Radsport soll zum Leuchtturm werden.
Podiumsgespräch mit Oberbürgermeister-Kandidaten zur Zukunft des Geraer Sports.

SSV Gera / Presse

06. Mär 2012

Im Gespräch über die Zukunft des Geraer Sports (v.l.): OB-Herausforderer Dr. Ulrich Porst, Dr. Viola Hahn, Moderator Uwe Müller und Amtsinhaber Dr. Norbert Vornehm.

15.000 Mitglieder, organisiert in 108 Vereinen, damit ist der Geraer Sport die größte Bürgerinitiative in der Otto-Dix-Stadt Gera, was ihn zu einem wichtigen Faktor bei der bevorstehenden Wahl des Oberbürgermeisters werden lässt. Drei der fünf Kandidaten hatte das Präsidium des Stadtsportbundes Gera e.V. kürzlich in das Stadtmuseum zu einem Podiumsgespräch geladen. Vor gut 60 Vertreten des Sports hieß es für den Amtsinhaber Dr. Norbert Vornehm (SPD) wie auch für die Herausforderer Dr. Viola Hahn und Dr. Ulrich Porst (beide parteilos) Farbe zu bekennen.

Wie wichtig der Sport sei und dass es darum gehen muss, die Vereine auch künftig weiter zu unterstützen und zu fördern wie auch das Ehrenamt weiter zu stärken, darin demonstrierten alle Einigkeit. Doch wie so immer, liegt das Problem im Detail. So kann sich der Amtsinhaber ans Revers heften, dass im Vorjahr trotz fehlendem Haushalt zumindestens die Übungsleiterpauschale - dabei handelt es sich um eine freiwillige Leistung - gezahlt wurde. Dass es beim Ehrenamt nicht allein um das Geld geht, darauf verwies der SSB-Präsident Dr. Rainer Willms, der ein größeres Engagement durch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung gegenüber den Vereinen anmahnte. Für Vereine nicht nachzuvollziehen ist auch die Zahlung der Mittel für sozial schwächer gestellte Mitglieder aus dem Teilnahmeprojekt des Bundesfamilienministeriums. Die eigentliche Antwort, warum die Auszahlungen im Landkreis Greiz viel schneller erfolgen, und Betroffene hierzulande immer noch auf das Geld warten, ja noch nicht einmal einen Bescheid erhalten haben, blieb der Oberbürgermeister schuldig.

Keine Abstriche am Haushalt für den Sport wird es mit Dr. Viola Hahn geben, verspricht sie. Jedoch weiß auch sie, dass die geplanten Mittel alles andere als ausreichend sind. Sie will sich um zusätzliche Einnahmequellen bemühen und regt die Bildung eines Sponsorenpools an, wodurch auch kleinere Vereine gefördert werden können. Nicht bei allen Anwesenden findet der Vorschlag Zustimmung, weiß man doch, dass ein Förderer den Euro auch nur einmal ausgeben kann.

Paten gewinnen, um Kinder und Jugendliche in den Sportverein zu bringen, darin sieht Dr. Ulrich Porst eine Chance diese von der Straße zu holen.

Nichts ohne die Sportvereine, mit ihnen enger ins Gespräch kommen, das wollen die beiden OB-Herausforderer. Doch auch für sie wird gelten: „Allen recht getan, ist eine Kunst die niemand kann.“ Dass der Amtsinhaber sich den Belangen des Sports nicht verschließt, wollte Dr. Rainer Willms klargestellt haben. Doch nicht jeder der Anwesenden teilte diese Aussage.

So machte Bernd Herrmann, Sportdirektor beim SSV Gera 1990 e.V. und Hauptsponsor des Vereins seinem Ärger Luft. Da war von enttäuschter Hoffnung und von viel Geld wie auch von einem großen Engagement für die Verbesserung der Trainingsbedingungen - Einrichtung eines Kraftraums sowie eines Ergometerraums - die Rede.

Dr. Viola Hahn stemmt sich gegen eine einseitige Orientierung Geras als „nur“ Otto-Dix-Stadt und sieht im Sport ein weiteres „Markenzeichen“, ein Gedanke, dem sich auch Dr. Ulrich Porst und Dr. Norbert Vornehm nicht verschließen wollen. So ist man sich einig, dass der Sport in all seinen Facetten - Breitensport, Leistungssport, Spitzensport - gefördert werden muss. Nur mit einer, von Thomas Triemner geforderten, Prioritätenliste der Sportarten tat man sich schwer. Zumindestens, bis Dieter Müller, Vorsitzender des 1. SV Gera e.V., Klartext sprach. „Was wir im Sport brauchen, ist ein Leuchtturm und der kann nur der Radsport sein und das mit Abstand“. Einem Plädoyer, dem keiner der Kandidaten widersprechen konnte und auch nicht wollte. Lediglich der Amtsinhaber legte nach und sprach davon, dass es schon bald eine Entscheidung über die Zukunft der Radrennbahn geben wird. Trotz Nachfrage von Moderator und SSB-Pressewart Uwe Müller ließ sich der Rathauschef nicht aus der Reserve locken. Nur ein engster Kreis, sicherlich auch Dr. Norbert Vornehm, wusste, dass das Geheimnis schon eine Woche später (Anmerkung: siehe Pressemeldungen vom 05.03.2012 >> ) gelüftet werden sollte.

Auch vom für 2009 versprochenen Anbaden im neuen Freibad sei man noch weit entfernt, meint Dr. Viola Hahn und brachte als weiteren möglichen Standort Gera-Lusan ins Gespräch. Während der Amtsinhaber am Freibadbau festhält, begegnet er einer Standort-Alternative zum Hofwiesenpark aus Kostengründen eher mit Skepsis. (rs)