John Degenkolb: „Ich bin sauber, fahre sauber und gewinne sauber“.
300 Radsportfans sahen die Tour-Dokumentation „NIEUWE HELDEN“ in der UCI-Kinowelt Gera.

29. Jan 2015

Unter den Zuschauern auch die Oma sowie die Tante Sabine mit Ehegatte Armin Kiefer vom Tour-Helden John Degenkolb.

Die Rechnung von Bernd Herrmann, Geschäftsführer der S-Event Sport Marketing UG und Sportdirektor beim SSV Gera, ging auf. Er hatte die Sport-Filmdokumentation „NIEUWE HELDEN“ nach Gera in die UCI-Kinowelt geholt und lockte so eine Vielzahl von Radsportbegeisterten in den Kinosaal. Auch wenn es die Originalfassung mit englischem Untertitel war und möglicherweise nicht jeder den Dialogen folgen konnte, sprachen die Bilder eine überzeugende Sprache.

„Vor der Tour zu wissen, dass es weh tut und dennoch freut man sich darauf, will einfach dabei sein“, so der Geraer John Degenkolb, der sich dabei wie ein „Fremdenlegionär“ fühlt, der auszieht, um zu kämpfen und den anderen das Leben schwer zu machen.

Die gut 300 Zuschauer erlebten eine im Herzen der Tour de France einzigartige „Innere Geschichte“ von einem Radsport-Team, was nachweisen will, dass sie ohne Doping gewinnen möchten. „Ich bin sauber, fahre sauber und gewinne sauber“, so John Degenkolb. Doch auch er weiß, dass er diese Worte nicht erfunden hat und viele vor ihm genau das immer wieder beteuert haben. „Ich sage das, was die anderen auch schon gesagt haben und trotzdem frage ich mich, wie kann ich die Menschen davon überzeugen, dass ich es ehrlich meine.“ Es wird noch ein langer Weg dazu sein. Skepsis wird wohl noch lange bleiben, auch wenn der Mannschaftsarzt im Film erklärt, wozu die handvoll Pillen sind. Wir sollten uns deshalb aber nicht die Faszination des Radsports nehmen lassen.

In der Jubiläumsausgabe der Tour de France (100 Jahre) gefällt es dem jungen niederländischen Team Argos-Shimano unter die Doping-Vergangenheit der alten Garde einen Schlussstrich zu ziehen, hat sie doch letztendlich dem Radsport nicht nur sportlich, sondern auch medial geschadet. 2015 zurück wieder beim öffentlich rechtlichen Fernsehen – ein wichtiger Schritt, aber auch ein Vertrauensvorschuss.

Nah an der Haut, der Film von Dirk Jan Roeleven folgt dem jungen Team: wir werfen Blicke in die Hotelzimmer, sehen das schmerz verzogene Gesicht von Marcel Kittel, während er massiert wird, erleben die Tour-Helden im Mannschaftsbus, bei den Rennauswertungen und erleben, wie sich Marcel Kittel frisieren lässt – „Du hast die Haare schön...„

Nicht ausgespart auch das wohl schönste bei einer solchen Tour: die Siege. „Aller guten Dinge sind drei!“ – Wie recht doch Marcel Kittel hatte. Und das sich Wünsche erfüllen, auch das durften die Zuschauer im Film live miterleben: der Sieg auf dem Place de la Concorde „Mein größter Wunsch, auf dem Place de la Concorde zu siegen. Die Sprinter alle neben mir und ich als Erster über den Zielstrich“, hatte der damals 25-Jährige zu Beginn des Films gesagt. Doch einen solchen Triumph muss man sich hart erarbeiten und oft ist es ein „Leidensweg“. Für die zahlreichen Nachwuchsradsportler unter den Kinobesuchern, eine Lehrstunde des Radsports.

Festgehalten im Film auch der Sturz von Tom Veelers, nach einer kleinen Fehde mit seinem Konkurrenten, Mark Cavendish, kurz vor dem Ziel. Ein Bergsteiger ist er sowieso, aber in diesem Fall kostet die Erholung von seinen Verletzungen so viel Energie, dass die Besteigung des Col du Glandon nicht mehr ging. Roeleven zeichnet diesen Moment der „Haltestelle“ ganz in der Nähe: Niemand sagt etwas, der Augenblick des „Umfallens“ gebannt in eine Situation ohne Hupen, Werbung, Begleitfahrzeuge - ein wirklich perfektes Timing von Roeleven.

Nur schade, dass die Tour-Helden bei der Primäre in Gera selbst nich anwesend seien konnten. Ganz unglücklich darüber werden die SSV-Nachwuchsradsportler aber nicht gewesen sein, sind sie doch erste Ende November mit dem 25-jährigen Radprofi auf der Geraer Radrennbahn ins Gespräch gekommen und nutzten die Gelegenheit zu einem Fotoshooting mit dem Tour-Helden. Die schönsten Schnappschüsse finden sich in einem Kalender, der über den SSV Gera für 20 € erhältlich ist. Auch die DVD zu „NIEUWE HELDEN“ gibt es für 10 €.   (rs)