Olaf Ludwig wird 50: Heute fährt er lieber langsam

OTZ / Holger Zaumsegel

13. Apr 2010

Olaf Ludwig in seiner Heimatstadt Gera. (Foto: OTZ)
Olaf Ludwig in seiner Heimatstadt Gera. (Foto: OTZ)

Sprinter Olaf Ludwig begeht heute seinen 50. Geburtstag. Der Ausnahme-Radrennfahrer feierte Erfolge, die nur wenige im Radsport erreichten. Momentan organisiert er Radrundfahrten für Touristen, könnte sich eine Rückkehr ins Profi-Geschäft aber vorstellen - "Man soll niemals nie sagen".

Gera. Friedensfahrt 1981: Das Peloton nähert sich dem Stadion in Gera. Als Erster kommt der 21-jährige Olaf Ludwig ins Oval. Tausende Fans jubeln ihm zu, in Erwartung, dass der Lokalmatador, der zuvor schon das Zeitfahren in Erfurt gewonnen hatte, auch in seiner Heimatstadt siegt. Doch ein sowjetischer Kollege zieht vorbei, bringt Ludwig und sich mit diesem Überholmanöver aus dem Takt. Beide sind zu schnell, stürzen, Ludwig fliegt nicht als Erster über die Ziellinie, sondern landet im Sandkasten der Weitspringer. Damals wurde es im Stadion totenstill, erinnert sich der Ausnahme-Radrennfahrer, ich habe halb laufend, halb fahrend die Ziellinie überquert, auf welchem Platz ich am Ende gelandet bin, weiß ich nicht mehr.

Heute feiert der ehemalige Top-Sprinter seinen 50. Geburtstag in seiner Wahlheimat Stolberg-Breinig bei Aachen und kann auf eine beeindruckende Karriere zurück blicken. Auch, wenn sich sein Augenmerk eher nach vorne richtet, wie er sagt. In seiner Heimatstadt gewann er noch zwei Etappen der Friedensfahrt, die er insgesamt ebenfalls zwei Mal gewinnen konnte, und ließ die Geraer Zuschauer doch noch jubeln. Sein größter Erfolg als Amateur bleibt für ihn aber der Olympiasieg im Straßenrennen 1988 in Seoul.

Über die Frage, welcher seiner Profi-Erfolge für ihn der bedeutendste war, muss Ludwig erst einmal nachdenken. Auch hier sind es viele gewesen. Natürlich der Gewinn des Grünen Trikots für den besten Sprinter bei der Tour de France, aber auch mein Sieg bei der Schlussetappe der Tour auf der Champs-Elysées war sehr schön, findet er. Ebenso hebt er den Sieg beim Amstel Gold Race hervor oder den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft in Oslo 1993, als er im Einzelrennen hinter Lance Armstrong und Miguel Induráin landete. Und, und, und ...

Der Ehrenbürger der Stadt Gera hat Siege eingefahren, wie es im Radsport nicht vielen gelungen ist. Über 200 werden es wohl gewesen sein gezählt hat er sie nicht. Dabei jagte Ludwig zunächst dem runden Leder hinterher und probierte sich als Leichtathlet. Eine Etappe der Friedensfahrt, die in Gera endete, brachte den 12-Jährigen zum Radsport. Der inzwischen verstorbene Werner Marschner nahm ihn bei der SG Wismut Gera unter seine Fittiche und formte den Ausnahme-Sprinter.

Seiner Heimat ist Ludwig stets verbunden geblieben, er kommt auch heute noch so zehn Mal im Jahr an die Weiße Elster. In Gera verabschiedete er sich auch von der Radsportbühne. 20 000 Fans säumten die Straßen, als er hier 1996 seine Karriere beendete. Natürlich hieß der Sieger des Rennens Olaf Ludwig. Knapp gewann er vor seinem großen Kontrahenten Dschamolidin Abduschaparov. Mit dem Usbeken hat er sich viele große Duelle geliefert.

Nachdem er vom Sattel gestiegen war, blieb Ludwig dem Radsport treu. Der dreifache Familienvater, der noch immer glücklich mit Frau Heike verheiratet ist, war Vizepräsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) und wechselte später zum Team Telekom, für das er schon als Profi gefahren war. Zunächst Pressesprecher, übernahm er 2006 mit seiner Firma Olaf Ludwig Cycling GmbH die alleinige Führung des Teams. Doch der Doping-Skandal um Jan Ullrich führte dazu, dass er sich aus dem Profigeschäft zurück zog.

Seitdem veranstaltet er mit seiner Firma Radtouren für Touristen in verschiedenen Ländern, ist viel unterwegs. Das Rennrad ist natürlich immer noch dabei. Doch heute tritt er nicht mehr so stark in Pedale, lässt es lieber langsamer angehen, genießt die Fahrt und die Landschaft. Eine Rückkehr ins Profigeschäft kann er sich aber durchaus vorstellen: Man soll niemals nie sagen, doch wenn man die momentanen Zustände im Radsport sieht, ist es eher unwahrscheinlich.

Heute feiert Olaf Ludwig im Kreise seiner Lieben, eine spätere Feier mit alten Weggefährten soll folgen. Nach Gera wird es ihn wieder im Mai ziehen. Dann schwingt der Radstar bei Prominente kochen für die OTZ-Leser den Kochlöffel. Ob es sein Lieblingsgericht gibt Thüringer Klopse mit geschmorten Bohnen wollte er noch nicht verraten, da hat der Profi-Koch ja auch noch ein Wörtchen mitzureden. (OTZ/Holger Zaumsegel)


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