Für Geraer Vereinssport – Fünf nach Zwölf?
Stadtsportbund und Sportvereine ringen um Erhalt der Basis für den Vereinssport.

04. Nov 2014

„Beginnen wir mit dem Positiven“, so Michael Max. „Die Stadt Gera reicht Übungsleiterzuschüsse an die Vereine aus.“ Doch das Anliegen, warum der Stadtsportbund Gera die Geraer Sportvereine zu einer Anhörung ins KuK gebeten hatte, wog viel schwerer, als dass die Aussage von Michael Max unter den über 80 anwesenden Vereinsvertretern einen Sturm der Begeisterung auslöste. Viel mehr Positives hatte der Fachdienstleiter Liegenschaften und Sport auch nicht zu verkünden.

Die im Haushaltssicherungskonzept vom 14.11.2013 festgeschriebenen Positionen – die Nichtverlängerung der zum 31.12.2014 auslaufenden Nutzungsverträge zur Bewirtschaftung kommunaler Sportstätten, das Aufschlagen der Mehrwertsteuer (19%) bei Kostenbeteiligung der Vereine, die Änderung der Entgeltordnung für Bäder, erhöhte Entgeltsätze für Nutzung kommunaler Sportstätten, Erhöhung der anteiligen Kostenbeteiligungen bei Wettkämpfen ab 19 Jahre – stößt bei den Sportvereinen auf wenig Zustimmung. Denn die Umsetzung aller dieser Maßnahmen bedingt eine höhere finanzielle Belastung der Vereine, Erhöhungen der Mitgliedsbeiträge und stellt insbesondere bei den Sportvereinen, die die Sportstätte nun zu 100% eigenständig bewirtschaften sollen, die Existenz in Frage.

Ziel der Anhörung sollte es sein, die Situation zu analysieren, Konsequenzen der aktuell vorliegenden Szenarien aufzuzeigen und konstruktive Vorschläge zu besprechen. Doch eher feststellbar war ein teilweises Nichtwissen über das, was die Sportvereine bewegt und ein „permanentes Schweigen“ nach gestellten Fragen von Vereinsvertreter. Thomas Odia, Präsident des RSV Blau-Weiß Gera, sprach von schlechter Kommunikation und registriert eine Tendenz, die sich nicht nach vorn sondern zurück entwickelt. So spüre man für den Sport in der Stadt keine Akzeptanz und dass ihm so langsam die Motivation fehlt. „Es kann nicht nur gespart werden. Man muss auch investieren und wenn schon kein Geld da ist, dann sollte zu mindestens in die Motivation der zahlreichen Ehrenamtlichen investiert werden“, so der RSV Präsident, der an die Worte von Peter Gösel vor einem halben Jahr erinnerte, „In Gera ist es Fünf nach Zwölf“ und fortführt, „dann müsste es ja jetzt Halb eins sein“.

Die Vereinsvertreter sparten nicht mit Kritik an der Verwaltung. So könne man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass an den Wochenende davon gesprochen wird, wie wichtig der Sport in unserer Stadt ist und dann von Montag bis Freitag in der Verwaltung überlegt wird, wie die Vereine zu schröpfen sind, war da zu hören.

„Zuhören sei notwendig, um etwas zu verändern“, so Stadtrat Klaus Peter Creter, Vorsitzender des Ausschusses Bildung, Kultur und Sport. Dass es in den Vereinen an Geld fehlt, habe ich zur Kenntnis genommen. So wie es war, wird es nicht weiter gehen. Wir sollten jetzt mit Kompetenz und Sachwissen entscheiden, wie wir die Probleme lösen“, so der Ausschussvorsitzende. Ihm zu gute kann man halten, dass er erst seit der letzten Kommunalwahl den Vorsitz über einen Ausschuss übernommen hat, der zuständig ist für drei Bereiche und „gleich dreimal ´geprügelt´ wird“, so ein Vereinsvertreter. Dennoch muss er den Vorwurf mitnehmen: “Zuhören ist wichtig. Aber warum jetzt erst, wo die Messen gelesen sind“.

Wie problematisch die Situation des Geraer Vereinssport eingeschätzt wird und wie groß das Interesse daran ist, den Vereinen helfend zur Seite zu stehen, dafür sprach die Anwesenheit von Peter Gösel, Präsident des Landessportbundes Thüringen. Er verwies auf das Thüringer Fördergesetz, welches von vier Ministerien getragen wird und sieht selbiges in Gera ausgehebelt. „Was hier in Gera geschieht, gibt es nirgendwo in Thüringen. Die Sportvereine sind nicht Schuld an der Misere (Beifall!!) und die Stadt ist verdammt dazu verpflichtet, das auch den Vereinen entsprechend zu honorieren“, deutliche Worte des LSB Präsident. Und weiter: „Eine freiwillige Leistung ist das Ehrenamt. Die Leistungen wie auch das Ehrenamt sind aber zu würdigen und zu unterstützen.“

Etwas entschärfen konnte dann Thomas Seidel die Situation. So sei eine Weiterbetreibung der bisher eigenbewirtschafteten Sportstätten zumindestens bis zum 30.06.2015 gesichert. Eigenbewirtschaftete Sportstätten sowie Sportstätten, wo Vereine in Eigenleistung aktiv sind, sollen von der Entgeltregelung Werbung befreit werden. Fein raus sind Vereine, die Sportstätten nutzen, die zur Übernahme von Pflichtaufgabe (Schulsport) verpflichtet sind. Dem entgegen gehalten wurde, dass das Thüringer Sportfördergesetz aber für alle Sportstätten gilt.

Stadtrat Andreas Kinder regte eine aktuelle Stunde zum Thema Geraer Vereinssport vor einer Stadtratssitzung an.

Es mag in der Natur der Sache liegen, dass die wirkliche Kompetenz in Sachen Sport beim Stadtsportbund liegt. Eben diese sollte genutzt werden. „Warum spricht man nicht mit uns?“, war eine der häufigsten gestellten Frage. Dass die Vereine aber nicht nur draufhauen sondern eben auch sportlich fair sind, zeigt sich daran, dass man sich für das Engagement von Thomas Seidel und Ilona Heidl bedankte. Bei denen findet man wenigstens ein offenes Ohr.“ (Beifall!!) (rs)

04. Nov 2014 Für Geraer Vereinssport – Fünf nach Zwölf?
Stadtsportbund und Sportvereine ringen um Erhalt der Basis für den Vereinssport.
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