Trauer um Gerald Mortag.

30. Jan 2023



Tief bewegt mussten wir zur Kenntnis neh­men, dass Gerald Mortag (64), ein Großer des Deutschen Bahn­rad­sports, ein erfahrener und erfolgreicher Trainer, vor allem aber ein guter Freund, für immer von uns gegangen ist.

"Ich wollte die Nachricht nicht glauben, es war ein echter Schock. Er ist ein wahrer Freund und ein großer Sportler und Trainer gewesen", sagte Bernd Herrmann, Sportdirektor beim SSV Gera, unmittelbar nachdem er die traurige Nachricht erhielt.

In seiner Art manchmal etwas rau, für so manchen vielleicht auch mit seiner Meinung zu gerade heraus, aber dennoch immer ehrlich. „Fordern und Fördern“ so seine Devise. Wusste er doch aus eigener Erfahrung, Sport ist hart und Radsport besonders. Etwas, was ihm sein ehemaliger Trainer Klaus Aurich über die Jahre mitgegeben hat. Für seine Schützlinge war er immer da, nahm sich auch ihrer Sorgen an, ließ dabei seine väterliche Seite erkennen. Doch auch für andere war er da, half, wo er helfen konnte. Womöglich hätten viele auch ihm geholfen, doch das was ihn bewegte, machte er mit sich selber aus.

Als Kind spielte Gerald Mortag am liebsten Fußball. Doch nach einem Start bei der Kleinen Friedensfahrt packte ihn bald der Radsport. Anfangs bei der BSG Empor St. Gangloff, doch bald ins Geraer Radsportzentrum SG Wismut geholt. Seinen ersten DDR-Meistertitel gewann er 1975 in der Einerverfolgung der Klasse Jugend A, auch den Titel bei der Kinder- und Jugend­spartakiade konnte er im selben Jahr erringen. Dann ging es für ihn Schlag auf Schlag.

Schon im Juniorenbereich machte er auf sich aufmerksam, holte sich den Junioren-Weltmeisterschaftstitel in der Mann­schafts­ver­fol­gung, gemeinsam mit Detlef Macha, Jürgen Lippold und Olaf Hill.

Es folgten drei Weltmeistertitel in der 4000-Meter-Mann­schafts­ver­fol­gung (1977, 1978, 1979). Bei den Olympischen Sommer­spie­len 1980 in Moskau gewann er in derselben Disziplin die Silber­medaille mit Uwe Unterwalder, Volker Winkler und Matthias Wiegand. Er holte vier DDR-Meistertitel für die SG Wismut Gera auf der Winterbahn: 1977 und 1980 im Zweier-Mann­schafts­fah­ren, 1982 in der Mannschaftsverfolgung sowie 1983 in der Einer­verfolgung. 1982 gewann er in Berlin die „Internationale Zweier-Mann­schafts­meister­schaft“ gemeinsam mit Lutz Haueisen. Ein Erfolg, den er 1984 mit Jörg Köhler wiederholen konnte. 1982 gewann er die 6 Tage um den Preis der Jungen Welt mit Olaf Ludwig.

Auch nach der Beendigung seiner aktiven Laufbahn 1985 blieb er dem Radsport als Trainer treu und als bodenständiger auch dem Radsport in Gera, anfangs noch bei der SG Wismut Gera, dann beim SSV Gera 1990.

Sein Studium an der DHfK Leipzig beendete er 1987 mit dem Trainerdiplom. Anfangs als Sportlicher Leiter beim Team Köstritzer, führte er bis 2009 gemeinsam mit Jens Lang das Thüringer Energie Team. Bis zu seinem Tod war er als Trainer und Stützpunktleiter beim Thüringer Radsport-Verband tätig.

Zu seinen Schützlingen zählten unter anderem Tina Liebig, Jens Lehmann, André Greipel, John Degenkolb, Eric Baumann, Sebastian Siedler, Andreas Schillinger, Marcel Barth und Robert Retschke.

Vom Fußball war er nie losgekommen. Nach Beendigung seiner leistungssportlichen Karriere meldete er sich bei der BSG Elektronik Gera an, um Fußball zu spielen. Wie er selbst einmal sagte, hat es ihm damals geholfen, abzutrainieren, aber auch über die Jahre fit zu bleiben. Bis zum Schluss spielte er bei den Alten Herren beim VfL 1990 Gera und führte das Freizeit-Fußballteam im Verein. Und oftmals sah man ihn auch bei Spielen seines Lieblingsvereins FC Carl Zeiss Jena.

Seit 2006 war er Vorsitzender des Förderkreis Radsport Gera.

Gerald Mortag wird uns fehlen. Was bleibt, ist ihn in Erinnerung zu behalten, so wie er war, wie wir ihn erlebt und schätzen gelernt haben.

Unsere Anteilnahme gehört seiner Familie.   (rs)

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