Eigentlich sollte es für die Bahnradsportler aus dem TEAG Team Köstritzer in Stuttgart bei den Bahn-Weltmeisterschaften um Titel und Platzierungen gehen. Doch statt eines möglichen Medaillenregens löste ein Skandal den anderen ab. Die für den Erfurter Heimtrainer Jens Lang nicht nachvollziehbaren Nominierungen, veranlassten ihn, seine Schützlinge zum Boykott der Welttitelkämpfe aufzufordern.
Begonnen hat es mit der Nominierung des Olympiasiegers Robert Bartko aus Potsdam vom niederländischen Profiteam Rabobank für die Einzelverfolgung, der zwar seit drei Jahren keinen nennenswerten Bahnwettbewerb mehr bestritten hat und nach eigener Aussage bei Wettbewerben in Frankfurt/Oder bessere Zeiten erreicht haben will als Altmeister Jens Lehmann, der wiederum alle Nominierungshürden im Vorfeld genommen hatte. Jens Lehmann zeigte sich frustriert und das nicht ganz unberechtigt. Doch als dann nach dem Viertelfinal-Aus die Medaillenchancen sowohl bei dem Thüringer Daniel Becke wie auch bei Robert Bartko platzten und auch der bis dahin nach Erfüllung der Nominierungskriterien für die Mannschaftsverfolgung bereitstehende Sebastian Siedler wie auch Daniel Becke nicht an den Start gehen sollten, da sich Bundestrainer Bernd Dittert und Sportdirektor Burckhard Bremer für die Olympiabesetzung von Sydney (Jens Lehmann/Gera, Guido Fulst, Robert Bartko, Robert Bengsch/alle Berlin) entschieden hatten, eskalierte der Streit zwischen dem Bund Deutscher Radfahrer und Jens Lang, der via E-Mail seine Sportler, unter Hinweis darauf, dass er als Trainer für sie nicht mehr zur Verfügung steht und auch ihnen seine persönliche Freundschaft kündigt, wenn sie mit den Berlinern an den Start gehen, zum Boykott aufforderte. Jens Lehmann, Daniel Becke, Chrisian Bach und Sebastian Siedler stellten sich hinter den Protest ihres Trainers, was die sportliche Leitung des BDR veranlasste, das Flaggschiff des Deutschen Radsports zurückzuziehen. Während Jens Lang, nach seiner eigenen Aussage, ein Zeichen für sportliche Fairness, Kameradschaft, Ehrlichkeit und Vertrauen setzen wollte, demonstrierte die Führungsspitze des deutschen Radsportes Konsequenz: Ausschluss aus dem WM-Nationalkader, Verweis aus dem Mannschaftshotel und das Aus für Olympia 2004. Nun droht Sebastian Siedler und Christian Bach der endgültige Rausschmiss aus dem Nationalkader und die Streichung der Bundeswehrförderstelle, was neben dem Ende ihrer sportlichen Laufbahn sich auch zum finanziellen Fiasko für sie entwickeln kann. Gespräche zur Schadenbegrenzung zwischen dem Bund Deutscher Radfahrer und den Spitzenvertretern des Thüringer Sports verliefen vorerst ergebnislos. Eine endgültige Entscheidung des BDR-Präsidiums über mögliche Konsequenzen steht derzeit noch aus. Eine Entscheidung könnte am Donnerstag in der Sitzung des BDR-Präsidiums fallen. Ungewiss im Moment auch die Zukunft für den Erfurter Trainer Jens Lang, über dessen Schicksal Olympiastützpunkt und Landessportbund Thüringen zu entscheiden haben.
Erste Konsequenzen gab es seitens des TEAG Team Köstritzer, das Jens Lang bis zur endgültigen Klärung von seiner Funktion als sportlicher Leiter beurlaubte und Gerald Mortag mit der Wahrnehmung aller sportlichen Aufgaben im Team beauftragte. RG-Rat und Teammanager distanzierten sich vom Vorgehen ihres sportlichen Leiters Jens Lang wie auch vom Verhalten der Sportler und werden sich ebenfalls weitere Schritte, nach reifer Abwägung aller Gesichtspunkte vorbehalten. In einem ersten Gespräch, am Vorabend des Starts zur Mannschaftsverfolgung, gelang es Teammanager Olaf Albrecht und Norbert Schneider, Präsident des RSC Turbine Erfurt und Mitglied des RG-Rates, bei den Sportlern Einsicht zu erreichen, die daraufhin ihre Startbereitschaft signalisierten. Doch da war die Entscheidung für den Rückzug des Quartetts beim BDR bereits gefallen.


Aktuelle Infos gibt es auch auf der Homepage des TEAG Team Koestritzer.  weiter >>