Olympia 2012 ist immer gegenwärtig.
Für Robert Förstemann sind alle Erfolge 2009 nur Zwischenstationen auf dem Weg nach London.

SSV Gera / Presse

03. Jan 2010

Robert Förstemann
Robert Förstemann

Gera. 2009 war das erfolgreichste Sportjahr für den Geraer Radsprinter Robert Förstemann. Doch auch diesmal lagen Siege und Niederlagen eng beieinander. Dennoch verfolgt er mit aller Konsequenz nur ein Ziel: Olympia 2012 in London. Wie er persönlich die Saison 2009 bewertet, ob die "Nur-Ersatzmann-Rolle" bei Olympia 2008 für ihn heute noch nachwirkt, wie weit er sich von Olympia 2012 noch entfernt sieht und was er sich persönlich für 2010 vorgenommen hat, darüber sprachen wir mit dem Goldmedaillengewinner von Barcelona und dem 2-fachen Silbermedaillengewinner von Cali.

2008 bei Olympia in Peking nur Ersatzmann. Live miterleben, wie das deutsche Team Bronze im Teamsprint holt. Wirken die Eindrücke und Gefühle von damals heute noch nach?
Nein, das machen sie nicht. Ich habe die Entscheidung des Bundestrainers immer sportlich genommen und akzeptiert. Klar tat es weh, nicht aktiv an der Bronzemedaille beteiligt gewesen zu sein. Trotzdem konnte ich zwei Wochen später mit dem Gewinn der beiden Deutschen Meistertitel unter Beweis stellen, dass mit mir zu Olympia zu rechnen gewesen wäre und habe mir damit selbst eine neue sportliche Zielsetzung eingeläutet: Olympia 2012.

Was hat sich seither für Sie verändert?
In beruflicher Hinsicht hatte ich im Februar 2009 meine Ausbildung zum Polizeimeister erfolgreich beendet. Somit fiel ein wenig die Doppelbelastung weg und ich konnte mit Hilfe der Bundespolizei meinen Sport problemlos ausüben. Sportlich habe ich mich mittlerweile auf eine zweite Disziplin, den Sprint, spezialisiert, um mir ein zweites Standbein zu schaffen. Der Deutsche Meistertitel im Sprint kurz nach Olympia hat mir dafür die Tür geöffnet. Trotzdem hatte ich gerade im taktischen Bereich Schwächen, da ich mich mehrere Jahre nur auf das Zeitfahren im Teamsprint konzentriert habe. Diese galt es 2009 abzustellen, indem ich so viel wie möglich Sprintwettkämpfe fuhr.

Wie bewerten Sie Ihre sportliche Bilanz 2009?
2009 war für mich mit Abstand mein erfolgreichstes Jahr. Zur WM im März in Polen konnte ich im Teamsprint mit Stefan Nimke und René Enders die Bronzemedaille gewinnen. Dabei fuhr ich erstmals auf der für mich noch ungewohnten zweiten Position. Der Knoten platzte jedoch erst richtig zur Deutschen Meisterschaft in Erfurt. Im Teamsprint holte ich mit dem Team Erdgas.2012 Gold. Dabei konnte ich mich ohne Vorbereitung, für mich zunächst selbst überraschend, als bester Anfahrer durchsetzen. Es folgten diverse Sprintwettkämpfe, auch international. Dabei hatte ich eine Siegesserie mit vier aufeinanderfolgenden Sprintrennen zu verzeichnen, unter anderem den Europacup in Barcelona. Zudem gewann ich zwei Rennserien, den Albert-Richter-Sprinter-Cup sowie den Sparkassen-Sprinter-Cup. Meine größten Erfolge konnte ich zu den Weltcup´s in Manchester und Kolumbien feiern. In Manchester zunächst nur im Teamsprint eingesetzt, fuhr ich deutschen Anfahr-Rekord, der gleichzeitig weltweit die drittschnellste jemals gefahrene Zeit auf dieser Position war. Zudem erreichten Stefan Nimke, Tobias Wächter und ich dort die schnellste Zeit im Teamsprint, die je ein deutsches Team fuhr. Im Dezember in Cali konnte ich dann auch im Sprint zuschlagen. Hier wurde ich Zweiter hinter dem 200m-Weltrekordhalter Kévin Sireau. Bereits in der 200m-Qualifikation war ich gerade einmal vier hundertstel Sekunden langsamer als er. Auch im Teamsprint konnte ich meinen deutschen Anfahr-Rekord von Manchester noch zweimal bestätigen.

Ihr Ziel, die Olympischen Spiele in London 2012. Wie gegenwärtig ist dieses sportliche Highlight für Sie heute schon?
Olympia 2012 ist immer gegenwärtig. Meine Motivation diesbezüglich lässt mich im Training noch härter arbeiten als sonst. Alle Erfolge in diesem Jahr sind nur Zwischenstationen auf dem Weg zu diesem großen Ziel. Ich bin auf einem guten Weg, aber noch lange nicht da, wo ich gerne hin möchte. Es gibt in allen Bereichen noch Reserven.

Ihr Hauptwohnsitz ist Gera. Sie trainieren in Berlin. Sie sind Mitglied im Team Erdgas.2012 mit Sitz in Chemnitz. Welche Bedeutung hat für Sie das Team Erdgas.2012?
Das Team wurde erst im Mai 2009 neu gegründet. Bereits im Juli zur Deutschen Meisterschaft haben wir bis auf einen Titel alle gewonnen. Dies ist das Resultat höchstmöglicher Professionalität sowie einer Teamharmonie, die ich bisher noch nirgends erlebt habe. So motivieren wir uns gegenseitig und haben viel Spaß an den Rennen. Auch die Erfahrungen, die unter anderem Jens Fiedler (3-facher Olympiasieger) sowie Michael Hübner (7-facher Weltmeister) mitbringen, geben unserem jungen Team viel Auftrieb und ermöglichen es, eine gewisse Gelassenheit zu bewahren und ausstrahlen zu können. Das verhindert zu starkes Verkrampfen im Wettkampf.

Im Sport liegen Erfolge und Niederlagen häufig eng beieinander. Was motiviert Sie mehr?
Das ist schwer zu sagen. Ich denke, dass mich beides gleichermaßen motiviert. Bei Niederlagen ist es der Gedanke, es das nächste Mal unbedingt besser machen zu wollen. Bei Siegen ist es der Wille, das nächsthöhere Ziel zu erreichen beziehungsweise der Beste bleiben zu wollen.

Welche Erfolge waren für Sie in den letzten Jahren besonders wertvoll?
Wie bereits erwähnt, die Silbermedaille im Sprint beim Weltcup in Cali sowie der Deutsche Rekord im Teamsprint in Manchester sind für mich die Highlights gewesen.

Welche Niederlagen waren besonders schmerzlich?
Schmerzlich war die Niederlage im 1000m-Rennen bei der Deutschen Meisterschaft. Hier verfehlte ich die Goldmedaille um wenige hundertstel Sekunden, nachdem ich nach drei von vier Runden noch führte. Dass der Titel an meinen Teamkollegen Joachim Eilers ging, machte es ein wenig erträglicher.

Um zum Erfolg zu kommen, läuft es bei Ihnen schon im Nationalteam fast immer auf eine Mann gegen Mann Auseinandersetzung hinaus. Am Ende sind es zehntel oder hundertstel die über Einsätze entscheiden. Wie belastend ist eine solche sich immer wiederholende Auseinandersetzung für Sie?
Das ist Sport. Früher hat es ziemlich genervt, mittlerweile bin ich es wohl gewohnt. Ich hatte prinzipiell das Glück, sogenannte Stechen/Ausscheidungen zu fahren. Genau aus diesen Gründen habe ich es mir mittlerweile immer zum Ziel gesetzt so schnell zu fahren, dass es eindeutig ist und keine Fragen offen sind. Alles andere kann nervenzerreißend sein und ist nicht unbedingt förderlich für die weitere Leistung.

Mit welchen sportlichen Erwartungen gehen Sie in das Jahr 2010? Welche Höhepunkte gibt es für Sie? Welche individuellen Ziele haben Sie sich gesetzt, hinsichtlich der weiteren Vervollkommnung Ihrer sportlichen Leistungskraft?
Mein nächstes Ziel ist die Weltmeisterschaft Ende März in Kopenhagen. Hier möchte ich im Teamsprint endlich ins große Finale. Im Sprint möchte ich mich auf jeden Fall im Vergleich zum Vorjahr verbessern. Ein Platz unter den letzten Acht wäre super.

Im Mittelpunkt meiner Arbeit wird in diesem Jahr nach wie vor die Verbesserung meiner Taktik und Sprintergebnisse stehen. Den Teamsprint werde ich dabei aber nicht außer acht lassen. (rs)

Roberts Homepage siehe robertfoerstemann.de >>

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