Es muss nicht immer Radtraining sein.
Ostthüringen Tour Gewinner Lucas Küfner weilte auf Einladung von Volkmar Vogel in Berlin.

04. Jul 2017

Lucas Küfner gemeinsam mit seinen Eltern Iris und Thomas und dem Gastgeber Volkmar Vogel unter der Kuppel des Reichstagsgebäudes.
Lucas Küfner gemeinsam mit seinen Eltern Iris und Thomas und dem Gastgeber Volkmar Vogel unter der Kuppel des Reichstagsgebäudes.

Fast wie drei Tage Schule und das in den Ferien. Ohne Rad, kein Training und doch ein Programm, das Lucas Küfner in Bewegung hielt, auch wenn alle politisch bedeutsamen und historischen Orte in Berlin mit dem Reisebus angefahren wurden. „Es war beeindruckend, interessant und sehenswert“, so das Fazit des 12-jährigen Radsportlers vom SSV Gera zum Abschluss seiner dreitägigen Berlinreise.

Noch etwas anderes wird für ihn unvergessen bleiben. Er kann von sich behaupten, ein Jahrhundertereignis miterlebt zu haben. Laut Wetterdienst Meteogroup fiel in Berlin örtlich binnen 24 Stunden mehr als doppelt so viel Regen wie normalerweise im ganzen Juni. Allein im Stadtteil Oranienburg wurden 260 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen.

Ganz so schlimm war es im Stadtteil Berlin-Mitte nicht, obwohl schon der kürzeste Weg ausreichte um durchnässt zu sein. Dem gegenüber bot das dreitägige Besucherprogramm eine perfekte Entschädigung.

Aufgefallen durch sportliche Leistung war der Geraer Radsportler bei der Ostthüringen Tour, die er 2014 und 2016 in seiner jeweiligen Altersklasse gewinnen konnte. Volkmar Vogel (CDU), Mitglied des Deutschen Bundestages, zählt seit Jahren zu den Förderern dieser bundesweit in seiner Art einmaligen Mehretappen-Nachwuchsrundfahrt. Beeindruckt von den Leistungen des im Bad Köstritzer Ortsteil Pohlitz beheimateten Radsportlers, hatte er ihn und seine Eltern zu einem Besuch nach Berlin eingeladen.

In der ersten Ferienwoche war es dann soweit und so machte sich der künftige Achtklässler aus dem Osterlandgymnasium mit einer Reisegruppe auf den Weg nach Berlin.

„Ich bin schon gespannt, was mich da alles erwartet. Das Programm ist sehr umfangreich und Freizeit wird es da wohl nicht geben“, meinte er vor der Abfahrt in Ronneburg. Mit Zwischenstopp in Schmölln und Altenburg ging es dann Richtung Berlin. Am ersten Besuchstag nach dem Mittagessen erfolgte der Besuch im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

„Vielleicht erfährt man da etwas darüber, wie Politik gemacht wird, wie alles in einem solchen Ministerium abläuft“, meinte er. Die Erwartungen waren groß und ebenso der Informationsfluss, doch meint er jetzt schlauer zu sein. Zufällig wird der Besuch in diesem Ministerium wohl nicht gewesen sein. So ist Volkmar Vogel unter anderem stellvertretend Mitglied im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Als hoch interessant empfand Lucas am zweiten Besuchstag eine Debatte im Plenarsaal des Bundestages, die er 60 Minuten live mit verfolgen konnte. Diese stand ganz im Zeichen des bevorstehenden G20 Gipfels und die Redebeiträge der einzelnen Fraktionsvertreter vermittelten auch einen ersten Hauch von Wahlkampf. Auf der Besuchertribüne war Ruhe verordnet, auch Beifall war nicht erlaubt. So wurde auch eine Besucherin von ihrem Partner angestoßen, als sie gerade Beifall spenden wollte.

Anders dann in der Diskussionsrunde mit Volkmar Vogel. So nah war Lucas Küfner dem Abgeordneten nur nach den Siegerehrungen bei der Ostthüringen Tour in Münchenbernsdorf gekommen. Aber dort lag das Interesse eher auf dem Sport. Hier ging es nun um reale Politik und für ihn erstaunlich die Offenheit mit der sein Gastgeber auf alle Fragen antwortete.

„Ich fand es cool, auf diesem Gebiet mit Herrn Vogel in Kontakt zu kommen. Oft denkt man ja, das sind irgendwie andere Menschen. Dabei sind die ganz normal, offen und sagen auch was auf uns zukommt“, meint Lucas Küfner.

Aufgefallen war dem Sportler, dass viele Plätze im Plenarsaal nicht besetzt waren, dass viel herumgelaufen wurde und dass fast immer nur der Beifall aus den eigenen Reihen des Redners kam.

Nach dem Besuch der Kuppel des Reichstagsgebäudes und dem Mittagessen folgte am Nachmittag ein interessantes Informationsgespräch beim Europäischen Parlament in Berlin. Den Abschluss bildete ein Abendessen, verbunden mit einer Rundfahrt auf der Spree.

Der dritte Besuchstag führte Lucas Küfner in die Geschichte. Im Geschichtsunterricht davon noch weit entfernt, hier und da mal etwas gehört und nun ganz konkret erlebt. Auf dem Programm stand der Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer sowie des asis-Panoramas am Checkpoint Charlie.

Vielleicht etwas zu viel Historie für einen 12-Jährigen. Was aber ganz bestimmt bei ihm in Erinnerung bleiben wird, sind die sehr unterschiedlichen, sehr berührenden Schicksale, die die Menschen mit der Berliner Mauer verbinden.

Abgerundet wurde der Besuch in der Bundeshauptstadt durch zwei Stadtrundfahrten mit Orientierung an historisch-politischen Punkten.

„Mit Berlin verbinde ich die Kids-Tour, ein internationales Nachwuchs-Radrennen. Da ist Radsport angesagt und von der Stadt bekommt man dabei nicht viel zu sehen. Aber den Kurfürstendamm, den kenne ich schon, auch wenn ich dort nur meine Runden mit dem Rennrad gedreht habe“, freut sich Lucas Küfner über alles, was er an diesen drei Tagen erlebt hat.

Drei Tage ohne Training, ohne Rennrad. Dafür musste er am Wochenende ran, denn am nun folgenden Wochenende steht schon der nächste Wettkampf an, wo sich der Schützling von SSV-Trainerin Heike Schramm als einer der jüngsten Starter gut in Szene setzen will.  (rs)

04. Jul 2017 Es muss nicht immer Radtraining sein.
Ostthüringen Tour Gewinner Lucas Küfner weilte auf Einladung von Volkmar Vogel in Berlin.
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