Ein besonderes Herz für den Frauenradsport.
Geraer UCI-Kommissär Reiner Späth begeht heute seinen 89. Geburtstag.

30. Jun 2021

Wohl keiner hat das Bild der Internationalen Frauenrundfahrt so geprägt wie Reiner Späth.
Wohl keiner hat das Bild der Internationalen Frauenrundfahrt so geprägt wie Reiner Späth.

„Mister Frauenrundfahrt“ Reiner Späth begeht heute seinen 89. Geburtstag. Wohl keiner hat als Kommissär und Organisator von zahlreichen Radsporthighlights den Geraer und Thüringer Rad­sport so geprägt, wie der heutige Jubilar. International hat er sich einen Namen als Org-Chef der Internationalen Thüringen Rund­fahrt der Frauen erworben, die er nach dem gesellschaftlichen Umbruch mit sehr viel Engagement wieder ins Rollen gebracht hatte. Inzwischen zählt diese Rundfahrt, heute als Lotto Thüringen Ladies Tour, zu den attraktivsten Wettbewerben und ist ein Muss für die Frauen-Weltelite. Auch nach seinem Ausscheiden 2009 erwies er sich als fachlich geachteter Berater für seine Nachfolgerin Vera Hohlfeld. Doch nicht nur bei den Frauen hat er sich einen Namen gemacht, ebenso als stellv. Org-Leiter bei der Thüringen Rundfahrt der Männer.

Begonnen hatte alles 1947 mit einer Radsportveranstaltung auf dem Geraer Markt. Seine sportliche Heimat fand er in der BSG Einheit, kam dann über die SG Dynamo Gera-Mitte 1973 zur SG Wismut Gera, wo er als Org-Instrukteur Radsport tätig war und nach der Wende zum SSV Gera. 2007 nahm er aus den Händen des damaligen SSV-Präsidenten Wolfgang Reichert die Urkunde als SSV-Ehrenmitglied entgegen.

Straßenrennen ist er nie gefahren, kann aber als 17-Jähriger auf den Titel eines Thüringer Jugend-Meister im Kunst- und Gruppen­fahren verweisen. Ein Jahr später machte er erste Bekanntschaft mit den Aufgaben eines Schiedsrichters im Bahn- und Straßenradsport. Es kam wie es kommen musste, der gelernte Schlosser tauschte den Schraubenschlüssel gegen die Trillerpfeife und eine Vielzahl von farbigen Flaggen. 25 Jahre später hatte er die höchste nationale Lizenz als Kommissär des Radsport-Weltverbandes UCI in der Tasche, begleitete 25mal als Jury-Mitglied und weitere 7mal als Mitarbeiter in Etappen-Org-Büros die Internationale Friedensfahrt.

Unvergessen eine Episode während der Friedensfahrtankunft 1986 in Karl-Marx-Stadt. Als Olaf Ludwig als Erstplatzierter bei der Etappenankunft über den Zielstrich fuhr, riss er im Über­schwang beide Hände nach oben und wurde im Nachhinein durch eine Entscheidung des Kampfgerichtes auf den letzten Rang der Spitzengruppe (Platz 32) gesetzt. Nur Reiner Späth stellte sich der Entscheidung entgegen. „Die Siegerehrung war längst im Fernsehen übertragen worden. Was soll das für ein Bild geben“, rechtfertigte er seinen Widerspruch. Ihm dabei Lokalpatriotismus zu unterstellen, wäre nicht gerechtfertigt. „Wenn es um die Sportler seines Vereins ging, war Reiner Späth oberkorrekt“, so der vierfache Weltmeister und Olympia-Silber­medaillengewinner Gerald Mortag. Einen Tag später wurde die Jury-Entscheidung korrigiert.

Für ihn unvergessen sind Wettkampfhöhepunkte wie die Welt­meis­ter­schaften auf dem Sachsenring 1960. 200.000 Zuschauer sollen an diesem 13. August den bergigen 8,7 Kilometer langen Rundkurs, der 20 Mal umfahren werden musste, gesäumt ha­ben. Weitere Höhepunkte waren die Sprintwettbewerbe „Großer Preis der DDR“, die zahlreichen Kinder- und Jugend­spar­ta­kia­den wie auch die Länderkämpfe gegen Ungarn und England.

Auch daran erinnert sich der Jubilar noch heute. Ausgerechnet zu seinem 80. Geburtstag machte die Internationale Frauen­rund­fahrt, die in 25. Auflage über die Straßen Ostthüringens rollte, einen Bogen um seine Heimatstadt. Begreifen kann und will er es bis heute nicht. „Wenn ich gewusst hätte, dass es um die Finanzen der Stadt so schlecht steht, wäre ich selbst mit losgezogen und hätte das Geld rangeschafft“, hatte er damals gesagt.

Von Beginn an gehörte er zum Bezirksfachausschuss Radsport Gera, war Gründungsmitglied des Deutschen Radsport-Ver­ban­des der DDR und sechs Jahre Vizepräsident des DRSV. Bis zur Auflösung des Dachverbandes war er Vorsitzender der Kommission Wettkampfwesen. Er zählte zu den Mitbegründern des Thüringer Radsport-Verbandes, übernahm die Funktion des Fachwartes Rennsport und ist heute Ehrenmitglied des Landes­verbandes.

Für sein ehrenamtliches Engagement gab es zahlreiche Aus­zeich­nun­gen, darunter 1994 die GutsMuths Ehrenplakette in Bronze, 2002 die Sportehrennadel der Stadt Gera in Gold und 2011 die Ehrenurkunde der Stadt Gera.

Leider wird es aus gesundheitlichen Gründen heute keine Feier geben. Wünschen wir ihm alles Gute und eine schöne Jubiläums­feier dann im nächsten Jahr.   (rs)

30. Jun 2021 Ein besonderes Herz für den Frauenradsport.
Geraer UCI-Kommissär Reiner Späth begeht heute seinen 89. Geburtstag.
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