Bilanz der Saison 2009

SSV-Bahnradsportler dominierten.
Grünes Band und Nachwuchs-Cupsieg stehen für eine erfolgreiche Saison.

Es war eine bewegte Saison 2009, die nicht nur sportlich für Furore sorgte. So hielten die Entscheidungen auf Verbandsebene, die immer wieder für Irritationen sorgten, die Mitglieder des Vereinspräsidiums wie auch die Aktiven in Atem. Ungeachtet dessen konnte der SSV Gera 1990 seine Erfolggeschichte weiter fortschreiben.

Was zählt, sind nur Erfolge

Da war der bravouröse Auftritt von Tina Liebig, die in der 800-jährigen Schloss- und Residenzstadt Greiz zum Abschluss der Internationalen Thüringen Rundfahrt der Frauen als "Bergkönigin" gefeiert und für ihre faire Fahrweise mit dem Amy-Gillett-Gedächtnis-Preis geehrt wurde. Für Bundestrainer Thomas Liese ein Grund mehr, die Geraerin vom Team DSB Bank Niederlande für das Straßenrennen bei der Weltmeisterschaft in Mendrisio zu nominieren. Im "Skyter World-Team" sah sie 2010 für sich eine neue Herausforderung, entschied sich dann aber doch für den Ausstieg aus dem Rennsport und arbeitet seit dem 1. Dezember 2009 als Projektleiterin in der Mainzer Verkehrsgesellschaft mbH.
WM-Luft schnupperte auch John Degenkolb vom Thüringer Energie Team. Nach seinem überraschungsdebüt bei der U23 WM in Varese im Vorjahr, wo er in seinem ersten U23 Jahr WM-Bronze erkämpfte, zählte er auch in diesem Jahr zum "harten Kern" um Bundestrainer Patrick Moster für die WM-Nominierung. Platz zwei bei den Deutschen Meisterschaften Straße, sein Sieg bei der Erzgebirgs-Rundfahrt, Platz zwei beim Bundesligarennen in Cadolzburg, Rang drei im Einzel-Gesamtklassement der U23 Bundesliga wie auch die Ehrung als bester Nachwuchsfahrer bei der Sachsen-Tour sind nur einige der Erfolge, die für eine kontinuierliche sportliche Weiterentwicklung des 20-jährigen Geraers stehen.
Zum Saisonabschluss schaffte Maximilian Walsleben vom Jenatec Cycling Team sogar noch den Sprung in das BDR-Aufgebot für die Cross-Europameisterschaft.

Bahnradsport - die Domäne beim SSV-Radsport

Die großen Erfolge für den Radsport-Traditionsverein SSV Gera 1990 gab es aber auch 2009 auf der Bahn. Sie sind Vereinskameraden und dennoch sportliche Konkurrenten, René Enders vom SWE Team Erfurt und Robert Förstemann vom Team Erdgas 2012 Chemnitz. Gemeinsam wurden sie Dritte im Teamsprint bei den Weltmeisterschaften im polnischen Pruszkow.
Freude bei Robert Förstemann, der nicht nur den Sparkassen-Sprinter-Cup gewinnen konnte, sondern mit seinem Saison-Gesamtsieg auch die 7-jährige Sieg-Tradition des Ex-Geraers Michael Seidenbecher beim Albert-Richter-Cup beendete.
Einen erfolgreichen Schlusspunkt unter die Saison 2009 setzten René Enders und Robert Förstemann beim Europacup-Finale in Barcelona. Im Teamsprint sicherten sich die beiden Geraer gemeinsam mit dem Chemnitzer Joachim Eilers die Silbermedaille. Im Sprint gewannen René Enders und Robert Förstemann alle Läufe bis zum Halbfinale und trafen erst im Finale aufeinander, wo sich dann Robert Förstemann erfolgreich durchsetzen konnte.
Nicht ganz so erfolgreich, fielen die Ergebnisse für René Enders bei den Bahn-Europameisterschaften aus. Im Keirin kam er auf Platz fünf und im Teamsprint belegte er Rang sechs.
Sensationell der Auftritt von Robert Förstemann beim Weltcup in Manchester. Im Teamsprint gemeinsam mit Tobias Wächter und Stefan Nimke auf Rang drei, gelang es dem BDR-Trio eine schnellere Zeit hinzulegen, als das Bronzeteam von Peking 2008 um Anfahrer René Enders. Freuen konnte sich Robert Förstemann auch über einen neuen Deutschen Rekord. Mit 17,489 Sekunden setzte er eine neue Bestmarke unter den deutschen Anfahrern.
Noch 2009, aber schon für die Erfolgbilanz 2010, sicherte sich Robert Förstemann beim Bahn-Weltcup in Cali (Kolumbien) jeweils Silber im Teamsprint und mit persönlicher Bestzeit - Sprintqualifikation: 10,097 s - im Sprint. überragend auch das Debüt von Marcel Barth, der im Madison Gold und im Punktefahren Bronze holte.
Dauerregen, immer wieder Unterbrechungen bei den Wettbewerben, witterungsbedingt nur ungenügende Möglichkeiten, um sich warm zu fahren, überschatteten die Deutschen Bahnmeisterschaften in Erfurt. Die Bilanz für die Geraer SSV-Starter: vier Medaillen. Gold erkämpfte sich Robert Förstemann im Teamsprint, Silber beim 1000 m Zeitfahren und im Sprint verfehlte er mit Platz vier nur knapp eine der begehrten DM-Medaillen. René Enders holte sich im Keirin Silber und trug sich im Teamsprint auf Platz drei und im Sprint auf Rang fünf in die DM-Ergebnisliste ein.
Im Thüringer Energie Team konnten sich Marcel Barth und Sascha Damrow über die Bronzemedaille in der 4000 m Mannschaftsverfolgung freuen. Rang vier ging an Marcel Barth im Madison, wie auch an den Thüringer Jugend-Vierer mit den Geraern Jakob Höfer und Florian Serfling. Geras Junioren-Radsportler Marian Sarlos sicherte sich in der Juniorenklasse Platz vier im Teamsprint, Thomas Reichardt kam in der Mannschaftsverfolgung bei den Junioren auf Rang fünf und Marie-Therese Ludwig trug sich bei den Juniorinnen im Punktefahren auf Platz sechs in die DM-Ergebnisliste von Erfurt ein.
Erfolgreichste Starterin bei den Thüringer Landesmeisterschaften im Bahnradsport wurde Carolin Henkel (Schülerin) mit je zwei Gold- (Sprint, 500 m) und Silbermedaillen (2000 m, Punktefahren). Thomas Reichardt brachte es bei den Junioren auf zwei Silber- (Sprint, 1000 m ZF, Punktefahren) und Jugendfahrer Robert Uebel auf drei Mal Silber (Sprint, 500 m, Punktefahren)
Insgesamt beendete der gastgebende Verein SSV Gera 1990 die Landestitelkämpfe mit zwei Gold-, fünf Silber- sowie zwei Bronzemedaillen.
Für eine überraschung sorgte der jüngste Nachwuchs bei den Verbandsjugendspielen. So konnten sich alle U11 Sportlerinnen und Sportler unter den Geehrten platzieren. Überragend auch das Abschneiden der Aktiven aus der U13.

SSV-Nachwuchs wieder erfolgreich

Auch bei den Eintagsrennen auf der Straße dominierten die SSV-Radsportler. Dafür stehen 35 Podestplätze, darunter 11 Siege. Im Juni mit über 100 Wertungspunkten Rückstand noch auf Platz vier, sicherte sich der SSV-Nachwuchs am Saisonende doch noch den Gesamtsieg im Jugend-Fördercup Thüringen der SV SparkassenVersicherung. Aufgrund des sportlichen Niveaus wurden 16 Sportlerinnen und Sportler in die verschiedenen Kaderkreise berufen, darunter Jakob Höfer und Robert Uebel als einzige Thüringer neu in die Reihe der Bundeskader aufgenommen. Beachtlich auch Platz sieben im Gesamtklassement der kids-tour Berlin für Christian Pesch.
Für einen sportlichen Qualitätsschub sorgte auch die Schaffung von professionelleren Strukturen in den Radteams, bei denen SSV-Radsportler fahren. Dazu zählen neben dem Top-Team Thüringer Energie Team, das Jenatec Cycling Team wie auch das Masters DKV Team Neff, welches in der Saison 2009 durch ein Jedermann-Team erweitert wurde.

Hauptaugenmerk gilt der Sichtung

Eine auf Kontinuität setzende Sichtung neuer Radsporttalente, die im Verlauf der Saison durch den Einsatz eines Sichtungstrainers inhaltlich weiter ausgestaltet werden konnte, zahlte sich quantitativ wie auch qualitativ aus. Aus den durchgeführten 94 Sichtungsmaßnahmen kamen 72 Interessenten zum Probetraining, von denen 23 in die ihrem Alter entsprechenden Trainingsgruppen überführt werden konnten. Motivierend für die weitere Arbeit erwies sich auch die Ehrung mit dem Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Sportverein, die dem SSV Gera 1990 bereits zum dritten Mal zugesprochen wurde.
Weiter an Niveau hat auch die Ostthüringen Tour gewonnen, die bereits in siebenter Auflage über die Straßen von Gera, Silbitz und Greiz rollte. Auch 2009 konnte ein Teilnehmerrekord registriert werden. Erstmals im Starterfeld der Schülerinnen auch zwei Aktive aus den Niederlanden. In der U11 weiblich sicherte sich Laura Sell im Gesamtklassement Platz zwei. Damit stand erstmals in der Tour-Geschichte ein Teilnehmer vom gastgebenden SSV Gera bei der Gesamtsiegerehrung auf dem Treppchen.
Zu den Traditionswettkämpfen, die der SSV Gera austrägt, gehörten 2009 der Große Preis von Debschwitz sowie der Geraer Tag des Radsports um den Olaf-Ludwig-Pokal. Nachdem 2008 erstmals auf der von der Otto-Dix-Stadt Gera neu geschaffenen Mountainbike-Strecke ein Wettbewerb ausgetragen wurde, war der Geraer Stadtwald 2009 Austragungsort für das Abschlussrennen im Mitteldeutschland-Cup.

Sieg der Vernunft

Die bereits Ende der Saison 2008 einsetzende Diskussion der künftigen Leistungssportkonzeption überschattete auch die gesamte inhaltliche Arbeit im Verlauf der Saison 2009. Entscheidungen sowie auch Aussagen von Vertretern der Verbandsspitze lösten immer wieder Irritationen aus, die der eigentlichen sportlichen Entwicklung, die bisher mit dazu beigetragen hat, dass der Radsport in Thüringen die Nummer 1 der Sommersportarten ist, mehr hinderlich waren. Dass am Ende dann doch noch die Vernunft siegte, ist im wesentlichen dem Engagement seitens der Vertreter des SSV Gera 1990 zu danken, auch wenn bis zum Jahresende die Leistungssportkonzeption 2009 bis 2012 im konkreten Wortlaut dem Verein immer noch nicht vorliegt.
Thema war und ist der Bau einer Radsporthalle in Gera. So verlangt die Konzeption des Bahnradsports bei der UCI und die sich daraus ergebende BDR-Konzeption - auch beim TRV setzt man vordergründig auf den Bahnradsport - nach einer ganzjährig gesicherten Trainingsmöglichkeit, die wiederum nur in einer Radsporthalle gegeben ist. Hieraus ergeben sich neue Perspektiven für den Standort Gera, eine Erkenntnis, die mehr und mehr auch in der TRV-Spitze an Reife gewinnt.