„Geben Sie uns die Illusion, geben Sie uns die Hoffnung“.
Geraer Stadträte über Zukunft des Radsporthallenneubaus uneinig.

SSV / Presse

18. Mär 2010

Sie kommt, sie kommt nicht, sie kommt… - die Radsporthalle. Ähnlich dem Kinderreigen "Sie liebt mich, sie liebt mich nicht", verlief die Diskussion zum Sportentwicklungsplan der Otto-Dix-Stadt Gera bis 2020. Für die anwesenden Vertreter des SSV Gera war es ein Wechselbad der Gefühle. Während die Fraktion Arbeit für Gera ihre klare Position, vorgetragen von Martina Schmidt, zum Neubau der Radsporthalle wiederholte, stellte Christian Klein von der CDU klar, dass dafür kein Geld da ist, und dass es illusorisch sei, auf den Neubau der Radsporthalle in nächster Zukunft zu setzen. Ganz anders hörte es sich noch am Vortag an, als Geras Bürgermeister und CDU-Kreischef, Norbert Hein, auf der Mitgliederversammlung des SSV Gera zusicherte, dass die Stadt, unter der Voraussetuzung der Bereitstellung von Fördermitteln, die Eigenmittel im Haushalt einstellt, selbst wenn die Bereitstellung weh tut. Dass Politiker an ihre vor der Wahl abgegebenen Versprechungen nach der Wahl erinnert werden, kommentierte Christian Klein mit einen Seitenhieb gegen die Vertreter des Sports: "Wer Birgit Diezel - damals CDU-Finanzministerin, heute Präsidentin des Thüringer Landtages - heute daran erinnert, was sie vor der Wahl versprochen hat, der hätte sie auch wählen müssen." Eine Aussage, die Dr. Rainer Willms, Präsident des Stadtsportbundes Gera nicht nur nicht nachvollziehen kann, sondern auch nicht will.

Die vorliegende Beschlussvorlage basiert auf einer von der Stadtverwaltung initiierten Befragung: "Sport und bewegungsorientiertes Verhalten der Bürger“. Dabei rangiert das Radfahren mit 25 Prozent an erster Stelle, gefolgt vom Schwimmen mit 17 Prozent und abgeschlagen, auf Platz neun Fußball. So stehen in der Prioritätenliste das Freibad, der Ausbau des Radwegesystems und der Neubau der Radsporthalle ganz oben. Die Notwendigkeit für den Neubau einer Radsporthalle sieht auch die Die Linke., favorisiert aber das Freibad. Linken-Fraktionschef Andreas Schubert warnt vor einem möglichen Ausspielen beider Projekte wie auch vor einer Verschiebung selbiger auf den "St. Nimmerleinstag“. Vielmehr sollte Druck gemacht werden, so Andreas Schubert, dass das Land die dafür benötigten Fördermittel locker macht.

Peter Kindermann von Bündnis 90/Die Grünen setzt auf das Freibad. Sein Parteifreund Eugen Weber kann sich bei Vorlage eines ausgewogenen Konzeptes aber gut vorstellen, dem Neubau der Radsporthalle zuzustimmen. "Wir müssen aufpassen, dass Gera den Anschluss im Spitzensport nicht verliert“, so der Grünenpolitiker.

In seinem Redebeitrag vor den Stadträten stellte Dr. Rainer Willms klar, dass die von der Stadt initiierte Befragung etwas anderes sei als der Sport, für den der Stadtsportbund mit seinen 110 Vereinen und den über14.000 Mitgliedern steht.

Worum es dem Geraer Sport beim Neubau einer Radsporthalle geht, brachte der SSB-Präsident mit einem Gleichnis auf den Punkt: "Das Rad in Gera läuft nicht nur rund, sondern auch schnell. Dafür sorgen die Pedaleure mit ihren Erfolgen bei nationalen und internationalen Wettkämpfen. Es ist nicht nur, dass das Rad rund und schnell fährt, es stimmt auch die Richtung und für die sorgen engagierte und qualifizierte Trainer. Auch der Luftdruck stimmt, denn hinter dem Radsport stehen zuverlässige Sponsoren und Förderer. Was nicht stimmt, ist der Belag. So gehen erst die Räder und dann der ganze Radsport kaputt.“ Dem Sport gehe es nicht um Forderungen und wenn, dann nur darum, dass das Machbare auch wirklich gemacht wird. Die Stadträte forderte Dr. Rainer Willms auf, dem Sportentwicklungsplan ihre Zustimmung zu geben. "Ich bitte Sie, geben Sie uns die Illusion, geben Sie uns die Hoffnung.“

Dem im Verlauf der Diskussion gestellten Antrag auf Zurückweisung der Beschlussvorlage wegen fehlender finanzieller Untersetzung der zu realisierenden Inhalte, wurde mehrheitlich nicht entsprochen.

Der Sportentwicklungsplan wurde mit Stimmenmehrheit angenommen. Wie er nun mit Leben erfüllt wird, dies wird sich zeigen. Das Geld wird dabei keine unwesentliche Rolle spielen. Das letzte Wort ist da wohl noch nicht gesprochen. Aber es gibt erst einmal einen Plan und damit ein Ziel. "Wer kein Ziel hat, für den sind alle Wege falsch“, weiß Dr. Norbert Vornehm und so bildet für ihn der Sportentwicklungsplan eine planvolle Grundlage zum Handeln.

Für den aufmerksamen Zuhörer bot die Diskussion um den Sportentwicklungsplan den Eindruck, als ginge es darum, was steht auf der Prioritätenliste ganz oben: Freibad oder Radsporthalle. Um es deutlicher zu sagen: Freibad, um bei der Mehrheit der Bevölkerung zu punkten oder Radsporthalle, um für die Kulturstadt Gera den Anspruch als Stadt des Spitzensportes zu wahren? (rs)


Otto-Dix-Stadt Gera siehe gera.de >>