Am Anfang waren es nur schwarz-weiße Tücher.
Heute nicht mehr wegzudenken - der Fanclub.

02. Dez 2016

Der Fanclub des SSV Gera sorgt bei den Wettkämpfen für Aufmerksamkeit, Jubelstimmung und für ein freudbetontes Klima bei Sportlern und Trainern.
Der Fanclub des SSV Gera sorgt bei den Wettkämpfen für Aufmerksamkeit, Jubelstimmung und für ein freudbetontes Klima bei Sportlern und Trainern.

Sie sind nicht organisiert und wollen es auch nicht sein und doch fühlen sie sich als eine eingeschworene Gemeinschaft. Die Rede ist vom Fanclub des SSV Gera. Daran gedacht, sich als Verein zu organisieren und juristisch einzutragen, hat man schon, aber es dann doch nicht gemacht. „Zu viel Aufwand, zu viele Ver­pflich­tun­gen“, meint Andrea Adam. Sie ist von Anfang an dabei, hält die Fäden in der Hand und meint: der Fanclub, das sind wir alle. Einen Schlachtruf gibt es nicht. „Wir setzen auf Spon­ta­ni­tät und haben bisher immer die richtigen Worte ge­fun­den, auch wenn manchmal welche meinen, dass wir es mit unserer Sympathie für den SSV Gera etwas übertreiben“, sagt sie.

Vor gut vier Jahren hat alles angefangen. Ihre Kinder waren damals zwischen elf und zwölf Jahren. Was sie verband, war der Radsport, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Als Eltern waren sie bei den Wettkämpfen ihrer Schützlinge dabei, haben sich über deren Erfolge gefreut und wenn es nicht so lief, waren sie diejenigen, die die Kinder trösteten.

„Die Kontakte zwischen uns Eltern waren anfangs eher locker, doch das Zusammentreffen bei den vielen Wettkämpfen brachte uns näher. Wir haben uns immer besser verstanden. Als sicht­bares Zeichen der Zusammengehörigkeit haben wir uns schwarz-weiße Tücher umgebunden“, erzählt Andrea Adam.

Dann kam eins zum anderen. Es war im Frühjahr 2014, die Tü­cher verschwanden, dafür kamen die T-Shirts. Christiane Röh­richt nahm das in die Hand. Gemeinsam entschied man sich für die Farbe Grün. Frank Metzner hatte auch einen Vorschlag, womit diese T- Shirts bedruckt werden sollten: ein Radfahrer musste es sein, das Vereinslogo zur Identifizierung der Zu­ge­hö­rig­keit zum SSV Gera und dazu der Aufdruck „FANCLUB“.

Der Fanclub des SSV Gera war damit geboren. „Was für eine tolle Idee, dachten wir und hatten dabei ganz übersehen, dass unser Radler kein Bahn- oder Straßenfahrer war, sondern ein Mountainbiker. Was natürlich den Sportlern sofort auffiel. Wir hatten allerdings kein Problem damit. Nur lustig sollte es sein und wir fanden es lustig“, erinnert sich Andrea Adam.

Den widrigen Witterungsbedingungen im Herbst begegneten die Fans dann mit Jacken. Um den Bogen abzurunden, kamen in diesem Jahr die farbenfrohen Schals dazu. Die Idee dazu hatte der Vereinspräsident, Olaf Albrecht. Beim Festakt anlässlich der Verleihung der Goldenen Sterne des Sports in Januar 2016 war ein Team aufgefallen, in dem alle Fans einen Schal umgebunden hatten. Olaf Albrecht dachte, so etwas wäre auch etwas für uns. Seine Idee wurde vom Fanclub aufgegriffen und realisiert.

Egal ob bei den Wettbewerben auf der Geraer Radrennbahn oder irgendwo im Freistaat, ja selbst bundesweit, die Geraer SSV-Fans waren nicht zu übersehen und nicht zu überhören, denn auch akustisch waren sie inzwischen zu einer Macht geworden.

Für die Sportler der U13 und U15 ist die Kidstour in Berlin ein Highlight, das noch größere Erlebnis ist dabei die Abschlussetappe über den „Ku’damm“. In diesem Jahr fand die Schlussetappe in Marzahn statt. „Tote Hose, nichts von Stimmung. Zum Glück waren wir aber da, um zu retten was zu retten war. Sogar der Moderator hat uns immer wieder aufgefordert, Stimmung zu machen. Zum Glück hatte Patrick Renner das Megafon mit, von dem wir regen Gebrauch machten. Ach so, unsere Hüte, um die wir unsere Schals gebunden hatten, die muss ich unbedingt noch erwähnen“, erzählt Andrea Adam und muss heute noch über diesen Auftritt lachen. Unvergessen seien auch die Erlebnisse bei der Südpfalztour, „vor allem die Abende“, sagt sie.

Nicht immer treffen alle Eltern zusammen und es wird infolge der Altersklassenstruktur auch nicht einfacher. Aber so zwischen zehn und 15 Eltern sind es immer und manchmal lehren sie die Konkurrenz, sprich den anderen Eltern, das Fürchten. Doch bei genauerem Hinsehen ist es eher der Neid darauf, was die Geraer Radsporteltern sich geschaffen haben und was den anderen eben nicht gelungen ist. Zumindest bisher.

Nicht ganz zum Radsport passend, aber es sind ja die Fans, die Eltern und nicht die Sportler, die vor den Wettkämpfen gern zum Sektglas greifen. Andrea Adam spricht sogar von einem Ritual und dem Sekt geben sie den Namen „Antisturzsekt“. Schließlich wollen sie ihre Jungs und Mädchen Radfahren sehen und das möglichst ohne Sturz. „Es hat auch fast immer geholfen“, sagt sie.

Den Trainern wollen die Fans nicht ins Handwerk pfuschen, was wohl aber nicht immer ganz so gelingt. Doch, dass es nicht überhand nimmt, dafür sorgen die Trainer dann schon selbst. Andererseits wird das Engagement der Eltern unter den Trainern hoch geschätzt. Sie packen mit an, wenn es erwünscht ist, übernehmen auch teilweise die Versorgung der Sportler und sorgen, bei all dem Ernst in den Wettkämpfen, für ein freudbetontes Klima. Womöglich auch ein Faktor für die kontinuierliche Leistungsentwicklung im Verein. Für den Außenstehenden ergibt sich der Eindruck einer familiären Atmosphäre und das ist es auch, was die Fans vermitteln wollen.

Was die Fans zusammenschmiedet, auch unter Einbeziehung der Trainer, sind die alljährlichen Sommerfeste und der Jahresabschluss bei Familie Metzner in der „Kaktusbar“. Doch darüber möchte Andrea Adam nicht sprechen. „Ich will ja nicht alles verraten. Wir genießen es einfach.“  (rs)

02. Dez 2016 Am Anfang waren es nur schwarz-weiße Tücher.
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