La-Ola-Mann Marcel Barth will in Gera Lokalmatador werden.

OTZ / Andreas Rabel

27. Aug 2012

Der Geraer Marcel Barth hat sich dem Stehersport verschrieben.  (Foto: OTZ/Sascha Fromm)
Der Geraer Marcel Barth hat sich dem Stehersport verschrieben. (Foto: OTZ/Sascha Fromm)

Das eine tun, und das andere nicht lassen. Marcel Barth ist für jeden Gag zu haben, immer wieder lässt sich der 26-jährige Geraer etwas einfallen.

Mal lässt er bei den Sixdays in Berlin sein Hinterrad mit seinem Spitznamen "Ballerbart" illuminieren, mal zerreißt er in Harting-Manier sein Trikot. "Ich muss dafür nicht Olympiasieger werden", sagt er und lacht. Doch er ist nicht nur der Spaßvogel auf den Radrennbahnen dieser Welt. "Die meisten Ideen für einen Gag fallen mir spontan ein."

Doch zieht er sein Renndress aus, kommt ein ernsthafter Sportler zum Vorschein. Dass Radsport kein Zuckerschlecken ist, hat ihn sein Vater früh gelehrt. Thomas Barth war ein Radarbeiter, als Kapitän der Friedensfahrtmannschaft eine Institution, nach der Wende als Profi hat er alle großen Länderrundfahrten wie die Tour de France und die Vuelta durchgestanden.

Marcel Barth wuchs in Gera auf, wurde beim SSV Gera groß, 2004 in Los Angeles Junioren-Weltmeister im Punktefahren. Nicht sonderlich gern ist er 2008 von Gera weggegangen. Doch wer im Thüringer Radsport etwas werden will, der wird es in Erfurt so sind die Strukturen. "Ich habe den Wechsel aber nicht bereut, fühle mich wohl in Erfurt", sagt er. "Doch mein Herz, das schlägt für Gera." Im Erfurter Süden hat er eine Wohnung, ist inzwischen Polizeimeister bei der Landespolizei für den Leistungssport freigestellt. Und obwohl er längst der U23-Klasse entwachsen ist, trägt er das Trikot des Thüringer Energie Teams. Ihm kommt zugute, dass man seinen Erfahrungsschatz, seine professionelle Einstellung zum Sport zu schätzen weiß.

Als Fahrertrainer, im Fußball sagt man Spielertrainer, dreht er mit den Nachwuchsrennern seine Runden, bolzt Straßenkilometer. Gut für die Thüringer U23-Renner, gut für den eigenen Formaufbau.

Marcel Barth ist ein gefragter Mann bei den Sechstagerennen. Berlin, Bremen und Zürich die Klassiker. Für die neue Sechstagesaison lässt er sich einen Umhang schneidern, auf dem Cape wird "La-Ola-Mann" stehen. Mehr will er nicht verraten. Denn das Geschäft kennt keine Gnade, "es gibt immer weniger Rennen und immer mehr Fahrer". Bei den Sixdays sitzt er fest im Sattel, die Veranstalter buchen ihn gern. Zudem hat er er sich innerhalb nur einer Saison in die nationale Spitze des Stehersports gestrampelt.

Bei den deutschen Meisterschaften wurde er in seinem erst sechsten Steherrennen mit seinem Schrittmacher Karsten Podlesch Vizemeister. Mit 80 Sachen hinter dem Schrittmacher um die Bahn, das kann nicht jeder, das will nicht jeder. "Ich hab meinen Schrittmacher gefunden. Wir harmonieren gut", sagt er. Ihm komme die "grundsolide sportliche Ausbildung" zugute. "Ich habe genug Standgas, um aufzusatteln." Am 14. September wird er der umjubelte Lokalmatador beim Steherrennen in Erfurt sein und einen Tag darauf will er die Zuschauer beim 1. Steher- und Sprinterpreis der Stadt Gera begeistern. "Das ist klasse, dass auch in Gera eine Tradition wiederbelebt wird." Über 15 Jahre ist es her, dass auf der Radrennbahn im Martinsgrund die großen Maschinen zu hören waren. Doch der Stehersport, so lieb er ihm ist, ist das eine, die olympischen Disziplinen sind für Marcel Barth das andere und wichtige. Nach den Olympischen Spielen von London kommt wieder Bewegung in den Bahnradsport. Gut möglich, dass Punktefahren oder Madison in Rio de Janeiro 2016 auf dem Programm stehen.

2010 in Cali und Kopenhagen standen mit Marcel Barth und Erik Mohs das letzte Mal ein deutsches Madison-Duo bei einem Weltcup auf dem Podest. Und bis entschieden ist, welche Disziplinen olympisch sind und welche nicht, wird Marcel Barth das eine tun und das andere nicht lassen. (OTZ/Andreas Rabel)

siehe OTZ.de >>


Internationaler Steher- und Sprinterpreis der Stadt Gera

Wann: 15. September 2012. Wo: Radrennbahn Gera. Beginn: 16 Uhr. Eintritt: 9 Euro. Vorverkauf: 8 Euro. Kinder bis 12 Jahre: Eintritt frei. Kartenvorverkauf: Gera Tourist Information, Heinrichstraße 32.

Steher: Guiseppe Atzeni/René Aebi (Schweiz), Andreas Müller/Frank Schwarz (Österreich/Wendelstein), Marcel Barth/Karsten Podlesch (Gera/Berlin), Marcel Möbus/Helmut Baur (Forst/Singen), Florian Fernow/Thomas Baur (Berlin/Singen), Ronny Freiesleben/Lutz Weiß (Leipzig), Robert Bickel/Torsten Rellensmann (Prien/Dortmund), Christoph Breuer/Gerd Gessler (Hürth/Erfurt).

Sprinter: Robert Förstemann, René Enders, Roy van den Berg (Niederlande), Damian Zielinski (Polen).

siehe s-event.de >>

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