Vera Hohlfeld ist für Reiner Späth die richtige Nachfolgerin zur Fortführung der Frauenrundfahrt.
Vera Hohlfeld ist für Reiner Späth die richtige Nachfolgerin zur Fortführung der Frauenrundfahrt.

Mister Frauenrundfahrt wird 90.
Vor 75 Jahren fand der Geraer Reiner Späth zum Radsport.

30. Jun 2022

Bei der diesjährigen Lotto Thüringen Ladies Tour mit dem Etappen­ort Gera denkt man unwillkürlich an einen Geraer, an Reiner Späth. Schon in frühen Jahren tauschte der gelernte Schlosser den Schraubenschlüssel gegen die Trillerpfeife und eine Vielzahl von farbigen Flaggen. Ganz fremd war ihm das Metier nicht, denn seinen ersten Kontakt mit dem Radsport hatte er als Kunstradfahrer, wo er 1948/49 sogar Thüringenmeister wurde.

Es ist nicht übertrieben, wenn man davon spricht, dass die Internationale Thüringen Rundfahrt der Frauen, die inzwischen als LOTTO Thüringen Ladies Tour in 34. Auflage zur Aus­tra­gung kam, sein Kind ist. Mit Vera Hohlfeld, die viele Jahre selbst die Tour fuhr und zahlreiche Siege erreichte, wurde für die Gesamt­leitung eine würdige Nachfolgerin gefunden.

Reiner Späth, der liebevoll „Mister Frauenrundfahrt“ genannt wird, feiert heute seinen 90. Geburtstag. Wer in diesen Tagen mit ihm ins Gespräch kommt, für den werden 75 Jahre gelebte Radsportgeschichte lebendig.

Begonnen hatte alles mit einer Radsportveranstaltung auf dem Geraer Marktplatz im Jahre 1947. Wenn heute so viel von der Rad­sportstadt Gera gesprochen wird, dann muss man auto­ma­tisch diese Hommage mit Reiner Späth verbinden.

Bevor er sich dem Rennsport als Organisator widmete, ver­such­te er sich im Kunstradsport. Seine sportliche Heimat fand er in der BSG Einheit, kam dann 1973 über die SG Dynamo Gera-Mitte zur SG Wismut Gera und ist heute Ehrenmitglied im SSV Gera.

Von der Pike auf erlernte er das Radsport-Funktionärs-ABC als Organisator, Kampf- und Schiedsrichter und brachte es bis zum nationalen UCI-Kommissär. Von Beginn an gehörte er dem Be­zirks­fachausschuss Radsport in Gera an, war Gründungs­mit­glied des Deutschen Radsport-Verbandes der DDR und sechs Jahre Vizepräsident des DRSV. Bis zur Auflösung des Dach­ver­ban­des war er Vorsitzender der Kommission Wett­kampf­we­sen. Er zählt zu den Mitbegründern des Thüringer Rad­sport-Ver­ban­des, übernahm die Funktion des Fachwartes Renn­sport und ist heute Ehrenmitglied des Landesverbandes.

Bei der Internationalen Friedensfahrt war er 25-mal Jury-Mit­glied, darunter 12-mal auf dem Motorrad und 7-mal Mit­ar­bei­ter im Organisationsbüro. Wettkampfhöhepunkte, an die er sich noch heute gern erinnert, sind die Junioren-Welt­meis­ter­schaf­ten auf dem Sachsenring 1960, die Sprintwettbewerbe „Großer Preis der DDR", die zahlreichen Kinder- und Jugendspartakiaden wie auch die Länderkämpfe gegen Ungarn und England. Doch einem sportlichen Ereignis gab er seine ganz besondere Prä­gung, der Internationalen Thüringen Rundfahrt der Frauen. Er selbst spricht gern von „seiner Rundfahrt" und das mit Recht. Seinem Geschick und seiner weitsichtigen Teamführung ist es vor allem zu danken, dass diese Rundfahrt einen festen Platz im UCI-Kalender gefunden hat.

Bei der einst stattgefundenen Internationalen Thüringen Rund­fahrt der Männer stand er dem Cheforganisator Gerhard Böttner als sportlicher Leiter zur Seite.

Alle Freunde des Radsports wünschen Reiner Späth, dass er noch lange dem Thüringer und besonders dem Geraer Radsport erhalten bleibt.   (rs)

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