Windhund macht "Robbe" Beine.

Freie Presse / robertfoerstemann.de

01. Jul 2011

Freie Presse 01.07.11
Freie Presse 01.07.11

Auf dem Weg zum Olympia-Gold in London greift Bahnrad-Sprinter Robert "Robbe" Förstemann vom Chemnitzer Erdgas-Team auf ungewöhnliche Trainingsmethoden zurück.

Schnitzel kann Robert Förstemann inzwischen wieder nach Lust und Laune verdrücken. Nur jüngst vor der Hochzeit mit seiner Jennifer musste der Welt- und Europameister im Teamsprint etwas aufpassen ..."

Seine rund 70 Zentimeter Oberschenkelumfang sollten schließlich bis zum "Ja-Wort" in den maßgeschneiderten Anzug passen. Inzwischen ist Förstemann, Spitzname "Robbe", im Hafen der Ehe gelandet. Auf die richtige Ernährung muss er immer noch achten. Nächste Woche will sich der 25-Jährige bei den deutschen Bahnrad-Meisterschaften in Berlin nachhaltig bei Bundestrainer Detlef Uibel empfehlen. Er weiß: "Da geht es schon um die Olympia-Nominierung. Ich muss gut drauf sein."

70 Zentimeter Oberschenkel

Dieses Ziel verfolgen auch seine Gefährten vom Chemnitzer Team erdgas.2012. Vor allem im Teamsprint haben die Sachsen zum Vorjahr (Silber) etwas gut zu machen, soll unbedingt Gold eingefahren werden. Neben Anfahrer Förstemann und dem nach einer Blinddarm-Operation im April nun zurückgekehrten Maximilian Levy vervollständigt Kapitän Carsten Bergemann das Teamsprint-Trio in Berlin. Der "Lange", mit 32 Jahren der Senior im Team, setzte sich diese Woche bei einem internen Stechen gegen Joachim Eilers durch. "Das waren acht Zehntelsekunden Unterschied, also eine klare Sache. Joachim Eilers wird sich jetzt voll auf die 1000 m konzentrieren", sagte der Sportliche Leiter Michael Hübner.

Der siebenmalige Ex-Weltmeister sieht seine Schützlinge auf einem guten Weg zu den Spielen in London. Die prominente Neuverpflichtung Levy, in Peking Olympia-Dritter im Teamsprint, fand trotz des Ausfalls bereits wieder zu einer ansprechenden Form, auch wenn ihm laut Hübner die "Wettkampfhärte und letzte Spritzigkeit" noch etwas fehlt. Auch der junge Stefan Bötticher (19) erzielte beim Sprinter-Cup in Cottbus viel versprechende Resultate. Und um Förstemann sorgt sich Hübner gleich gar nicht, obwohl der Wahl-Berliner in der Lausitz zweimal seinem Dauerrivalen René Enders unterlag. "Die zwei Wochen nach der Hochzeit sind nicht spurlos an mir vorüber gegangen, zumal ich noch zu einem Fernsehauftritt nach München gereist bin. Für die Sendung ,galileo' bin ich auf der Flughafenbahn mit dem Rad über 500 Meter gegen einen Windhund angetreten", erzählt Förstemann über die ungewöhnliche Trainingseinheit.

Rivalität nur auf der Bahn

Das spektakuläre Duell Mensch gegen Tier gewann Förstemann schließlich - trotz riesigen Rückstands nach dem Start. "Eine schöne Erfahrung. Zum Glück hatte ich Rückenwind", schmunzelt "Robbe" nach dem Hunde-Rennen, das ihm offenbar den letzten Kick gab. Denn eine Woche später drehte der gebürtige Greizer den Spieß beim Großen Preis von Deutschland in Cottbus um. Sowohl in der Zeitfahr-Qualifikation als auch im Sprint ließ er Rene Enders hinter sich. "Das war ein Erfolg mit Köpfchen, der mir viel Selbstvertrauen gibt. Ich habe wieder richtig gute Beine", schwärmte Robert Förstemann danach.

Mit Enders in der Trainingsgruppe hatte er als Kind in Gera die ersten ernsthaften Versuche im Radsport unternommen. Heute gehören beide zu den weltbesten Anfahrer im Teamsprint, die sich um ein Olympiaticket streiten. Im Vorjahr setzte sich Enders durch und holte danach mit Levy und Stefan Nimke WM-Silber. "Das hat Robert ziemlich gewurmt. Seitdem sind Emotionen in dem Duell drin", sagt Michael Hübner. Robert Förstemann beschreibt die Rivalität so: "Wir sind zwar nicht die besten Freunde, aber mehr ist da nicht. Wir tragen unser Duell sportlich aus, und es bringt uns ja beide voran." Vielleicht sogar in London bis auf den Olymp. Aber leider nur einen von beiden. (Freie Presse/Thomas Prenzel)


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