„Jetzt fehlt nur noch eine Radrennbahn“
Stadt Gera und Stadtsportbund empfingen Olympia-Bronzemedaillengewinner Robert Förstemann.

16. Aug 2012

Geraer Sozialdezernentin Sandra Schöneich und Andreas Lauterbach, Präsident des Stadtsportbundes Gera e.V., empfingen heute im Rathaus der Stadt Gera den Olympiamedaillengewinner Robert Förstemann.
Geraer Sozialdezernentin Sandra Schöneich und Andreas Lauterbach, Präsident des Stadtsportbundes Gera e.V., empfingen heute im Rathaus der Stadt Gera den Olympiamedaillengewinner Robert Förstemann.

Mit einer so großen Schar an Gratulanten hatte Robert Förstemann, Bronzemedaillengewinner im Teamsprint bei den Olympischen Spielen in London 2012, nicht gerechnet. Geras Sozialdezernentin Sandra Schöneich, die den erfolgreichen Olympiakämpfer stellvertretend für Geras Oberbürgermeisterin Dr. Viola Hahn im Geraer Rathaus empfing, hatte den Grund für ein so großes Interesse ausgemacht. „Bei einer so dramatischen Vorgeschichte ist die Leistung von Robert Förstemann noch viel wertvoller einzuschätzen“, sagte sie bei der Begrüßung und gratulierte dem 26-Jährigen zum olympischen Edelmetall, seinem Kampfgeist und seiner sportlichen Stärke.

„Ich konnte eine Medaille von den Olympischen Spielen mit nach Hause bringen“, freute sich Robert Förstemann, der in London im Team mit René Enders (Erfurt/Gera) und Maximilian Levy (Cottbus) Bronze ersprintete. „Bei meiner Verabschiedung zur Olympiade hier im Rathaus habe ich gesagt, dass ich auf eine Medaille hoffe, nun ist es Wirklichkeit geworden.“ Dabei sei er in der Disziplin mit einer Medaille zurückgekehrt, „in der ich es am wenigsten erwartet hatte“, und das, obwohl er erst 20 Minuten vor dem Wettbewerb erfuhr, „jetzt muss ich ran“. Im Sprint belegte der Polizeimeister – 2010 Welt- und 2011 Europameister im Teamsprint - Platz sieben.

Für eine besondere Überraschung sorgte Andreas Lauterbach, Präsident des Stadtsportbundes Gera e.V.. „Für Deinen Erfolg wollen wir Dir etwas überreichen, was Du bestimmt noch nicht hast, ein Denkmal“. Die von Mike und René Winkler gefertigte Eichen-Holzskulptur, so der Wunsch des Präsidiums des Stadtsportbundes, soll im Foyer der künftigen Radsportanlage einen würdigen Platz finden. „Jetzt fehlt nur noch eine Radrennbahn“, bedankte sich Robert Förstemann, der mit dieser Aussage nicht allein steht, löste doch dieser Wunsch Beifall unter den Anwesenden aus.

Nachdem der Schweriner Stefan Nimke seine sportliche Laufbahn beendet hat, sieht sich der Geraer als feste Größe im bundesdeutschen Teamsprint-Aufgebot. Schon jetzt hat er Olympia 2016 im Visier und wenn es nach ihm geht, soll es auch nicht der letzte Olympiazyklus sein. Bis 38 Jahre sieht sich der heute 26-Jährige im Rennsattel. Zuspruch findet er dafür bei seinem Trainer Emanuel „Emu“ Raasch, einst selbst Weltklassesprinter, der sehr gut nachfühlen konnte, wie es seinem Schützling erging, als er plötzlich erfuhr, „jetzt musst du ran“. „Robert hat eine Medaille geholt, eine Bronzene, und man sollte damit zufrieden sein“, meint der Berliner, der schon beim ersten Zusammentreffen spürte, das er aus dem Geraer etwas machen kann. „Allein schon an seinem Auftreten, wie er so über sich und seine Zukunft redete, merkte ich, da steckt ein großes Potenzial drin. Ich hatte und habe mir auf die Fahne geschrieben, ihn im Teamsprint ganz nach vorn zu bringen“, so Emanuel Raasch, der den BDR erst darauf gebracht hatte, so wie die Franzosen, mit vier Sprintern in London an den Start zu gehen.

Gespür für das Talent hatte auch Roberts erster Trainer Wolf-Dieter „Lumpi“ Lampke. „Robert kam als Quereinsteiger zu mir und in eine starke Trainingsgruppe. Schon seine Fahrtechnik beim Straßenrennen war beeindruckend und das als Anfänger im Rennsport. Im Training gab es noch keine Spezialisierung zwischen Bahn und Straße, doch frühzeitig zeichnete es sich ab, dass Robert mehr Talent für den Kurzzeitbereich hat“, erinnert sich der heute 74-Jährige. Übrigens war es der persönliche Wunsch von Robert Förstemann, dass sein erster Trainer zu diesem Empfang eine Einladung erhält.

Danach gefragt, ob sich sein Oberschenkelumfang von derzeit 73 Zentimetern noch erweitert, meint er, „ich hoffe nicht. Irgendwann reicht es auch mal. Ich denke, dass ich nicht viel mehr trainieren kann, als jetzt.“

Dass Robert Förstemann, was seine sportliche Perspektive betrifft, mit einer solchen Zuversicht nach vorn schaut, ist auch dem großen Engagement seines Heimatvereins, dem SSV Gera 1990 e.V., geschuldet. Besonders engagierte sich SSV-Sportdirektor Bernd Herrmann, dem es gelungen war, Vertreter der Wirtschaft für die Förderung des Sprintasses zu gewinnen, als Robert aus dem Team Erdgas.2012 ausschied. „Ohne diese Unterstützung würde es heute keine Olympische Bronzemedaille geben. Ich möchte mich bei allen bedanken, die in der für mich nicht leichten Zeit der Entscheidung zu mir gehalten haben und mich auch künftig weiter unterstützen“, so Robert Förstemann.

Für Bernd Herrmann ist dieser Olympiaerfolg ein Beweis dafür, dass Gera auf einem guten Weg ist, ein Versprechen der Oberbürgermeisterin im Wahlkampf einzulösen, dass der Radsport in Gera einer der Leuchttürme sein wird. „Mit der neu gegründeten Agentur S-Event möchten wir den Radsport in Gera neu beleben. Ein deutliches Zeichen in diese Richtung wollen wir im nächsten Monat mit dem 1. Internationalen Steher- und Sprinterpreis der Stadt Gera setzen. Wir hoffen darauf, dass dieses Highlight, bei dem auch René Enders und Marcel Barth starten, von den Geraern angenommen wird. Gleichzeitig haben wir neue Strukturen im Verein geschaffen, mit denen wir im kommenden Olympiazyklus wieder zu einer von zwei Kaderschmieden für den Thüringer Radsport-Verband werden“, so der SSV-Sportdirektor.

Auch Emanuel Raasch weiß, dass sein Schützling starke Trainingspartner braucht. „Wir brauchen keine Katzen im Team, sondern Löwen die brüllen, einer reicht da nicht aus.“ So wird Robert Förstemann in Berlin künftig mit dem Niederländer Roy van den Berg und dem Polen Damian Zielinski trainieren, die übrigens auch am 15. September auf dem Geraer 250-Meter-Betonoval ihr Debüt geben werden.

Als nächster größerer Höhepunkt folgt Ende Oktober ein Präsentationsrennen im schottischen Glasgow, anlässlich der Einweihung der Chris-Hoy-Arena. Ein sehr erfreulicher Termin soll der 19. Januar 2013 sein, die Geburt Robert´s und Jenni`s Sohn Noah. Eine Woche später folgt dann der Startschuss zum Sechs-Tage-Rennen in Berlin und im Februar 2013 die Weltmeisterschaften in Minsk. (rs)


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16. Aug 2012 „Jetzt fehlt nur noch eine Radrennbahn“
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