„Mister Frauenrundfahrt“ kommt vom Radsport nicht los.
Reiner Späth feiert heute seinen 80. Geburtstag.

30. Jun 2012

Reiner Späth, bis 2009 Tour-Leiter der Internationalen Thüringen Rundfahrt der Frauen, ist sich sicher, dass „seine Rundfahrt“ bei Vera Hohlfeld in besten Händen ist.
Reiner Späth, bis 2009 Tour-Leiter der Internationalen Thüringen Rundfahrt der Frauen, ist sich sicher, dass „seine Rundfahrt“ bei Vera Hohlfeld in besten Händen ist.

Er hat die Geraer und Thüringer Radsporthistorie geprägt wie kein anderer, als „Mister Frauenrundfahrt“, als Kommissär und Organisator zahlreicher Radsporthighlights in und um seine Heimatstadt Gera. Reiner Späth feiert heute seinen 80. Geburtstag. Mittlerweile einige Gänge zurückgeschaltet, hält der Jubilar dem Radsport dennoch weiter die Treue. So vergeht keine Veranstaltung, die sein Verein SSV Gera 1990 e.V. ausrichtet, wo das Ehrenmitglied nicht anwesend ist.

Trifft er dabei mit Olaf Ludwig, Olympiasieger von 1988 in Seoul, zusammen, kommt man häufig auch auf eine Episode zu sprechen, die sich während der Friedensfahrtankunft 1986 in Karl-Max-Stadt, heute wieder Chemnitz, zugetragen hatte.

Als Olaf Ludwig als Erstplatzierter bei der Etappenankunft über den Zielstrich fuhr, riss er im Überschwang beide Hände vom Lenkrad, wodurch im Nachhinein der Schützling des Trainers Werner Marschner durch eine Entscheidung des Kommissärskollegiums auf den letzten Rang der Spitzengruppe (Platz 32) gesetzt wurde. Nur Reiner Späth stellte sich der Entscheidung entgegen. „Die Siegerehrung war längst im Fernsehen übertrage worden. Was soll das für ein Bild geben“, rechtfertig er noch heute seinen Widerspruch. Ihm dabei Lokalpatriotismus zu unterstellen, Reiner Späth und Olaf Ludwig waren beide Mitglied in der SG Wismut Gera, wäre nicht gerechtfertigt. „Gerade wenn es um die Sportler seines Vereins ging, war Reiner unerbittlich“, erinnert sich der 4-fache Bahnradsportweltmeister Gerald Mortag und Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Moskau 1980. Übrigens wurde die Jury-Entscheidung einen Tag später korrigiert.

International hat er sich einen Namen als Organisationschef der Internationalen Thüringen Rundfahrt der Frauen erworben, die er nach dem gesellschaftlichen Umbruch mit sehr viel Engagement wieder ins Rollen brachte. Heute zählt dieses Frauenradsporthighlight zu den größten und attraktivsten Wettbewerben, dem sich keine Nation entziehen kann, wenn sie den Frauenradsport in der Weltspitze mit bestimmen will. Auch nach seinem Ausscheiden als Org-Chef zeigt er in den Etappenorten Präsenz und ist für seine würdige Nachfolgerin Vera Hohlfeld immer ein fachlich geachteter Berater. Die Stimmung auf seiner heutigen Geburtstagsfeier wird er sich nicht verderben lassen, dennoch ein Wermutstropfen wird zurückbleiben. Ausgerechnet zum 80. Geburtstag von „Mister Frauenrundfahrt“, macht die Tour, die in 25. Auflage über die Straßen Ostthüringens rollt, einen Bogen um seine Heimatstadt Gera. Begreifen kann und will er es nicht. „Wenn ich gewusst hätte, dass es um die Finanzen der Stadt so schlecht steht, dass ausgerechnet mein ´Kind` geopfert werden musste, wäre ich selbst mit losgezogen und hätte das Geld rangeschafft“, so der heute 80-Jährige. Dass die Weltelite des Radsports 2013 wieder nach Gera kommt, darin zeigt sich Geras neue Oberbürgermeisterin Dr. Viola Hahn sicher, die dem Jubilar die besten Wünsche übermittelt.

Doch nicht nur als Org-Leiter der Frauenrundfahrt hat er sich einen Namen gemacht, ebenso als stellvertretender Org-Leiter bei den Männern.

Straßenrennen ist er nie gefahren. Dafür kann der damals 17-Jährige mit dem Titel eines Thüringer Jugend-Meisters im Kunst- und Gruppenfahren aufwarten. Gut ein Jahr später machte der Schlosserlehrling seine erste Bekanntschaft mit den Aufgaben eines Schiedsrichters im Bahn- und Straßenradsport. Nach weiteren 25 Jahren hatte Reiner Späth die höchste nationale Lizenz als Kommissär des Radsport-Weltverbandes UCI in der Tasche. Mit dieser Schiedsrichter-Lizenz konnte der Radsportexperte insgesamt 25mal als Jury-Mitglied und weitere 7mal als Mitarbeiter in Etappen-Orgbüros die Internationale Friedensfahrt begleiten.

Zu DDR-Zeiten aktiv tätig als Instrukteur bei der SG Wismut Gera und im Bezirksfachausschuss Radsport, engagierte sich Reiner Späth auch von Anbeginn im Thüringer Radsport-Verband e.V. Als Fachwart Rennsport animierte ihn TRV-Präsident Volker Lenz dazu, die beiden Thüringen Rundfahrten wieder in Schwang zu bringen. Inzwischen ist der heute 80-Jährige TRV-Ehrenmitglied. Auch wenn ihn die Stadt Gera in diesem Jahr enttäuscht hat, ganz unbeachtet blieben seine Engagements für den Radsport aber nicht. So wurde er 2009 mit der Ehrennadel der Stadt Gera in Gold und 2011 mit der Ehrenurkunde der Stadt Gera ausgezeichnet. (rs)

30. Jun 2012 „Mister Frauenrundfahrt“ kommt vom Radsport nicht los.
Reiner Späth feiert heute seinen 80. Geburtstag.
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