Gera, 05.09.2009
Potenziale erkennen.
Einsatz eines Sichtungstrainers trägt Früchte.


Fast dreimal soviel Kinder wie in den Vorjahren fanden seit Februar den Weg zum Anfängertraining auf die Geraer Radrennbahn. Eine zufriedenstellende Bilanz? Wir sprachen darüber mit Christian Magiera, der seit Saisonbeginn für die Sichtung von Talenten beim SSV Gera tätig ist.

Christian Magiera ist seit Saisonbeginn für die Sichtung von Talenten für den Radsport beim SSV Gera tätig. In den Jahren zuvor durchschnittlich 20, seit Februar bis jetzt fast 60 Schüler für das Anfängertraining gesichtet. Ein Ergebnis, worauf Sie stolz sind?
Ja, das ist schon ein schöner Erfolg, ein Erfolg der viele Väter hat, darunter den Schulsportkoordinator Günter Eck und die Grundschullehrerin Frau Hupfer aus der Hans-Christian-Andersen-Schule. Richtig stolz wäre ich aber erst, wenn darunter einmal ein neuer Weltmeister wäre.

Nicht jeder, der gern Rad fährt, ist für den Radsport geeignet. Fühlen Sie sich als Talentscout?
Jein, man sieht nicht in zwei bis drei Trainingseinheiten, wer richtig talentiert ist. Aber ein bischen Geschick auf dem Rad muss man schon zeigen, und man muss sich "sich quälen" können. Diese Ansätze kann man schon sehen.

Worauf legen Sie bei der Sichtung besonderen Wert?
Ich will die Kinder für den Sport und unsere schöne Sportart begeistern. Talentierte Radsportler erkennt man an den guten motorischen Fähigkeiten und an der Radbeherrschung. Wir achten also besonders auf geschickte Kinder, die hohe Trittfrequenzen treten können.

Welche Maßnahmen umfasst das Sichtungsprogramm?
Wir führen mit drei 4. Klassen aus der Hans-Christian-Andersen Grundschule eine Sportstunde pro Woche durch. Gerade in der Ferienzeit nutzen wir aber auch Kooperationsmaßnahmen mit dem Schullandheim "Junge Touristen" um talentierte Kinder zu sehen. Wir suchen aber auch im Sportunterricht anderer Schulen nach Talenten. Ein besonderes Highlight ist der "Olaf Ludwig Pokal".

Welche Bedeutung messen Sie dem Tag des Geraer Radsports um den "Olaf Ludwig Pokal" bei?
Dieses Jahr haben 14 Kinder, die am Olaf-Ludwig-Pokal teilgenommen hatten, den Weg zu unserem Probetraining gefunden. Deswegen ist der Tag des Radsports natürlich sehr wichtig und interessant für uns. Man kann talentierte Kinder am besten finden, wenn man sieht, wie sie dort mit dem Rennrad auf der Radrennbahn umgehen, und welche Leistungen sie bringen. Die Kooperation mit den Schulen und insbesondere dem Schulamt trägt auch dazu bei, dass jedes Jahr mehr Kinder an dem Schulsportwettkampf auf der Radrennbahn teilnehmen. Dieses Jahr kamen allein 133 Kinder!

Nicht jeder neue Sportler verfügt über das entsprechende Know How für den Rennsport. Sind dann nur die Eltern gefordert?
Nein, der SSV bietet ein kostenfreies Probetraining. In dieser Zeit bekommen die Kinder Bekleidung und ein Rennrad vom Verein kostenfrei gestellt. Gerade weil zurzeit so viele Kinder kommen, wird unser Materialbestand aber auch knapp. Aber wir wollen auch zukünftig mit Hilfe unserer Sponsoren dieses Konzept beibehalten. Der Vereinsbeitrag liegt bei den Schülern bei monatlich 4 Euro. Im Verein gibt es die Möglichkeit Rennräder zu mieten. Wir lassen die Eltern keinesfalls allein.

Radsportvereine beklagen sich über zu wenig Nachwuchs. Als Grund werden häufig die geburtenschwachen Jahrgänge und das Doping angeführt. Warum fällt der SSV Gera mit seiner erfolgreichen Nachwuchsgewinnung da aus dem Trend?
In der Realität steigt die Zahl der Kinder, die im typischen Radsporteinstiegsalter sind. Die Dopingproblematik im Profiradsport halte ich persönlich nur für eine Ausrede. Fakt ist aber, dass scheinbar weniger Kinder in die Sportvereine kommen. Wir sind im SSV Gera deshalb erfolgreicher als andere Radsportvereine, weil wir darauf mit mehr Aktivitäten in der Sichtung reagieren, und eben nicht resignieren. Es ist nicht so, dass Kinder keinen Sport treiben wollen. Wir bieten ein interessantes Angebot, was offensichtlich gut angenommen wird.

Sehen Sie weitere Möglichkeiten, Kinder für den Radsport zu begeistern?
Wir überarbeiten unsere Konzepte in der Nachwuchsgewinnung ständig. So haben wir zum Beispiel dieses Jahr den Olaf-Ludwig-Pokal auf die dritten Klassen ausgeweitet. Seit kurzem haben wir unsere ehemalige Sportlerin Petra Franke gewonnen, die sich speziell um Kinder im Alter von 5-9 Jahren kümmert. Und ich bin mir sicher, dass es noch viele weitere Möglichkeiten gibt, Kinder für den Radsport zu begeistern.   (rs)


    << zurück zur Übersicht

06.09.2009 - www.ssv-gera.de