„Mister Frauenrundfahrt“ wird 85.
Vor 70 Jahren fand der Geraer Reiner Späth zum Radsport

30. Jun 2017

Ein Blick in eines der Programmhefte. Für Reiner Späth immer auch ein Blick auf sein Lebenswerk.
Ein Blick in eines der Programmhefte. Für Reiner Späth immer auch ein Blick auf sein Lebenswerk.

Wenn am 12. Juli in Geras „Guter Stube“ der Startschuss für die „Lotto Thüringen Ladies Tour“ erfolgt, dann denkt man unwillkürlich an einen Geraer, an Reiner Späth. Schon in frühen Jahren tauschte der gelernte Schlosser den Schraubenschlüssel gegen die Trillerpfeife und eine Vielzahl von farbigen Flaggen. Ganz fremd waren ihm diese nicht, denn seinen ersten Kontakt mit dem Radsport hatte er als Kunstradfahrer, wo er 1948/49 sogar Thüringenmeister wurde.

Es ist nicht übertrieben, wenn man davon spricht, dass die Internationale Thüringen Rundfahrt der Frauen, die in diesem Jahr in 30. Auflage zur Austragung kommt, sein „Kind ist“, und die in Vera Hohlfeld, die viele Jahre selbst die Tour gefahren und zahlreiche Siege erreicht hat, als die neue Macherin eine würdige Nachfolgerin gefunden hat.

Der heute liebevoll als „Mister Frauenrundfahrt“ genannt wird, feiert am 30. Juni 2017 seinen 85. Geburtstag. Wer heute mit ihm ins Gespräch kommt, für den werden 65 Jahre gelebte Radsportgeschichte lebendig.

Begonnen hatte alles mit einer Radsportveranstaltung auf dem Geraer Marktplatz im Jahre 1947. Wenn heute so viel von der Radsportstadt Gera gesprochen wird, dann muss man automatisch diese Hommage mit Reiner Spät verbinden.

Bevor er sich dem Rennsport als Organisator widmete, versuchte er sich im Kunstradsport. Seine sportliche Heimat fand er in der BSG Einheit, kam dann über die SG Dynamo Gera-Mitte 1973 zur SG Wismut Gera und ist heute Ehrenmitglied im SSV Gera 1990.

Von der Pike auf erlernte er das Radsport-Funktionärs-ABC als Organisator, Kampf- und Schiedsrichter und brachte es bis zum nationalen UCI-Kommissär. Von Beginn an gehörte er dem Bezirksfachausschuss Radsport in Gera an, war Gründungsmitglied des Deutschen Radsport-Verbandes der DDR und sechs Jahre Vizepräsident des DRSV. Bis zur Auflösung des Dachverbandes war er Vorsitzender der Kommission Wettkampfwesen. Er zählt zu den Mitbegründern des Thüringer Radsport-Verbandes, übernahm die Funktion des Fachwartes Rennsport und ist heute Ehrenmitglied des Landesverbandes.

Bei der Internationalen Friedensfahrt war er 25-mal Jury-Mitglied, darunter zwölfmal auf dem Motorrad und siebenmal Mitarbeiter im Etappen-Org-Büro. Wettkampfhöhepunkte, an die er sich noch heute gern erinnert, sind die Junioren-Weltmeisterschaften auf dem Sachsenring 1960, die Sprintwettbewerbe „Großer Preis der DDR", die zahlreichen Kinder- und Jugendspartakiaden wie auch die Länderkämpfe gegen Ungarn und England. Doch einem sportlichen Ereignis gab er ein ganz besonderes Gepräge, der Internationale Thüringen Rundfahrt der Frauen. Er selbst spricht gern von „seiner Rundfahrt" und das mit Recht. Seinem Geschick und seiner weitsichtigen Teamführung ist es vor allem zu danken, dass diese Rundfahrt nicht nur einen festen Platz im UCI-Kalender gefunden hat, sondern als ein Rennen der höchsten Kategorie im Frauenradsport sich mit den anderen Internationalen Rundfahrten messen kann und als das internationale Frauenereignis in der Radsportwelt gilt. Seit Beginn der 90er Jahre hatte er die Chefmütze auf, fand immer wieder Wege, die auf Ostthüringen zugeschnittene Etappen-Fahrt attraktiver zu machen. So verfolgt er noch heute mit großem Interesse den Verlauf der Rundfahrt.

Bei der Internationalen Thüringen Rundfahrt der Männer stand er dem Cheforganisator Gerhard Böttner als sportlicher Leiter zur Seite und noch heute ist seine Kompetenz gefragt, so bei der Organisierung und Ausrichtung von Radsportereignissen des SSV Gera, wie bei der Ostthüringen Tour.

Alle Freunde des Radsports wünschen Reiner Späth, dass er noch lange dem Thüringer, besonders aber dem Geraer Radsport erhalten bleibt. Die Jubiläumsgeburtstagsfeier selbst muss aus gesundheitlichen Gründen noch etwas warten. Wird aber nachgeholt, verspricht der Jubilar. Wünschen wir ihm baldige Genesung.  (rs)

30. Jun 2017 „Mister Frauenrundfahrt“ wird 85.
Vor 70 Jahren fand der Geraer Reiner Späth zum Radsport
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