Auf der 4. Etappe der 22. Internationalen Thüringen Rundfahrt der Frauen hieß es heute Kampf gegen die Uhr und damit auch Kampf gegen sich selbst. Die Toursiegerin aus den beiden vergangenen Jahren, Judith Arndt vom Team Columbia Highroad Women, die verletzungsbedingt ihren Start absagen musste, sah vor dem Start neben ihrer Teamkameradin Linda Villumsen, der Gesamtführenden nach drei Etappen, auch Trixi Worrack von der Equipe Nürnberger Versicherung in der Favoritenposition.
Die 23,1 Kilometer "Rund um Triebes" hatten es in sich. Der Kurs mehr hügelig, führte über den berüchtigten Dörtendorfer Berg, der von den Radamazonen auf der Abschluss-Etappe "Rund um Greiz" am Sonntag noch zwei Mal genommen werden muss.
"Ein bizarrer Kurs für ein Einzelzeitfahren", befand mit Karin Thürig (Bigla Cycling Team) jene Spezialistin aus der Schweiz, die in dieser Disziplin bereits zweimal Weltmeisterin war. "Diese Achterbahn mit dem Zacken in der Mitte und den kurvenreichen Abfahrten hätte ich vorher länger studieren müssen, um eine Siegchance zu haben". Trotzdem saß die 37-jährige Bankkauffrau aus Zürich gleich hinter dem Zielbogen lange auf dem heißen Stuhl, der für die Fahrerin mit der Bestzeit reserviert war.
Die 35:50 Minuten, die sie für die 23,1 Kilometer lange Berg- und Taljagd benötigt hatte, entsprachen immerhin einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 38,67 km/h. Doch dann rasten acht Frauen noch schneller, und die Schnellste brachte es gar auf einen Schnitt von 40,548 km/h.
Für die Österreicherin Christiane Soeder (Cervelo Test Team) blieb die Uhr nach 34:10 Minuten stehen, eine Zeit, an der sich die noch folgende Konkurrenz die Zähne ausbeißen sollte. Selbst Jochen Dornbusch, Sportlicher Leiter der Equipe Nürnberger Versicherung, zeigte sich überrascht, obwohl er der Vorjahressiegerin von Schmölln exzellente Zeitfahrqualitäten attestiert hatte, aber auch meinte: "Dieser Kurs sei zu tückisch für sie."
Doch letztlich ließ die Ärztin im Wartestand, die aus Remscheid stammt, ihr Doktorexamen in Solingen bestanden und nach Querelen mit dem Bund Deutscher Radfahrer den österreichischen Pass und die dazugehörige Rennlizenz erworben hatte, alle Zweifler verstummen. In der Gesamtwertung kletterte die 34-jährige Hausärztin vom 19. auf den 4. Rang.
Trixi Worrack wollte es wissen, doch im Ziel fehlen ihr dann fünf Sekunden für den Sieg, was für sie Platz zwei bedeutete. Mit einem Rückstand von 34:45 Sekunden kam die Weltcup-Erstplatzierte Marianne Vos vom Team DSB Bank Nederland Bloeit als Drittschnellste ins Ziel.
Linda Villumsen, Olympiafünfte von Peking, verteidigte ihre Führung und geht am morgigen Samstag bei "Rund um Schmölln" im gelben Sparkassen Leader-Trikot an den Start. In der Tageswertung platzierte sie sich in 35:11 Minuten auf Rang fünf und war damit um 45 Sekunden langsamer als die Tageszweite Trixi Worrack.
Doch noch ist im Gesamtklassement alles offen. Ganze 53 Sekunden trennen die Cottbuserin von der Führungsspitze, die nach Jahren als Zweite endlich einmal die Thüringen-Tour gewinnen könnte. Auf Platz drei Marianne Vos (DSB Bank Nederland Bloeit). Das grüne Bergtrikot bleibt bei Tina Liebig, da es beim Einzelzeitfahren an diesem Tag keine Bergertung und damit auch keine Veränderungen gab.   (rs)


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