zurückblieb, waren ein nasser Fußboden und nasse Wände. „Hochwasser ist ein Dieb“, titelte die „Ostthüringer Zeitung“ in einer ihrer Ausgaben. Wie treffend!

Ohne tatkräftige Hilfe wäre dies alles in der kurzen Zeit nicht zu schaffen gewesen. Ich erinnerte mich an den Song „Was Wir Allein Nicht Schaffen“ von Xavier Naidoo. Darin heißt es: „Und was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen. Nur wir müssen geduldig sein, dann dauert es nicht mehr lang.“

Ja, gemeinsam haben wir es geschafft. Zumindest den ersten Gang. Es tat gut, als am Dienstag unser Präsidiumsmitglied Peter Zingel bei mir anrief und seine Hilfe anbot. Man sagt zwar, Rentner haben niemals Zeit. Doch er hat sich einfach die Zeit genommen, war am Mittwochfrüh vor Ort und langte kräftig mit zu. Gekommen war auch Brigitte Oheim. Eigentlich wollte sie beim Beräumen der Arztpraxis helfen. Doch da waren schon viele Hände aktiv. Statt wieder nach Hause zu fahren, bot sie uns ihre Hilfe an, die wir dann auch dankend angenommen haben. Sie war die Letzte, die an diesem Tag spätabends gegangen ist. Ohne Aufforderung gekommen war auch Lucas Schädlich, aber nicht nur zum Gucken, sondern zum Helfen. Auch am Donnerstag war er dann mit vor Ort.

Gemeldet hatte sich auch Jens Wenzel. Er sollte mit seiner Vorahnung recht behalten, was die Computertechnik betraf. So kam er noch am Mittwochabend, um die Rechner abzuholen, um sie dann in den folgenden Tagen auf ihre mögliche Tauglichkeit zu prüfen. Auch wenn das Ergebnis verheerend ausfiel, gilt ihm für seine Bemühungen Dank.

Sorgen hat sich auch unser Ehrenmitglied Wolf-Dieter Lampke gemacht. „Kann ich euch helfen“, fragte er telefonisch an. Wir schleppen aber Tische und Schränke, sagte ich. Er konterte: „Ich bin zwar mit meinen 75 Jahren kein Hüne mehr. Aber es gibt bestimmt auch für mich etwas zum Tragen.“ Er war da und zu tun gab es für ihn genug. Gekommen war auch Jakob Höfer. Ihn hatte Patrick Renner für den Einsatz gewonnen. Herausgesucht hatte er sich den schwersten Tag. War es am ersten Tag mehr das Akten schleppen, so hieß es nun Möbel zu zerlegen, alles abzutransportieren und den Fußbodenbelag zu entfernen oder treffender gesagt, mit großer Gewalt herauszureißen.

Die größte Last an diesen drei Tagen hatte Patrick Renner zu tragen. Sein Los, er arbeitet im Verein als Bundesfreiwilligendienstler. Sein Einsatz also eine Pflichtaufgabe, aber dann doch nicht. Für ihn kein Dienst nach Vorschrift. Er hat sich wirklich geschunden, nicht auf die Uhr geschaut, sein Letztes gegeben, teilweise bis zur Erschöpfung. Er hat durchgehalten!

Das Hochwasser zeigt: In der Not rückt man zusammen. Es zeigt aber auch, auf wen man sich verlassen kann. Wer sich um den Verein sorgt. Wobei es nicht nur um die Mithilfe geht, sondern auch darum sich einmal zu erkundigen, einfach mal nachzufragen. Das Jahr hat in der Regel 365 Tage und die meisten Tage davon sind einer wie der andere. Doch die letzten Tage waren wirklich anders, etwas Besonderes und in vieler Hinsicht äußerst lehrreich. Reinhard Schulze

«2013»
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