Ein grauer Schleier lag über der neuen Erfurter Radrennbahn, wo vom 8. bis 12. Juli die 123. Deutschen Meisterschaften im Bahnradsport ausgetragen werden. Die immer wieder einsetzenden Regenschauer über dem Oval im Andreasried sorgten, trotz Teilüberdachung, immer wieder für Unterbrechungen. Trotz der Widrigkeiten konnte das Programm am Eröffnungstag erfolgreich absolviert werden und die Zuschauer bekamen in den 12 Stunden abwechslungsreiche und spannende Wettbewerbe zu sehen.

Etwas mehr als ein Wimpernschlag. Das als Titelverteidiger gestartete Thüringer Teamsprint-Trio hatte mit dem Olympiatritten René Enders als Anfahrer - an seinem Hinterrad der frischgebackene 200m-Rekordhalter Mathias Stumpf aus Berlin und Michael Seidenbecher - in der Qualifikation in 46,556 s das Finale um zwei Hundertstelsekunden verpasst.

Alles richtig gemacht hat das erst kürzlich neu gegründete Chemnitzer Team Erdgas.2012 mit Robert Förstemann als Anfahrer, Sascha Hübner und Carsten Bergemann. Schon in der Qualifikation setzten sie ein deutliches Achtungszeichen. Trotz widriger Witterungsbedingungen sicherten sie sich in 45,799 s den Einzug ins Große Finale, wo sie dann noch einmal zulegen konnten und das Schweriner Track Cycling Team in der Besetzung mit dem 1000m-Weltmeister Stefan Nimke, Marco Schröder und Tobias Wächter klar in 45,747 s auf Rang zwei verwiesen. Nicht knacken konnten sie den aktuellen Bahnrekord, der bei 45,480 s liegt. Besonders groß die Freude bei Robert Förstemann, der mit einer Zeit von 17,737 s in der Qualifikation sowie von 17,687 s im Finale jeweils der schnellste Anfahrer war. René Enders konnte die zweitschnellsten Zeiten für die erste 250m-Runde setzen. Dabei sah es im Vorfeld alles andere als gut aus. "Eigentlich haben wir uns gar nicht warm fahren können", so der Geraer.

Mehr als bescheiden das Finanzbudget des Chemnitzer Teams, dafür aber hoch motiviert, nutzen die Schützlinge um Teamchef Michael Hübner ihre Chance bei diesen Deutschen Titelkämpfen und bewiesen sowohl in der Qualifikation wie auch im Finale auf allen drei Positionen ihre Dominanz.

Übergroß die Freude auch bei den Eltern von Robert Förstemann. Seit fünf Jahren kämpft der Geraer um den DM-Titel im Teamsprint. Erst jetzt im Trikot des Teams Erdgas.2012 – vorher fuhr er im Erfurter SWE Team, dann im Team XXL Erdgas – wurde sein Wunsch Wirklichkeit.

Bereits am Vormittag hatten die Chemnitzer Grund zum feiern. Gold gab es im 500 m Zeitfahren der weiblichen Jugend für Team-Nesthäkchen Monika Kendziora.

Schadlos hielt sich SWE Sprintteam der der Gastgeber im Kleinen Finale um Platz drei, wo sie das Sparkassenteam Brandenburg mit Paul Kanzler, Philipp Thiel und Erik Balzer in 46,172 s vom Podest verdrängen konnten. "Unser Ziel war die Titelverteidigung. Aber unsere Zeit war einfach zu schlecht, um ganz oben anzugreifen", resümierte der Erfurter Trainer René Wolff. Und auch René Enders zeigte sich enttäuscht. "Ungenügend, Note sechs!", so sein Kommentar. Für den 25-jährigen jedoch nicht ganz so problematisch, gelten doch diese Titelkämpfe für ihn als Durchgangsstation für die U23 Europameisterschaften ab 15.Juli in Minsk. Unzufrieden auch Michael Seidenbecher: "Wir waren der Titelverteidiger und wollten Gold, da ist Rang drei eine Enttäuschung."
Mit Robert Förstemann, René Enders und Stefan Nimke standen nach der Teamsprint-Entscheidung letztlich dann auch alle drei WM-Bronzemedaillengewinner auf dem Podest.

Die bis 2007 für den SSV Gera 1990 gestartete Madeleine Sandig (Equipe Nürnberger) gewann in der 3000 m Einzelverfolgung der Frauen in 3:52,880 min die Goldmedaille.

Eine weitere Medaille für den Thüringer Radsport-Verband ging zum Auftakt an die Erfurterin Sophia Brunner, die im 500 m Zeitfahren der weiblichen Jugend Bronze erkämpfen konnte.

Weitere Platzierungen der SSV-Starter:
Jugend U17: 500m: 12. Robert Uebel. 2000m: 11. Jakob Höfer, 37. Florian Serfling, 46. Florian Butz, 48. Patrick Renner. Junioren U19: 3000m: 21. Thomas Reichardt   (rs)


Homepage der  Bahn-DM 2009 in Erfurt >>
Alle Ergebnisse  siehe finishtime.de >>