Über medizinische Leistungsdiagnostik zum sportlichen Erfolg.
Geraer SSV-Radnachwuchs findet im Waldkrankenhaus Eisenberg einen verlässlichen medizinischen Partner.

12. Nov 2015

Oberarzt Dr. Stefan Pietsch und Orthopädin Manuela Loos kontrollieren den Ergometertest von Moritz Adam.
Oberarzt Dr. Stefan Pietsch und Orthopädin Manuela Loos kontrollieren den Ergometertest von Moritz Adam.

„Von der Stirne heiß, rinnen muss der Schweiß“, so Friedrich Schiller in seiner Ballade „Die Glocke“. Ausreichend schwitzen musste Moritz Adam, der kräftig in die Pedale des Ergometers trat. Mit großem körperlichen Einsatz war er bei der Sache und verdiente sich so nach dreißig Minuten ein kräftiges Lob von sei­ner Trainerin Heike Schramm. Das Training auf dem Ergo­me­ter oder der Rolle ist für den 13-Jährigen nichts Neues, aber diesmal ging es um mehr als nur die Ausdauer unter Be­weis zu stellen.

Von seinem Oberkörper, Brust und Rücken, hängen Kabel he­run­ter und am rechten Ohrläppchen ist ein kleines Pflaster zu sehen. Während der Radsportler vom SSV Gera in die Pe­da­le tritt, werden über den gesamten Zeitraum der Blutdruck und die Herzfrequenz sowie der Laktatwert gemessen.

Moritz Adam ist einer von 15 jungen Radsportlerinnen und Rad­sport­lern aus der Trainingsgruppe der U15 von Heike Schramm, der sich an einem solchen leistungsdiagnostischen Test beteiligt, der neben dem Ergometertest und einer sport­li­chen Untersuchung auch eine orthopädisch-trau­ma­to­lo­gi­sche Betreuung bei einer Trainings- oder Wett­kampf­ver­let­zung ein­schließt.

Radsport zählt zu den härtesten Sportarten. Dabei sind die jun­gen Athleten besonders gefordert und sollten deshalb auch einen besonderen medizinischen Schutz genießen. Die vor Jahren noch notwendig geforderte zweijährige sport­me­di­zi­ni­sche Untersuchung wurde durch den BDR gestrichen. Mit dem Waldkrankenhaus Eisenberg und Chefarzt Dr. Stefan Pietsch hat der SSV Gera nun einen starken Medizinpartner gewonnen, der sich um das gesundheitliche Wohl des Radnachwuchses kümmert. „Für uns eröffnen sich so Möglichkeiten, mit mo­der­ner Technik eine auf den Trainingsbetrieb abgestimmte Leis­tungs­diag­nos­tik durchzuführen. Diese gibt Aufschlüsse über Leistungsstand und Ausdauergrundlagen der Sportler. Dieses kann Trainern und Betreuern Empfehlungen zur Ge­stal­tung der Trainingseinheiten geben“, erklärt Dr. Stefan Pietsch.

Was anfänglich so leicht erscheint, macht dem Achtklässler aus der Geraer Grundig Akademie dann doch mehr und mehr zu schaffen. „Wir beginnen mit einer Belastung von 80 Watt und steigern die Leistung alle drei Minuten um 20 Watt. Wie hoch die Steigerung geht, liegt allein beim Sportler, der jederzeit den Test abbrechen kann“, so Dr. Stefan Pietsch.

Seit fünf Jahren trainiert Moritz Adam beim SSV Gera, gesichtet wurde er durch seine jetzige Trainerin Heike Schramm im Sport­unterricht. Über die Jahre hat er es gelernt, sich zu schin­den und dabei noch Freude zu haben. Er zählt inzwischen zu den erfolgreichen SSV Sportlern im Schülerbereich.

Auf die Frage von Dr. Stefan Pietsch „geht’s noch?“ kommt ein, wenn auch etwas verkrampft klingendes, vernehmbares „Ja!“. Immer wieder greift er zum Handtuch, um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen und manchmal übernimmt das sein Trainingspartner Niclas-Cedric Hoffmann, der den Kraft­aus­dauer­akt noch vor sich hat.

Eine Woche zuvor saß sein Trainingspartner Domenik Wolf auf dem Ergometer, der es in einer Zeit von 36 Minuten auf eine Leis­tung von 300 Watt brachte. „Die Leistung hängt auch von der Körpergröße und dem Körpergewicht ab, so dass Moritz mit seiner Leistungssteigerung von 80 auf 260 Watt am Ende sehr zufrieden sein kann“, erklärt der Chefarzt die vorhandene Leis­tungs­differenz zwischen den beiden Athleten.

Zwischendurch wurde durch Orthopädin Manuela Loos immer wieder Blut am Ohr zur Bestimmung des Laktatwertes ab­ge­nom­men. Die Auswertung steht noch aus. Doch eines ist für Trainerin Heike Schramm schon jetzt sicher, mit der Aus­wer­tung weiß sie, wie fit ihr Schützling tatsächlich ist und ge­winnt Kenntnisse über seinen idealen Trainingsbereich. So gibt der Laktattest Aufschluss darüber, wann der Körper ideal be­las­tet wird und der Stoffwechsel optimal läuft.

Etwas benommen steigt Moritz Adam nach seinem Kraftakt vom Ergometer. Doch dieser Zustand hält nicht lange an. Nach nur wenigen Minuten hat er sich erholt, kann schon wieder lachen und scherzt mit seinen Trainingspartnern.

„Anfangs ging es ganz locker, dann wurde es schwerer, äuß­erst kräftezehrend. Ich bin schon froh, dass es vorbei ist“, meint der Schülerfahrer, der sich mit seinen Leistungen durch­aus zufrieden zeigt.

Doch ganz vorbei ist es für Moritz noch nicht, denn in einem be­nach­bar­ten Zimmer wartet schon Assistenzärztin Christiane Schwerdt, die bei dem Radsportler die medizinische Un­ter­su­chung vornimmt. Sie testet die Beweglichkeit seiner Ge­len­ke, tastet die Wirbelsäule ab, überprüft den Herzschlag und die Lungentätigkeit sowie die Stellung seiner Füße, fragt nach dem allgemeinen gesundheitlichen Befinden, möglichen Aller­gien, Krankheiten in der Familie und überprüft den Impf­status.

„Anhand der so gewonnenen Daten kann ich für Moritz einen in­di­vi­du­el­len Trainingsplan erstellen, den ich dann nach und nach präzisieren und erweitern kann“, sagt Heike Schramm.

Für Februar/März sei dann ein weiterer Test geplant. „Wir ha­ben jetzt erst einmal einen Ausgangswert auf dem wir auf­bau­en können. Ein weiterer Test bietet uns Vergleichswerte, aus de­nen dann Schlussfolgerungen abzuleiten sind, für eine op­ti­ma­le Trainingsplanung“, so die Trainerin.  (rs)

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