Radsport zur neuen Profession gemacht.
Ohne geregelten Tagesablauf mit fester Planung geht bei Frank Hässelbarth nichts.

Neues Gera / Reinhard Schulze

24. Dez 2009

Ganz in Familie: Katrin, Clara und Frank Hässelbarth mit Rennrad. (Foto: Schulze)
Ganz in Familie: Katrin, Clara und Frank Hässelbarth mit Rennrad. (Foto: Schulze)

Gera. Er liebt keine halben Sachen und wenn er sich einmal für etwas entschieden hat, dann sollte es auch von Erfolg gekrönt sein. Frank Hässelbarth ist Geschäftsmann, Familienvater und Radsportler. Er hat sein Hobby zu seiner neuen Profession gemacht, denn eigentlich ist er ja von Beruf Schlosser. Erst mit 22 Jahren hat er richtig mit Radsport begonnen. Für ihn etwas zu spät für eine Profikarriere. So wird es für ihn nichts mit der Tour de France, aber in seiner Bescheidenheit reichen ihm ja schon Podestplätze bei den Masters und Jedermännern. "Mein Vater hatte sich ein Rennrad gekauft. 'Fahr mal mit du fauler Hund', hat er zu mir gesagt. Also stieg ich aufs Rad und ab ging´s. Lange reichte die Puste nicht. Immerhin brachte ich damals 85 kg auf den Sattel – heute sind es nur noch 70 kg und ich fühle mich wohl – und zwei Schachteln Zigaretten am Tag waren bei mir auch keine Seltenheit", erinnert sich der diesjährige dreifache Thüringer Landesmeister.

Heute ist der Geraer 44 Jahre, hat sich nach dem gesellschaftlichen Umbruch in den 90er Jahren als Fahrradhändler selbständig gemacht. Bis dahin als Schlosser in der Wismut gearbeitet, schraubt er nun nicht mehr an Maschinen sondern an Fahrrädern, berät Kunden beim Kauf selbiger und quält sich täglich mit dem Bürokram. Seinen Schritt in die berufliche Selbständigkeit hat er bisher nicht bereut und seine ersten zaghaften Versuche vor 22 Jahren, mehr als nur mit dem Rad zu fahren, sind heute für ihn zum Lebensinhalt geworden.

12.000 Trainings- und Wettkampfkilometer im Jahr sind da keine Seltenheit, hinzu kommen die Wettkampftage und -wochenenden und die gut 10.000 km im Auto. "Da kommt locker eine Strecke hin und zurück von der Ostsee bis zum Chiemsee zusammen", sagt Frank Hässelbarth, während er in seinem Büro im Internet nach neuen Angeboten sucht.

Sein Büro liegt im hinteren Teil seines Geschäftes. Auf dem Schreibtisch türmen sich die Papiere und Besucher können auf einem Sofa platz nehmen. Der Computer läuft ständig und auch während der Unterhaltung lässt Frank Hässelbarth nicht von ihm ab.

Ganz anders wenn Kunden kommen oder Tochter Clara. Auch wenn zwischen Arbeit und Radfahren nur wenig Zeit bleibt, die Familie möchte er nicht missen. "Ohne ihr Verständnis würde ich das nicht durchstehen", da ist er sich sicher. Ehefrau Katrin hat schnell gelernt, mit der "Macke" ihres Mannes umzugehen. Da geht es ihr wie so vielen Ehefrauen von Radsportlern. Nicht alle kommen damit zurecht, doch "irgendwie bekommt man es dann doch in die Reihe", meint sie. Wenn es klappt, ist auch die ganze Familie vor Ort. Stolz steigt Clara bei der Siegerehrung auch mit aufs Podest und darf dann auch den Pokal halten. Selbst beim Radsport einzusteigen, daran hat sie bisher kein Gefallen gefunden. "Einmal bin ich schon mitgefahren und dann gab es nicht mal eine Siegertreppe", ist ihr die Enttäuschung heute noch anzumerken. "Ich spiele ja auch lieber Fußball". Sie sagt es mit einem Lächeln. Vor gut drei Jahren flossen bei ihr viele Tränen, als sie beim Schulfußballturnier, als Erstklässlerin, im Duell zwischen der 1. und 2. Klasse eine Niederlage verkraften musste. Nur im Radsport fehlt ihr dieser Biss oder wie ihr Vater sagt: "Es fehlt ihr der Kick wie bei mir."

Kürzlich sah man Vater Hässelbarth mit Tochter Clara auch in der Allerheiligen Kirche zu Frankenthal, wo sie beim Weihnachtprogramm der Saarbachtal Grundschule mitwirkte.
Frank Hässelbarth macht sich auch im Haushalt nützlich, wäscht das Geschirr ab und zeigt auch Geschick im Umgang mit dem Staubsauger.
Morgens gegen 7.00 Uhr bringt er Tochter Clara in die Schule, dann Einkauf, ab 10 Uhr bis gegen Mittag im Geschäft, es folgen 2 bis 3 Stunden Training, von 16 bis 19 Uhr wieder im Geschäft und am Abend Büroarbeit. "Wir haben in der Familie einen Konsens gefunden, der es möglich macht, auch den eigenen Interessen nachzugehen. Wir suchen das Gemeinsame an den freien Wochenenden und im Urlaub und nutzen die Zeit am Morgen und Abend", so Frank Hässelbarth. "Ich brauche einen geregelten Tagesablauf mit einer festen Planung. Eigentlich sollte jeder Mensch einen geregelten Tagesablauf haben. Der Jugend kann ich nur raten: Treibt Sport. Der Sport ist gut für die Charakterbildung, gibt Willenskraft, Teamgeist, Kameradschaft und Disziplin." So sucht er die Gemeinschaft, die er im DKV Team Neff gefunden hat, an dessen Zustandekommen er einen wesentlichen Anteil hat.

Frank Hässelbarth ist zu bescheiden, um seine Trophäen im Geschäft, ja selbst in der Wohnung, öffentlich zu zeigen. Wer sie sehen will, muss schon in sein Büro kommen oder bei ihm zu Hause hinab in seinen Hobbykeller steigen. Dorthin zieht er sich gern zurück, um seinen Gedanken zu folgen, wobei sich manchmal Visionen mit Erinnerungen vermischen, die man am liebsten für immer verdrängen würde.

Zu letzteren gehört sein Sturz bei der Weltmeisterschaft 2008 in St.Johann in Tirol. "Wenn man spürt, wie die Gesundheit, in einer so risikoreichen Sportart, am seidenen Faden hängt, da kommen schon mal Zweifel auf. Aber dann steht man doch wieder auf, steigt in den Sattel und weiter geht´s", so Frank Hässelbarth. Seine Vision: Weltmeister oder wenigstens Deutscher Meister in der Mastersklasse. Er sagt es mit einem Lächeln, weiß er doch, welche physischen Anstrengungen dieses Ziel verlangt. "Ohne die Träume, die man versucht zu realisieren, kann man sich nicht eine ganzes Jahr lang bei Wind und Wetter draußen quälen", macht er sich selbst Mut.

Gern erinnert er sich an das Trainingslager vor zwei Jahren auf Mallorca, wo er gemeinsam mit dem Team Milram und dem Tour de France-Sprinter Erik Zabel seine Trainingsrunden drehte. "Das sind Filetstücke in meiner Radsportkarriere, von denen zehrt man den Rest seines Lebens", sagt Frank Hässelbarth in der Gewissheit, sicher noch manche Sternstunde zu erleben. (NG/Reinhard Schulze)


BIKE PROFI an den Gera-Arcaden siehe radl-eck-lusan.de >>
Masters DKV Team Neff siehe the-neffs.de >>
Neues Gera siehe neuesgera.de >>

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